Reloop Turn 7 im Test: Rundum-Sorglos-Paket für Vinyl-Einsteiger
Leichter ist der Vinyl-Einstieg nicht zu machen: Man biete einen bildschönen Plattenspieler mit eingebautem Phonoverstärker an und baue ein unwiderstehliches Zubehörpaket drumherum.

Eigentlich wollte ich doch nur ... Ja, Sie wollten doch nur einen Plattenspieler. Einfach einen Plattenspieler. An sich keine komplizierte Angelegenheit. Wenn man kein HiFi-Freak ist.Ein HiFi-Freak würde Ihnen sagen, dass ein Plattenspieler eine hochkomplizierte Sache ist. Ein technisches Wunderwer...
Eigentlich wollte ich doch nur ... Ja, Sie wollten doch nur einen Plattenspieler. Einfach einen Plattenspieler. An sich keine komplizierte Angelegenheit. Wenn man kein HiFi-Freak ist.
Ein HiFi-Freak würde Ihnen sagen, dass ein Plattenspieler eine hochkomplizierte Sache ist. Ein technisches Wunderwerk. Knapp unterhalb von Mondraketen, künstlicher Intelligenz und der Entwicklung von Apps zur Kernfusion einzuordnen. Er wird Ihnen nun eindringlich zuflüstern, Plattenspieler seien ein äußerst diffiziles Hightech-Wunder, für das man tiefe Kenntnisse, die Hilfe von Spezialisten und einen Satz Präzisionswerkzeuge wie elektronische Waagen mit Genauigkeiten im Hundertstel-Gramm-Bereich benötige.
Und überhaupt, so der HiFi-Freak, seien Investitionen von (mindestens!) mehreren Tausend Euro nötig, um auch nur ansatzweise in ein Klang-Nirwana einzutauchen, von dem Nichtbesitzer eines Highend- „Laufwerks“ nur träumen könnten. Ganz zu schweigen von jenem siebten Himmel, der sich auftäte, wenn man sich auch noch einen „halbwegs ordentlichen“ Tonabnehmer für kaum mehr als 2.000 Euro zulegen würde..
Wenn sie nun erschrocken sind und beschließen, die Finger von der Sache zu lassen und sich lieber ein Fahrrad zu kaufen, statt um die Aufnahme in diesen elitären Club zu bitten, kann Ihnen das wohl niemand verdenken. Und einer wunderbaren Sache wurde wieder einmal ein Bärendienst erwiesen. Unser Rat: Hören Sie einfach nicht auf das Gerede!
Plattenabspielen ist seit den Tagen des Grammophons alles andere als Raketentechnik. Sicherlich kann man das Ganze in vielerlei Hinsicht auf die Spitze treiben, aber das Prinzip ist immer dasselbe. Und die technische Entwicklung, gerade jene der letzten 30 bis 40 Jahre, kam dem Thema Plattenspieler weit entgegen.
Ein preisgünstiger Plattenspieler heutiger Tage ist für gewöhnlich um Welten besser als ein preisgünstiger Plattenspieler aus dem Jahr, sagen wir mal, 1980. Und selbst eine absolute Billiglösung, sozusagen das Brett mit Teller und Plastiktonarm, kann bereits Hörspaß bereiten. Und die Schallplatten? Finden Sie schon ab 1 Euro auf dem Flohmarkt. Und heutzutage, gerade jetzt, sind Schallplatten nicht weniger als Kult, Streaming hin oder her.
Bei den Profis, im DJ- und Pro-Audio-Bereich, war der Plattenspieler immer präsent. Reloop, ein Hersteller mit 20 Jahren Plattenspieler-Erfahrung, setzt seine Expertise auch mit einer eigenen HiFi-Abteilung um: „Reloop HiFi“ hält für Audio-Enthusiasten optimierte Plattenspieler bereit, deren Kennzeichen Komplettausstattung und Unkompliziertheit sind. Und unser Testexemplar, der Turn 7, bietet sogar Riemenantrieb – das ist für die Profis natürlich knapp an der Grenze zu undenkbar, für HiFi-Fans dagegen audiophiler Standard.

Vinyl-Einsteiger bekommen hier ein Rundum-Sorglos-Paket, nämlich einen 8 Kilogramm schweren, bildschönen, komplett manuell zu bedienenden Riementriebler mit Tonarm und vormontiertem Ortofon-Tonabnehmer. Das Ensemble in Betrieb zu nehmen, erschöpft sich also letztlich mit der Einstellung der Auflagekraft am Gegengewicht des Tonarms. Eine Aktion, die mit Hilfe einer ausführlichen Bedienungsanleitung alles andere als kompliziert ist.

Was ist wirklich Komplettausstattung?
Stellen wir uns einmal einen interessierten Newcomer vor. Einen, der vielleicht schon einen Verstärker und eine moderne Komplettanlage oder irgendein „Soundsystem“ zu Hause hat. Spätestens bei der Frage nach einem „Phono“-Anschluss ist erfahrungsgemäß Ende Gelände. Konsequent gedacht, sollte dieses Problem die Vorfreude nicht trüben.
Das dachte sich womöglich auch Reloop und stattete den Turn 7 gleich mit zwei entscheidenden Merkmalen aus: einem eingebauten Phonoverstärker und einem A/D-Wandler, der das Signal über eine USB-Schnittstelle ausgibt. Der Vinyl-Newcomer ist damit sämtlicher Anschluss-Sorgen ledig und kann unmittelbar durchstarten, entweder analog via „Aux“-Eingang an einer beliebigen Anlage oder direkt über den Computer.

Wer dagegen lieber externe Phonoverstärker einsetzen will, kommt ebenfalls nicht zu kurz: Via Wahlschalter liegt an den Ausgangsbuchsen auch unmittelbar das Signal des spielfertig eingebauten MM-Tonabnehmers Ortofon 2M Red an, bekanntermaßen unter den preisgünstigen Abtastern eine sichere, unkomplizierte Klangbank mit einem erstklassigen Preis-Leistungs-Verhältnis.

Sichere Bank: MDF-Chassis
Im Wortsinn die Basis des Turn 7 ist ein massives MDF-Chassis mit vier höhenverstellbaren Füßen. Elektronik und Antriebsmotor sitzen unsichtbar im Inneren des klavierlackbehandelten Blocks, der die Laufruhe sicherstellt. Auch das Tellerlager ist darin verborgen, nur die Spindel inklusive einer konischen Achse für die Aufnahme des Plattentellers ragen heraus.
Die konische Aufnahme und ihr Buchsen-Gegenstück im Acryl-Plattenteller sorgen für Präzision des Rundlaufs und einen festen Sitz des Tellers auf der Achse. Ältere Vinyl-Kenner werden sich erinnern, dass das bei hochwertigen Plattenspielern früherer Zeiten einmal Quasi-Standard war, bevor die Rotstifte zu viel strichen.

Der Plattenteller selbst ist rund 1,7 Kilogramm schwer und 20 Millimeter dick, sozusagen ein Mittelding zwischen den „Glaubens“-Richtungen schwer und leicht. Eine Label-Vertiefung weist er nicht auf, und der Hersteller erwähnt dazu, eine Plattenteller-Auflage sei nicht notwendig. Dennoch liegt dem Gesamtpaket eine schwarze Filzmatte bei, deren Verwendung also Geschmackssache ist.
Rund um den Lagertrakt im Chassis sitzt eine Art „Lichtkranz“ aus blauen LEDs, der sich über dem matten Acrylteller als diffuses blaues Leuchten zeigt. Auch abschaltbar, wenn man will. Wir geben aber gern zu: Es gefiel uns.

Riemenantrieb
Womöglich deutet der Riemenantrieb des Turn 7 ein wenig auf seine Profiherkunft hin. Er ist nämlich überraschend kräftig ausgelegt und zieht den Plattenteller binnen Sekundenbruchteilen auf die Nenndrehzahl. Zur Disposition steht auch die 45er-Geschwindigkeit. Unter dem mitgelieferten Zubehör findet sich übrigens sogar der „Puck“ für Singles, nicht selten ein Mysterium für Vinyl-Neulinge, die eventuell auch über audiophile LPs mit 45er-Drehzahl-Spezifikation zunächst mal stolpern werden.
So für alle Eventualitäten ausgerüstet, erstaunt Kenner der Materie dann die Tatsache, dass der Antriebsmotor kein Synchron-, sondern ein Gleichspannungsmotor ist und sich also im Chassis auch noch eine entsprechende Stromversorgung befinden muss. Den Tellerantrieb über den vornehm abgedeckten Pulley übernimmt ein Flachriemen, der am Tellerrand aufliegt; dieses Ensemble läuft geräuschlos und butterweich.
Als Staubschutz soll natürlich die Plexiglashaube dienen, die aber bekanntermaßen klanglich kontraproduktiv ist, weil sie sich Vibrationen über den Luftschall einfängt. Faustregel: den Plattenspieler besser ohne die Haube betreiben, vorsichtig abstauben und regelmäßig den Antriebsriemen reinigen. Womit wir beim Tonarm wären, den man am besten mit einem Pinsel zart abstaubt.

Gerader Tonarm
Beim Reloop Turn 7 handelt es sich um einen höhenverstellbaren, geraden Arm mit Carbonrohr, einer gekröpften Headshell mit SME-Bajonett und einer mit einer Skala versehenen Antiskating-Einrichtung. Als effektive Masse des Tonarms gibt der Hersteller 18,5 Gramm an. Die Auflagekraft liefert ein drehbares Gegengewicht, das ebenfalls mit Skala versehen ist; eine Tonarmwaage ist hier, wenn man der im Manual beschriebenen Vorgehenweise folgt, nicht nötig.
Der eher zu den leichten Vertretern seiner Art zählende Tonarm kann mit einem ordentlich funktionierenden Lift aufwarten und besitzt eine Halterung mit Klemmvorrichtung.

Ortofon-Klassiker
Über den in der Vinyl-Szene weithin bekannten, häufig getesteten und allseits gut beleumundeten Tonabnehmer Ortofon 2M Red gibt es eigentlich nicht mehr viel zu sagen: Für seinen Preis ein kleines MM-Wunder, nicht besonders empfindlich bezüglich der Auflagekraft (optimal 18 mN), robust und langlebig. Zweifellos eine gute Wahl von Reloop HiFi und klanglich mit einem Hauch Wärme, überzeugendem Bassfundament und viel Spielfreude gesegnet. Viel schiefgehen kann da also nichts mehr, wenn die Plattenspieler-Basis stimmt. Und die stimmt.
Wie so häufig in solchen Fällen entscheidet über Wohl oder Wehe nicht simples Aufsummieren von Fähigkeiten, nicht die Spitzenleistung auf bestimmten Gebieten, sondern das Gesamtbild. Und das wird bestimmt von Fehlern, die der Turn 7 eben gerade nicht macht. Weil er nicht versucht, in Revieren zu wildern, in denen Großwild steht.
Will heißen: Das, was er kann, macht er goldrichtig und ohne Fehl und Tadel. Das Ergebnis ist deshalb in sich stimmig, überzeugend und ausgewogen. Und unterm Strich kommt deutlich mehr Hörvergnügen auf, als es die Preisklasse vermuten ließe. Da liegt die Schlussfolgerung nahe, dass es besser ist, weiteres Geld lieber in eine umfangreiche Schallplattensammlung als in Hochrüstung zu investieren.
Falls die Klangansprüche, nachdem man sich erst einmal mit dem Vinyl-Virus infiziert hat, dennoch weiter steigen sollten, wäre der Griff zu einem externen Phonoverstärker die nächstliegende Option. Obwohl der eingebaute RIAA-Entzerrer alles andere als schlecht ist. Und der USB-Ausgang? Okay, der ist gut zum Aufnehmen.
Aber eines sollte klar sein: Für ein Pärchen winziger Computer-Lautsprecher ist der Turn 7 als ausgewachsenes HiFi-Laufwerk wirklich viel zu schade. Unser Rat dazu: ein solider Vollverstärker und dazu vielleicht noch ein Paar Boxen aus derselben Preisklasse wie der Reloop Turn 7.

Notizen aus dem Messlabor
Laufwerks-Eigengeräusche: mit Schallplatte (rot) und Phono-Verstärker ordentlicher Rumpelwert von 71 dB (maximal möglich 74 dB). Bei der Rumpel-Messung mit Koppler fallen 50-Hz-Brumm und einzelne Brumm-Peaks des Motors auf (blau). Ohne Verstärker erhöhter Netzbrumm, Rumpelwert mit Platte sinkt auf 66 dB. Sehr guter Gleichlauf (0,07 % IEC-386, 2-Sigma), aber erhöhte Absolutdrehzahl (+1,5 %).

Der Phono-Verstärker ist mit 35 dB Gewinn auf laute MM/MI-Systeme abgestimmt. In Verbindung mit dem 2M-Red ergibt sich ein glatter Frequenzgang. Die USB-Digitalisierungsfunktion arbeitet einwandfrei, nur sehr laute Passagen verzerren leicht. Der Datenstrom gelangt maximal im 48-kHz/16-Bit-Format in den Rechner.
Reloop Turn 7: Fazit
Ein Rundum-sorglos-Angebot, bei dem der Klang stimmt. Und wer den Schönling wirkungsvoll präsentieren will, findet dazu das Passende im Zubehörangebot von Reloop HiFi. Es gibt da nämlich ein kleines Möbel, das Turntable Lowboard – bezahlbar und stilsicher sowas von 60er-Jahre.
Technische Daten: Reloop Turn 7
Vollbild an/ausTechnische Daten | Reloop Turn 7 |
---|---|
Antrieb | Riemen |
Geschwindigkeiten | 33 & 45 |
Drehzahlumschaltung | ja |
Arm-Höhenverstellung | ja |
Füße höhenverstellbar | ja |
Pitch-Regelung | nein |
Vollautomat/Endabschaltung | nein / nein |
Gleichlaufschwankung | 0,2% WRMS |
Signal- Rauschabstand | >45dB oder höher |
Tonabnehmer | Ortofon 2M Red (Moving Magnet) |
Garantiezeit | 2 Jahre |
Maße (B x H x T) | 42,0 × 14,8 × 35,6 cm |
Gewicht | 8,2 kg |
Besonderheiten | eingebaute Phonostufe, USB, blau beleuchteter Plattenteller |
Reloop Turn 7: Angebote und Alternativen
In unserem Vergleichs-Widget (unten / nur ohne Werbeblocker sichtbar) haben wir neben dem Turn 7 auch den DJ-Plattenspieler mit Direktantrieb Turn 5 und das Direkttriebler-Flaggschiff Turn X sowie die Budget-Modelle Turn 3 und 2 aufgenommen.
Im Vergleichs-Widget können Sie die wichtigsten technischen Daten der verschiedenen Modelle bequem und übersichtlich miteinander vergleichen.
In unserem Angebots-Widget haben wir ebenfalls die Alternativen aus dem Hause Reloop hinzugefügt.
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FAQ - Reloop Turn 7
- Welche besonderen Funktionen bietet der Reloop Turn 7 Plattenspieler?
Er hat einen eingebauten Phonoverstärker, USB-Anschluss zur Digitalisierung, riemengetriebenen Antrieb, Ortofon 2M Red Tonabnehmer und eine abschaltbare blaue LED-Beleuchtung. - Eignet sich der Turn 7 für Vinyl-Einsteiger?
Ja, die einfache Installation und der vormontierte Tonabnehmer machen ihn ideal für Einsteiger. Der Plattenspieler ist direkt anschlussfertig. - Was sind die wichtigsten technischen Spezifikationen des Turn 7?
Gewicht: 8,2 kg; Geschwindigkeiten: 33/45 RPM; riemengetriebener, manueller Betrieb; höhenverstellbare Füße und Tonarm. - Welche Vorteile bietet der eingebaute Phonoverstärker und die USB-Funktion?
Der Phonoverstärker ermöglicht den direkten Anschluss an diverse Systeme, und die USB-Schnittstelle speichert Aufnahmen im 48-kHz/16-Bit-Format. - Ist der Reloop Turn 7 auch für fortgeschrittene HiFi-Nutzer interessant?
Ja, er kann ohne die interne Phonostufe genutzt werden, was ihn für externe Phonoverstärker kompatibel macht. Der Ortofon 2M Red liefert außerdem tollen Klang.