Ultra-HD 4LED-Beamer
BenQ X3000i im Test
Laser war gestern, jetzt starten LEDs durch. Brillanter denn je liefern sie im BenQ X3000i ein Farbvolumen, das erstmals mit TV-Geräten konkurrieren kann, wie unser Test zeigt.

Wir kennen und lieben BenQ als Hersteller von hochwertigen DLP-Projektoren, der stets ein gutes Gespür für den Markt und – wichtiger noch – für eine ausgezeichnete Farbwiedergabe besitzt. Geräte wie der etwas ältere Full- HD-Beamer W1400 oder seine 4KNachfolger W2700 und W5700 sind Legenden bei Heimcineasten, die unter 2000 Euro Marktpreis zuschlagen wollen.
Es existiert aber immer noch eine Preisschere, die anspruchsvolle Heimkinobauer in die hochpreisige Welt der Dreichip-Beamer jenseits der 5000 Euro abwandern lässt, während 4K-Einchip-DLPs immer günstiger werden müssen und dabei einen zweifelhaften Ruf für ihre sparsame Bildqualität erhalten, der nicht unbedingt gerechtfertigt ist.
Die als „Fake-4K“ gescholtene Technik des Pixelshiftens zauberte bei unseren Messungen nämlich teils klarere Bilder auf den Schirm als teure 3-Chiper mit nativem 4K, wenn diese eine suboptimale Konvergenz an den Tag legten.
Optimale Einstellungen: BenQ X3000i
Kategorie | Wert |
---|---|
Bildmodus | Cinema |
Kontrast | 50 |
Helligkeit | 50 |
Schärfe | 5 |
Gamma | 2.2 |
Farbtemp. | Normal |
RGB-Gain | ,98, 97, 102 |
Wie dem auch sei, auch BenQ hat im anspruchsvollen Heimkinobeamersegment lange schon nichts mehr nachgeschoben und konzentriert sich auf die kaufkräftigen Zielgruppen der Gamer und Wohnzimmer-Cineasten mit Designanspruch. Und jetzt ist dabei mit dem X3000i ein Gerät herausgekommen, das überraschenderweise viele ausgewachsene, sündhaft teure Heimkinobeamer in einem sehr wichtigen Bildaspekt locker an die Wand spielt: HDR-Brillanz mit erweitertem Farbraum.
Möglich wird das mit einer neuartigen 4LED-Lichtquelle, die reinste Grundfarben mit enormen 3000 Lumen Lichtstärke liefern und dabei 20.000 Stunden halten soll. Der Beamer braucht kein mechanisches Farbrad, und durch die schnelle Umschaltzeit stellen Regenbogenartefakte kein Problem mehr dar. Seit Jahren, als die ersten LED-Beamer im Taschenformat auftauchten, warten wir auf ein derartiges Gerät, das die damals schon erkannten Vorteile ins Heimkino skaliert.
Das gelingt dem X3000i allerdings nur bedingt, denn wie gesagt sind seine Zielgruppe nicht Heimcineasten, sondern Kunden mit Lifestyle, die einen Beamer spontan im Wohnzimmer aufstellen, um mit Freunden ein Sportevent oder einen Film zu streamen oder eine Runde an der Konsole zu zocken. Denn dafür ist der BenQ X3000i eine geniale All-in-One-Lösung.

Die schnelle Aufstellung des 6,4 kg schweren, nicht unbedingt winzigen, jedoch äußerst ansehnlich designten Gerätes gelingt durch den manuellen, kurzen 1,3-fach-Zoom und vertikales Autotrapez sehr schnell. Auch eine feste Deckenmontage ist möglich, und selbst dafür, den Beamer kopfüber beispielsweise in ein Hochregal zu stellen, werden anschraubbare Zusatzfüße mitgeliefert.
Das „i“ im Namen stellt die smarten Fähigkeiten in den Vordergrund, die damit anfangen, dass man den beigelegten HDMI-Stick QS01 in den vorgesehenen Slot ins Gerät einbaut. Danach ist sowohl Android 10 (2 GB Ram, 7 GB freies ROM) die Systembasis, aber auch per Knopfdruck die Kopplung zur Bildschirmkopie von Android-Telefonen, iPhones oder Windows-PCs möglich.
Allein eine Wiedergabe von Medien über den USB-Port wurde uns versagt. Mit der passenden App klappte der Zugriff auf unser Heimnetz sofort, und bis auf Netflix sind auch alle entscheidenden Anbieter von Video-on-Demand verfügbar. An den beiden HDMI-Buchsen, die V2.0b mit eARC bieten, lassen sich Bluray-Player oder Spielkonsolen anschließen, woraufhin die volle Pracht des HDR-Genusses losgehen kann.

LED statt Laser
Normalerweise sollte man denken, dass Lasern aufgrund der enormen Lichtleistung die Zukunft der Beamerwelt gehört. Doch unsere Erfahrungen im Labor waren zwiespältig. Wenn es sich um blaue Laser handelt, die gelbe Leuchtstoffe nutzen, ist noch ein Farbrad nötig, hinsichtlich für HDR-Farbraum und Regenbogenfehler also nichts gewonnen.
Schlimmstenfalls begrenzt Brillantcolor das Farbvolumen. Mit rotem Zusatzlaser fängt die Gefahr von Glitzern an, drei Laser sind HDR-kunterbunt, aber unglaublich teuer. LED-Lichtquellen wären die perfekte Alternative, doch wir haben bisher nichts jenseits der 800 Lumen gesehen. BenQ setzt auf 4 Grundfarb-LEDs, wobei zwei unterschiedliche Technologien inklusive Leuchtschicht für Grün eingesetzt werden. Tatsächlich konnten wir fast 2900 Lumen nachweisen, jedoch mit einem wie üblich unerträglichen Grünstich im Modus „Hell“.
Kalibriert holten wir stolze 2000 Lumen aus dem X3000i – nahezu doppelt so viel wie aus dem Heimkino-Spezialisten W5700. Das Geniale dabei ist, dass bereits hier 90 % des DCI-Kinofarbraums abgedeckt werden, wofür man bei den alten Lampenbeamern den Farbfilter vorschalten musste, der zu viel Lichtleistung kostete.
Testergebnisse: BenQ X3000i
Kategorie | Punkte |
---|---|
BILDQUALITÄT | 356 VON 435 |
SD / HDTV (75) | 63 |
UHD (HDR) (100) | 83 |
Kontrast (65) | 46 |
Schärfe (45) | 39 |
Geometrie / 3D (60) | 45 |
Farbdarstellung (45) | 40 |
Bildruhe (45) | 40 |
AUSSTATTUNG | 80 VON 100 |
Anschlüsse / HDMI (50) | 45 |
Projektionsoptik (20) | 10 |
Sonstige Extras (30) | 25 |
BEDIENUNG | 44 VON 55 |
Einstellmöglichkeiten (27) | 20 |
Ergonomie (8) | 7 |
Bildsteuerung (6) | 5 |
Fernbedienung (14) | 12 |
VERARBEITUNG | 45 VON 60 |
Anmutung (20) | 18 |
Material (40) | 27 |
GESAMT | 525 VON 650 |
So einen Filter hat der X3000i auch. Er macht das Bild 30 % dunkler, bringt aber erstmals 100 % DCI-Farben, was einem BT.2020 Farbvolumen von 84,4 % entspricht. Das ist das Niveau der besten QLED-Fernseher, viel bunter als OLED, und so etwas war im Beamersegment bisher absolutes Wunschdenken.
Was HDR-Farben betrifft, können Profi-Heimcineasten nun neidisch zu den Gamern blicken, die diesen wunderschönen X3000i besitzen. Was den Kontrast betrifft, ist leider noch Raum für Verbesserungen. Er liegt im guten Bereich modernster 4K-DLP-Chips und macht nur Spaß im schön leisen Smart-ECO-Modus, wo der Beamer in dunklen Szenen die Lichtpower zügelt.
Fürs Gaming ist das vielleicht nicht so wichtig, hier zählt Brillanz und vor allem, dass in Full-HD echte 240 fps angeboten werden – bei von uns nachgemessenen 5 ms Latenzzeit. In 60 Hz sind es immer noch exzellente 18 ms. Variable Refreshraten oder 120 Hz bei 4K bleiben außen vor. So haben wir ein paar Runden PS5 und Xbox gezockt, was in unserem Heimkino hyperrealistisch immersiv war, sind dann aber etwas schwindelig wieder zu den ruhigeren HDR-Filmen gewechselt.

Wie man im Messdiagramm unten (Messdiagramm links oben) erkennen kann, lässt sich BenQ hier nicht die Butter vom Brot nehmen. Bei 1000:1 Kontrast gibt es Abweichungen von den Farbpositionen von unter 2 %, also fast studiogerechte Farben. Die Gammakurve passt super, der Weißabgleich ist exzellent. Nebenbei fällt auf, dass 24p Kinofilme ohne Pulldownstottern dargestellt werden und auch einheimisches Fernsehen seine 50 Hz passend zugeschnitten bekommt.
Selbst 3D ist möglich, wurde von uns aber nur kurz aufgerufen. Dank des schnellen Chips und der LED-Technik sind False-Contour-Fehler zu vernachlässigen, aber auch kritisches Quantisierungsrauschen fiel kaum auf. Die Bildschärfe ist sehr gut, aber nicht maximal für Ultra-HD.

Wir nutzen im Labor die Farbmesssoftware Calman Ultimate von Portrait Displays, siehe www.portrait.com
Im HDR-Bereich war die Abstimmung ab Werk noch nicht völlig ausgereift. Wir mussten die exzellenten Messergebnisse erst hinkalibrieren und Setups mit und ohne „Großer Farbraum“ abspeichern. Dann war die Farbpalette phänomenal, vor allem was Rottöne betrifft unerreicht. Wir können nur hoffen, dass BenQ eine vergleichbare Technik in einem dedizierten Heimkinobeamer bringt, der vom Projektionsverhältnis her in unsere Enthusiasten-Installation passt.
Fazit
Gedacht für Lifestyle, Streamer und Gamer öffnet der BenQ X3000i durch seine 4LED-Lichttechnik und viele smarte Szenarien tatsächlich neue Horizonte im Heimkinomarkt. Dabei erzielt er eine für Beamer neuartige Qualität von HDR-Farben.