Testbericht
AV-Vollverstärker Yamaha DSP Z 11
Um nicht nur Einbildung, sondern Fakten zu schaffen, setzt Yamahas Flaggschiff, der DSP Z 11 (5500) bis zu elf Endstufen ein. Klingt das wirklich besser als mit sieben oder "nur" fünf?
- AV-Vollverstärker Yamaha DSP Z 11
- Der DSP Z 11 im Internet
- Datenblatt

"Treten Sie näher", scheint Yamahas großer DSP Z 11 dem Betrachter zu bedeuten. Sein Preis von 5500 Euro, seine 21 Zentimeter hohe Stirn und sein Gewicht von 34 Kilogramm flößen zwar Respekt ein, doch die wenigen Bedienknöpfe - auch unter der Frontklappe findet sich nur ein kleines Set - lassen gar nicht erst den Verdacht aufkommen, dass dieser mächtige Multikanal-Vollverstärker nicht zu beherrschen sei.

In der Tat, wer an HDMI-Out 1 oder 2 einen Monitor anschließt, saust im Nu durch das schön logisch aufgebaute, feingezeichnete und farbige Menü und erlebt das erste Setup als pures Vergnügen. Selbst bei einem Ausflug in die Welt der DSP-Programme kommt keine Verwirrung auf - trotz der Feststellung, dass sich 56 Grundoptionen in Intensität, Anfangsverzögerung, Raumgröße, Lebendigkeit und Dialog-Lift variieren lassen, dass es also unendlich viele Einstellungen gibt.
Zu alledem darf der Besitzer bei zwei Subwoofern an drei und beim Center sowie den weiteren Boxenpaaren jeweils an sieben Frequenzpunkten einen parametrischen Equalizer ansetzen.
Prima , dass es zum Auto-Lip-Sync variable Offsets gibt oder dass der Z 11 auch im Standby HDMI durchschleift. Doch dann stellt der weise Yamahaner seinen Z 11 auf "Straight", schließt unter anderem einen Blu-ray-Player an, der dem Verstärker via HDMI 1.3a die Original-HD-Streams offeriert, und genießt.

Technikfreaks dürfen dabei immer mal wieder die famosen Vorzüge ihres Multikanalers bedenken. Beispielweise, dass er als erster seiner Gattung einen "Voltage-Controlled Crystal Oscillator" (VCXO) besitzt, der nicht nur die Bitketten der Alt-Digital-Ins neu takten, sondern auch die HDMI-Audio-Datenfluten makellos jitterfrei auffrisieren kann. Darüber freuen sich die vier Texas-Instruments-Großprozessoren oder die sieben Haupt-Digital/Analog-Wandler des Burr-Brown-Edeltyps DSD 1796 ganz besonders, weil sie so viel präziser zupacken dürfen.
Der neue Yamaha besitzt 11 Endstufen, 7 große wie gehabt plus 4 kleinere, die auch bei HD-Platten keine dezidierte Ansteuerung finden. Über sie vermag der Z 11 jedoch vorne oben und hinten oben aufgestellte, zusätzliche "Presence"-Boxen mit selber ausgeknobelten Unten/Oben-Informationen zu beschicken. stereoplay möbelte also den Hörraum mit sieben Lautsprechern von Sonics (Allegra und Anima) und vier weiteren von Audiodata (Petite) auf.

Die optimistische Annahme, dass man es dem Yamaha anvertrauen sollte, den Hörraum ganz besonders genau auszuloten, ihm also eine zusätzliche, automatische Einmessung zu erlauben, erwies sich leider als irrig. "Huii, huii..." tönte es, und das für jede Box und dann nochmal mit dem Messmikrofon auf den anderen Ecken einer ebenfalls mitgelieferten Dreiarm-Halterung. Und das Ganze bei diversen Plätzen... Es dauerte Stunden, bis das Ergebnis feststand: Es klingt hohl, fad, indiskutabel - egal ob mit Unten/Oben oder ohne.
Reumütig kehrten die Tester nicht nur zum manuellen Setup zurück, sondern gleich zu Stereo - womit der Yamaha die Tester die unglückliche Odyssee bald vergessen ließ. "Sagenhaft", hieß es etwa bei Livingston Taylors "Isn't She Lovely?" (Heft-CD 5/07), der pfiff so echt, da bestanden die Lippen hörbar aus Fleisch und Blut. Die völlig reinen, feinst und schwerelos mäandernden und stets delikat-milden Begleitklänge führten nicht minder zu Bewunderung: Das klang, als ob ein Engel Gitarre spielt.
Mit gleicher Genialität schaffte es der Z 11 bei Jack Johnsons "Banana Pancakes", das Hintergrundgeriesel in veritables Wasser zurückzuverwandeln - und das sonnendurchflutete rhythmische Wiegen und die entspannt-gefühlsseelige Stimme in Wärme pur.

Der Feinauflösung und der Sensibilität des Yamahas hatte nicht einmal stereoplays Referenz, Denons AVC A 1 XV (4/05, 6000 Euro) etwas entgegenzusetzen. Das 44-Kilo-Schwergewicht konterte zwar mit Energie, mit noch stämmigeren Bässen und mit brillanteren Höhen. Das führte objektiv zum Punkte-Patt, aber nicht bei allen Juroren zur gleichen Sympathie.
Bei den Surroundvergleichen mit den datenreduzierten Formaten Dolby Digital und DTS glänzte der Denon allerdings. Sein Bass-Pepp und sein unbeugsamer Wille, auch aus lumpigen Höhensträhnchen noch etwas Ansehnliches zu gestalten, wurden hier dringend gebraucht. Nicht dass der Yamaha versagte, er schuf bei diesen Hörvergleichen immer noch Großes; er ließ jedoch einfach immer durchscheinen, dass sein moderneres Herz entweder an CDs, SACDs oder eben an den neuen HD-Formaten der Blu-ray hing.
"Melde mich gehorsamst ab", schien der AVC A 1 XV dann bei den ersten Dolby-True-HD-Takten der "Legends Of Jazz" (LRS Media) zu bedeuten. Mit analoger Multikanal-Ansteuerung räumten die Tester der bewährten Referenz noch eine Chance ein. Doch bereits jetzt stellte der Yamaha die Künstler lebendiger und die Instrumente plastischer dar. Um sich dann bei HDMI-Ansteuerung seines Einbau-Decoders (den es beim Bau des AVC noch nicht gab) in unfassbarer Weise zu steigern.

Wo gerade da was aufquoll, da etwas döste oder dort etwas in Hintergrund-Schwaden verschwand, erschien plötzlich alles völlig durchsichtig, total lebendig und sternenklar. Die Tester hingen - hinzu kam das perfekte HD-Bild vom Beamer Panasonic PT AE 100 E - nur so an den Saiten von John Pizzarelli und an den Lippen Jane Monheits.
Dann die Idee: Nehmen wir jetzt doch wieder alle 11 Boxen und stellen den DSP mit Feintune-Bedacht auf "Cellar Club". Aha, jetzt wurde die Bühne tiefer und breiter, die akustische und die Leinwandstimme deckten sich, die Musik erschien abermals lebendiger. Also doch fantastisch, der Z 11? Ja sicher! Er setzt eine umsichtige Annäherung voraus, aber dann kommt man von der neuen Klangdimension nicht mehr los.