TCL 98C6K im Test - Besser als im Kino: Riesige Brillanz zum Superpreis!

Wenn wir als TV-Experten bei einer Kaufberatung nach der besten Bilddiagonale gefragt werden, antworten wir gern mit der Aussage: „…nimm das Größte, was in's Wohnzimmer passt, und dann lieber eine Nummer größer“. Spätestens ein Jahr nach Gerätekauf heißt es nämlich oft, man habe sich an die neue Diagonale gewöhnt, das Bild ist toll, aber eigentlich reicht es nun schon nicht mehr. So geht der Wunsch nach einem neuen Fernseherlebnis stets mit einer verbesserten Bildqualität und damit einer größeren Diagonale einher.

Besitzt eine Filmquelle eine perfekte Ultra-HD-Auflösung ist der potenzielle Gewinn an Detailauflösung nämlich überraschend hoch. Das liegt daran, dass fast jeder viel zu weit vom TV-Gerät entfernt sitzt, um die jetzt üblichen 24 Millionen Subpixel differenzieren zu können. Untersuchungen haben gezeigt, dass bei 100% Sehkraft ein Abstand von ungefähr der anderthalbfachen Bildhöhe zum Display eingehalten werden muss, um jedes Fitzelchen auf der Ultra-HD-Mattscheibe wahrnehmen zu können. Und wessen Wohnzimmer ist schon so klein, dass das Sofa nur anderthalb Meter vom 65-Zöller entfernt steht?

Bei unserem hier getesteten 98-Zöller mit seiner nochmals mehr als doppelt so großen Fläche ist der Verhältnis noch überraschender: Tatsächlich erlebt man aus nur knapp über zwei Metern die größte Immersion, wobei das Auge über den Screen huscht und immer mehr Feinheiten entdeckt, während die Pixelstruktur verborgen bleibt. Da sind nicht nur UHD-Blu-rays und gut gemachte Streamingfilme eine Offenbarung, denn selbst bei YouTube-Kanälen mit HDR-Demo- und Referenzinhalten geht die Heimkino-Sonne auf.

Selbstverständlich müsste man den Betrachtungsabstand leider auch entsprechend vergrößern, wenn sich Auflösung und Kompressionsqualität des Quellmaterials nach unten orientieren. Die drei bis vier Meter Sitzabstand eines normalen Wohnzimmers sind jedenfalls ein guter Kompromiss, von SD-Fernsehen und artefaktbehaftetem Internet-TV als Quelle einmal abgesehen. Wenn man nur den Platz für so einen gigantischen Bildschirm findet.

Bisher waren solche großformatigen Kinoerlebnisse der Beamerszene vorbehalten, echte Fernsehgeräte jenseits der zwei Meter Diagonale ein Traum, den man sich nur gegen fünfstellige Summen erfüllen konnte. Hier kommt jetzt der Effekt der Globalisierung ins Spiel, denn chinesische Panelfabriken produzieren was das Zeug hält, und schneiden die Panels von immer größeren Muttergläsern. Ein Großteil der Riesen-TVs war eigentlich für den amerikanischen Markt bestimmt, wo sich solche Boliden bestens verkaufen, doch da hat eine neue US-Zollpolitik die Preise in die Höhe schnellen lassen, was den Absatz mindert. Und was dieser Markt nicht aufnimmt wird jetzt unter Hochdruck nach Europa gepumpt.

Das Resultat sind Marktpreise, für die sich jetzt fast jeder einen solchen TV-Giganten leisten kann. Unlängst waren wir von einem Hisense 100-Zöller sehr angetan, der für deutlich unter 2000 Euro zu haben war, jetzt legt TCL mit dem 98C6K noch eine Schüppe an Qualität drauf und verkauft ihn nur wenig teurer. Dabei hat das Modell mit Mini-QLED Backlight und Local Dimming bessere Karten, was Brillanz und Kontrast angeht.

Der Einstieg in die Spitzenklasse

Mit der Modellreihe C6K beginnt bei TCL die Verwendung von Mini-LEDs im Backlight, die durch eine Quantum-Dot-Vergütung Farbraum und Effizienz erhöhen. Als Panel kommt HVA-LCD zum Einsatz, teurere Varianten C7K, C8K usw. nutzen „Crystal-Glow“ HVA. Dabei darf man nicht vergessen, dass die Bilddiagonale ähnlich wichtig ist wie Hubraum und Zylinderzahl beim Auto.

Je größer das Display, desto mehr LEDs und damit Dimmingzonen bekommt das Backlight und desto heller wirkt das Gesamtbild. So geben die 1100 von uns gemessenen Nits (cd/m²) an Brillanz insgesamt mehr Lichtleistung ab, als 2500 eines 65-Zöllers. Dass dabei maximale 330 Watt aus der Steckdose gezogen werden, ist zu verschmerzen.

Positiv überrascht hat uns die exzellente Abdunklung und Mattierung des Displays. Dank wunderbar geringem Spiegelfaktor von nur 0,4% wird Raumlicht gut unterdrückt, so dass der Kontrast im Wohnzimmer auch nachmittags Spaß bereitet. Je nach Größe des Testmusters konnten wir knapp 1000 Nits an HDR-Brillanz in exzellent kalibrierten Farben abrufen. Dass ein Mitbewerber die hier messbare nur teilweise spektrale Nutzung von QD-Technik als „Fake-QLED“ bezeichnet, stört kaum, da trotzdem stolze 93% des DCI-Farbraums erzielt werden.

Eine normgerechte HDTV-Wiedergabe ist für den TCL ein Kinderspiel, man sollte nur darauf achten, die ab Werk zu stark aktivierten Bildverbesserungen, die allzu dominant Details glattbügeln, zu minimieren, und Farbraum wie -Temperatur normalisieren – am besten durch die fixe Auswahl des Kino- oder Filmmakermodus.

Insgesamt erscheint die Kombination aus dem kontrastreichem LCD-Panel mit den 512 Zonen der lokalen Backlight-Dimmung sehr gelungen, denn sie geht etwas moderater ans Werk als bei den maximal brillierenden teureren TV-Serien von TCL. Bildpumpen oder Absumpfen von Inhalten sind kein Thema. Natürlich werden hart abgegrentze helle Bilddetails vor pechschwarzem Hintergrund nicht mit dem lokalen Kontrast eines OLEDs abgebildet, doch hierfür dürfte man dann auch den sage und schreibe zehnfachen Kaufpreis zahlen.

Eine Hardware mit großen Ambitionen

Wie eingangs erwähnt stellt die C6K-Serie den Einstieg in TCLs Mini-QLED-Welt dar. Die TVs besitzen damit dieselben Grundeigenschaften, was beispielsweise Betriebssystem, HDR-Formate und Gamingattribute betrifft wie die absoluten Topmodelle. Die Palette des Google-TVs (Android 12, MediaTek 5896, 48GB ROM) mit seinem 144-Hz-Panel inklusive VRR reicht also von DolbyVision IQ und HDR10+ über die Kalibrierbarkeit mit Calman und eine Audioeinmessung bis hin zu IMAX Enhanced, Dolby Atmos und dts Virtual:X. Beim Soundsystem, das eine recht souveräne Harmonie besitzt, sich aber nicht in den Vordergrund spielen sollte, hat diesmal nicht Bang&Olufsen, sondern Onkyo seine Finger im Spiel.

Dass TCL auf einen zweiten Tunerzug verzichtet, ist zu verschmerzen, eine USB-Aufnahme bzw. Timeshift haben wir in einigen Momenten vermisst. Und da die schlecht kodierten SD-Sendungen deutscher Privatsender aufgebläht auf die gigantische Bilddiagonale von 98 Zoll wirklich unerträglich aussehen, wünschen wir uns auch die Einbindung der Dienste von HD-Plus.

Großen Spaß hatten wir beim Ausprobieren der mannigfaltigen Bildabstimmungen und -Verbesserungen. Hier wird das volle Arsenal geboten, und die Bewegungskompensation erfolgt sogar unter ansehnlicher Begrenzung störender Artefakte.

Alles in Allem ist das gesamte Konzept des Gerätes wirklich gelungen und so gut umgesetzt, dass der Mehrpreis für die Step-Ups von TCL genau betrachtet werden muss. Er liegt sicher auch in einer edleren Vararbeitungsqualität und flacherer Bautiefe begründet, die nicht unbedingt nötig sein muss. Beim Kauf sollte man auch bedenken, dass ein „98Q6C“ für ein paar Hunderter weniger als baugleich angepriesen werden könnte. Wir hatten beim Laborvergleich der TCL 7er-Serie festgestellt, dass solche vermeintlichen Modelbrüder durchaus unterschiedliche Panelqualitäten besitzen können.

Fazit

TCL rockt mit dem 98C6K die „Mittelklasse“ der TV-Giganten. Bei gut 2000 Euro Straßenpreis kann man mit Fug und Recht behaupten, noch nie ein so umwerfendes Unterhaltungserlebnis bekommen zu haben.