Testbericht
AvMap Motivo
Ein großes 4,3-Zoll-Display, einen Medienplayer, eine außergewöhnliche Optik in Blau-Silber - das alles gibt's beim italienischen AvMap Motivo für nur 250 Euro. Eine echte Kampfansage in Sachen Preis.
- AvMap Motivo
- Datenblatt
- Wertung

Der italienische Hersteller AvMap macht Ernst: Waren Navis mit 4,3-Zoll-Displays bisher unter 350 Euro nicht zu haben, so bieten die Mannen aus der Toskana ihren auffallende Newcomer in der hier gesteteten DACH-Version für gerade einmal 250 Euro an. Die Europa-Variante kostet nur 50 Euro mehr. Ein verlockendes Angebot, denn man bekommt nicht nur einen mit Breitbildlotsen, sondern auch einen MP3- und Videoplayer plus Bildbetrachter. Außer einem Bluetooth-Freisprecher sind alle Trendfeatures an Bord.
Wer zudem auf extravagante Optik steht, der dürfte am AVMap Motivo Gefallen finden: Babyblau kombiniert mit Silber sieht man nicht alle Tage. Trotz dieses typisch italienischen Looks ist das Gehäuse robust und beherbergt einen SD-Kartenschacht, USB-, Strom- und Kopfhöreranschlüsss sowie Lautstärkeregler und Eingabestift. Die Halterung ist allerdings relativ kurz, trotz ihres Kugelgelenks nur mäßig flexibel und wenig stabil.
Menü in Bonbon-Optik

Das originelle Styling setzt sich im Menü fort, deren Blautöne sich mit dem hellen Blau der Schale schon etwas beißt. Das Hauptmenü enthält neben der Zieleingabe und den Routenfunktionen Optionen für den Bildschirm und die Lautstärke - diese hätte man eher im Einstellmenü vermutet. Dort taucht das Display auch tatsächlich wieder auf - eine Logik, die nicht ganz nachvollziehbar ist. Unverständlich bleibt auch, warum man aus den Einstellungen nicht mehr ins normale Menü kommt, sondern den Umweg über die Kartenansicht nehmen muss. Der Rest ist relativ klar gegliedert, mit Bildern versehen und meistens eindeutig beschriftet.
Allerdings reagieren einige Buttons recht eigenwillig auf Eingaben - mal gar nicht und mal übertrieben stark. Dazu sind viele Flächen für die Bedienung unterwegs etwas klein geraten. Dieser Makel wäre auf einem derartig großen Display vermeidbar gewesen. Dafür macht die Zieleingabe mit ihrer Buchstabenausblendung und der Vorselektion der Orte einen sehr guten Eindruck. Routen mit mehreren Etappen zu planen oder schnell ein Favoritenziel anzulegen, ist hier aber keine leichte Aufgabe.
Ähnlich wie im Menü geht's in der Kartenansicht zu: Auch hier versammeln sich alle Grundfarben zu einer wilden Orgie. So findet sich Blau in allen Schattierungen in den Buttons und Infobalken. Ein Element am linken Displayrand gibt Auskunft über Geschwindigkeit, Zeit und Entfernung zum Ziel. Die Buttons zum Zoomen sind etwas klein geraten und reagieren nicht immer auf Anhieb.
Überfrachtete Kartenansicht

Zwei Welten bilden die 2-D- und die 3-D-Ansicht: Bei Ersterer ist die virtuelle Kamera definitiv zu weit vom Fahrzeug entfernt, um eine gute Übersicht zu liefern. Wenigstens wird das Display gut ausgenutzt. Im 3-D-Modus ist dies nicht der Fall: Knapp zwei Zentimeter gehen allein für den "Himmel" drauf - ein breiter lila Balken (siehe Bilder). Die Straßennamen werden derweil in Kleinstschrift an den unteren Bildschirmrand gequetscht. Für die Karte bleibt nur noch ein schmaler Streifen übrig. Dieser wird zugepflastert mit dicken grünen, orangefarbenen, gelben und rosa Straßen sowie überdimensionalen roten Abbiegepfeilen. POIs sollte man, zumindest in Städten, tunlichst ausblenden, sonst regnet es geradezu Symbole - und die Übersichtlichkeit ist komplett dahin.
Durchwachsene Routenführung
Dabei gelingt die Routenwahl in vielen Fällen gut, komplett überzeugen kann sie freilich nicht. So lotste der elektronische Pfadfinder auf einer schnellen Route durch die City. Auf dem Weg von einem Vorort zurück ins Stadtzentrum bekamen die Tester aber für längere Zeit die schwäbische Flora zu Gesicht: Eine etwa fünf Kilometer lange, tempobeschränkte und schmale Straße sollte befahren werden. Das passte absolut nicht zur gewünschten "schnellen" Route.

Pluspunkte bringt die akustische Routenführung, auch wenn die Stimmung der Ansagerin irgendwo zwischen genervt, gequält und gelangweilt pendelt. Die Ansagen kommen mit fast perfektem Timing, ausführlich und eindeutig. Inakzeptable Werte bietet das Motivo bei der Rechengeschwindigkeit und beim Re-Routing. 40 Sekunden von Stuttgart nach Hamburg - da ist jeder Konkurrent schneller. Innerstädtische Ziele gehen mit etwa zehn Sekunden Berechnungsdauer noch in Ordnung, aber dafür muss man vorher, etwa bei der POI-Suche, viel Geduld haben, bis eine Liste mit den Zielen in der Umgebung angezeigt wird. Das ist nicht zeitgemäß. Für einen Lichtblick sorgen die Multimedia-Funktionen: So gibt der Videoplayer sogar DivX-Filme im Vollbild-Modus wieder. Auch MP3-Player und Bildbetrachter machen ihren Job gut. Die maue Navi-Leistung können diese netten Extras aber nicht ausgleichen.
Fazit
Hätte es in den 90er-Jahren schon Plug-&-Play-Navis gegeben, das Motivo wäre ein Top-Gerät gewesen. Für heutige Verhältnisse aber ist es zu langsam und zu schlecht bedienbar.