Calman Bundle: Einsteigerset im Labortest
Das Equipment, mit dem wir Farben von Displays messen und kalibrieren, kostet über 30.000 Euro. Jetzt gibt es ein erstaunlich präzises Gesamtsystem für unter 650. Wir vergleichen Calman Home, HDMI-Generator G1 und Messgerät C6 HDR5000 mit unserem Referenz Laborsetup.

Damit man einen Film in exakt denselben Farbtönen und Schattierungen genießt wie Regisseur und Kolorist es vorgesehen hatten, muss die Farbwiedergabe eines TV-Gerätes, Monitors oder Handys korrekt abgestimmt sein. Ab Werk ist das nie der Fall, jedoch kommt man glücklicherweise oft mit Voreinstel...
Damit man einen Film in exakt denselben Farbtönen und Schattierungen genießt wie Regisseur und Kolorist es vorgesehen hatten, muss die Farbwiedergabe eines TV-Gerätes, Monitors oder Handys korrekt abgestimmt sein. Ab Werk ist das nie der Fall, jedoch kommt man glücklicherweise oft mit Voreinstellungen wie „Filmmaker“, „Kino“, oder „Movie“ dem Ziel ein gutes Stück näher. Wer dann noch die Serienstreuung und die Alterung des Panels ausgleichen möchte, muss das TV-Gerät in regelmäßigen Abständen kalibrieren.
Top-Fernseher bzw. Beamer bieten dazu seit Jahren stetig wachsenden Zugriff auf Möglichkeiten der professionellen Optimierung. Das ist nicht zuletzt auch ein Verdienst des Amerikaners Joel Silver und seiner Organisation isf (Imaging Science Foundation). Seit über 30 Jahren geht er bei TV-Herstellern mit dem Wunsch nach perfekter Bildqualität hausieren und bildet weltweit Kalibratoren aus. Auch wir sind als Enthusiasten der Bildoptimierung seit den ersten Stunden mit dabei und haben ein sehr hochwertig ausgestattetes Labor, in dem wir auch offiziell einmal im Jahr dreitägige isf-Kurse in deutscher Sprache abhalten und Teilnehmer zertifizieren (bei Interesse: E-Mail an redaktion (at) connect.de, Kosten liegen bei 1800 Euro netto für isf Level III).
Im Kurs wie auch in allen Messungen für connect verwenden wir die Software Calman von Portrait Displays, in der Ultimate Business Version (3000$), dazu den HDMI Generator Seven-G 8k und das Spektrometer Konica/Minolta CS2000. Dieses state-of-the-art System erfüllt allerhöchste Ansprüche in maximaler Präzision, ist aber auch die mit Abstand teuerste Variante.
Im Kurs wie auch in allen Messungen für connect verwenden wir die Software Calman von Portrait Displays, in der Ultimate Business Version (3000$), dazu den HDMI Generator Seven-G 8k und das Spektrometer Konica/Minolta CS2000. Dieses state-of-the-art System erfüllt allerhöchste Ansprüche in maximaler Präzision, ist aber auch die mit Abstand teuerste Variante.
Portrait Display hat aber auch neben der professionellen „Studio“-Version von Calman (1200$) mehrere „Home“-Varianten im Portfolio, die jeweils nur 200 Dollar kosten. Sie beschränken sich dabei auf TV-Geräte einer bestimmten Marke und liefern nur wenige spezialisierte Arbeitsvorlagen (Workflows). Momentan stehen LG, Panasonic, Philips, Samsung und Sony zur Auswahl. Mit einer manuellen Kalibration kann man zwar auch Geräte anderer Hersteller einstellen, jedoch ist das wunderbare Alleinstellungsmerkmal von Calman die vollautomatische Selbstkalibration. Bestimmte TV-Geräte erlauben Calman den Zugriff auf die Farbregister, und in Kombination mit einem Messgerät und einem HDMI-Generator laufen viele hundert Messungen des gesamten Abgleichvorgangs fast von selbst ab. Das spart jede Menge Zeit und Arbeit, wie wir aus Erfahrung belegen können. Bei einigen wenigen TV-Modellen kann man sich sogar einen Generator sparen, denn sie erzeugen die Testmuster, angesteuert durch Calman, intern selbst.

Portrait Display vertreibt nicht nur die Software Calman, sondern auch passende Hardware. Empfehlenswert für Einsteiger sind nun der preiswerte HDMI-Generator „G1“ (550$) und das Tristimulus-Colorimeter „C6 HDR5000“ (800$). Zusammen mit der Software liegt man dann allerdings bei über 1.500 Dollar und hat den Hobbybereich für Bildenthusiasten monetär damit schon verlassen. Wen das schockiert, der wird höchst erfreut sein über die Tatsache, dass Portrait Displays auch Bundles anbietet, die den Preis für das Gesamtsystem tatsächlich halbieren! Kauft man Calman Home zusammen mit dem G1 und C6 liegt der Preis aktuell bei nur 650 Dollar, ohne Messgerät sogar bei nur 350. Für 450 Dollar bekommt man die Home-Version mit dem Messgerät C6, kann also TVs mit iTPG (integrierter Testbildgenerator, z.B. einige LG OLEDs) sofort kalibrieren.
Wer Fernseher, Projektoren und Monitore unterschiedlicher Marken behandeln möchte, nimmt das professionelle Bundle „Calman Studio / G1 / C6“ für 1700 Dollar (statt 2550). Dies bietet sich für Händler und Installeteure im AV-Bereich an.
Reicht die Genauigkeit?
Natürlich ist die Präzision der Messungen und Kalibrationsergebnisse nicht so hoch wie bei unserem über zehnmal teureren Referenzsystem, jedoch kann sie durchaus für normale Ansprüche ausreichen. Wir haben bereits Dutzende von Generatoren und Lichtmessgeräte zum Test antreten lassen und attestieren dem hier getesteten Bundle eine exzellente Preisleistung.
Der Generator G1 „beschränkt“ sich auf HDMI 2.0, gibt aber korrekte RGB-Videopegel aus – eine essentielle Eigenschaft, wegen der wir die Generierung von Testbildern beispielsweise am Laptopausgang, selbst mit Nutzung von MadVR, nicht empfehlen können. Ändert sich eine Kleinigkeit am Windows-Desktop, Renderer oder Grafikkartentreiber können vorher abgestimmte Pegel wieder falsch werden. Sogar die deutlich teureren Murideo-Generatoren unseres Labors hatten früher Rundungsfehler bei der Generierung von 10 Bit HDR und der Umwandlung von RGB in YCbCr. Hier halfen Firmwareupdates, und auch der G1 scheint daraus gelernt zu haben. Wir konnten alle entscheidenden Parameter mit ihm kalibrieren, also neben HDTV (SDR) auch HDR10, HLG und DolbyVision. Er arbeitet schnell und bekommt seine Calman-Befehle über einen Netzwerkanschluss. Seine USB-Buchse zur Stromversorgung konnten wir direkt mit dem zu testenden TV verbinden.
Dank seiner Netzwerkintegration führte er just völlig selbstständig einen Firmwarerupdate auf die Version 1.0.36 durch. So etwas ist bei anderen Messgeräten teils mit komplexen Brennvorgängen rudimentärer Entwicklungstools verbunden. Der einzige Kompromiss des G1 besteht in seiner begrenzten Bandbreite. Er kann Displays nicht bis an ihre Grenzen treiben, was aber für eine Kalibration weniger wichtig ist als für den Testeinsatz in unserem Labor. In Ultra-HD ist RGB auf 30 fps limitiert, 60 fps gehen in YCC 4:2:0 10 Bit. Full-HD klappt in YCC 4:4:4 mit 10 Bit. Leider fehlt unsere Lieblingsvariante UHD 4:2:2 12 Bit, die viele Zuspieler nativ nutzen, und natürlich ist 8k kein Thema. Im Endeffekt konnten wir aber Displays in allen wichtigen Modi korrekt kalibrieren.

Das Colorimeter „C6“ ist ein Tristimulus-Messgerät, erfasst also die Farbanteile der Grundfarben Rot, Grün und Blau abgestimmt auf die Wellenlängen, für die unsere Augen empfindlich sein sollen. Genau hier liegt aber der Kritikpunkt. Diese Farbfilter sind niemals perfekt, und die betreffenden Hüllkurven zur Addition der Frequenzen sind von der CIE vor fast 100 Jahren festgelegt worden, wahrscheinlich mit nur wenigen Probanten. Jedoch basieren alle Normen der TV-Farben noch auf diesen Vorgaben.
Profis bevorzugen daher die Farbmessung mittels Spektrometer, die statt drei Blöcken viele Einzelfrequenzen messen. Die Ergebnisse lassen sich dann mit moderneren RGB-Empfindlichkeitskurven analysieren, die sich sogar zukunftssicher anpassen lassen. Jüngste Studien haben nämlich ergeben, das Menschen unterschiedlicher sehen als damals verallgemeinert wurde, sich das Empfinden sogar mit dem Alter ändert – ähnlich der Hörwahrnehmung.
Die Krux ist nun, dass je schmalbandiger die Spektren der Grundfarben eines TV-Gerätes/Projektors sind, desto stärker unterscheiden sich die Messungen teurer Spektrometer von preiswerten Colorimetern, und desto mehr differiert sogar der Farbeindruck einzelner Zuschauer. Für den gigantischen Farbraum von HDR benötigt man nun aber besonders schlanke Spektren, so dass QLED-Fernseher schon schwieriger zu messen sind als ältere und billige Modelle.
Bei Laser-TVs kann das Ganze voll nach hinten losgegen, speziell wenn die gewählten Laser-Frequenzen am Rand der menschlichen Wahrnehmung liegen. Sind also Colorimeter (Tristimulus) für moderne Fernseher gänzlich ungeeignet? Mitnichten! Zwar kommt das Verhältnis der gemessenen Grundfarben erst einmal durcheinander, doch bei einer Software wie Calman kann man die Messgeräte profilieren. Das heißt, die Abweichungen für ein bestimmtes Display beziehungsweise Displaytyp werden erfasst und in der Berechnung ausgeglichen. Danach sind die Ergebnisse für dieses spezifische Panel wieder präzise.
Das Problem ist nur, dass man zur Profilierung ein teures Spektrometer braucht, das als Referenz dient. Hier zeigt sich aber ein großer Vorteil des C6 von Portrait Displays gegenüber dem etwas ähnlich ausschauenden und günstigeren I1 von Xrite. Das C6 kommt mit jeder Menge voreingestellten Profilierungsdaten, man kann aus dutzenden Displaytypen auswählen und diese dann besonders zuverlässig kalibrieren. Und ein Service des Herstellers ist, dass diese Liste jedes Jahr um neue Paneltypen erweitert wird.
Selbst wir nutzen das C6 gerne, denn es arbeitet erheblich schneller als unser präzises Spektrometer. Schon ab einem aufwändigen Abgleich eines 3D-Lookuptables mit hunderten Messungen hat man die Zeit für das Profilieren sofort wieder raus. Das C6-HDR5000 eignet sich zudem ideal für HDR-Messungen der brillantesten Vertreter der TV-Zunft, deutet sein Beiname doch an, dass bis zu 5000 cd/m² erfasst werden können. Kontrastmessungen dieser besten TVs klappen hingegen nicht ganz so gut.


Als Luminantwert für Schwarz des in den hier gezeigten Diagrammen gemessenen Mini-QLED-TVs wird Null erkannt, obwohl sich einige Milli-Quäntchen Licht im Raum befinden, der Kontrastumfang wird als unendlich groß angezeigt. Über 0,1 Nit kann man den Messungen allerdings vertrauen – und Schwarz ist ja auch keine Farbe. Das C6 wird über USB-A an den Mess-PC angeschlossen und sofort von Calman eingebunden. Beim Transport wird die Linse durch einen Diffusor geschützt, den man zur Messung von Raumlicht vorgeschaltet lassen kann. Es besitzt ein Stativgewinde, kann aber durch ein Gegengewicht auch einfach vor das Display gehangen werden. Das C6 war schon immer ein Tipp zur Kalibration im Handel oder zur schnellen Nachkontrolle, denn die angelegten Profile bleiben ja gespeichert. Und im Bundle mit der Software Calman Home ist es jetzt sogar erheblich preiswerter als ohne.
Fazit
Vor allem, wenn man ein TV-Gerät kalibrieren möchte, das Calman AutoCal unterstützt, ist die „Home“-Variante im Bundle ein Kauftipp. HDMI-Generator und Messgerät dieser Qualität gab es noch nie so günstig, und das Zusammenspiel klappt bestens.