Zwischendurch gehörte Epos dem großen britischen Boxenhersteller Mordaunt Short, doch Creek kaufte 1993 das Unternehmen zurück; später auch den Markennamen.
Die Epos M22i sieht ähnlich wie ihre klangstarke Schwester M16i aus: unspektakulär, aber wertig. Die M22i zieht mit einem Material-Mix bei den Chassis in den Kampf: Die 2,5-Zentimeter-Hochtonkalotte besteht aus Aluminium, die 16,5-Zentimeter-Koni von Tief-Mitteltöner und Bass aus Polypropylen. Die Antriebe aller Treiber wurden auf hohe Belastbarkeit ausgelegt. Dies führte unter anderem zu großen Schwingspulen und einer Ferrofluid-Kühlung für den Hochtöner.
Creeks Treiber gehören zur extrem soliden Sorte. Die massiven Gusskörbe sind sechsfach mit der Schallwand verschraubt. Damit will der Entwickler die Epos vor allem belastbar und störungsarm machen.
Dazu kommen einige außergewöhnliche Details: Die soliden Anschlüsse ermöglichen dem HiFi-Tüftler sogar Tri-Wiring, und auch beim Furnier gab sich Creek nicht mit einfachem Echtholz zufrieden: Das Topmodell der M-Klasse glänzt mit paarweise spiegelbildlich selektierter Holzmaserung und einer absolut perfekten Kantenverarbeitung.
Hörtest
Die M22i ließ sich durch nichts nervös machen und bewies stoische Ruhe wie unsere britischen Nachbarn beim Warten an der Bushaltestelle. Graziös und ohne Aggressivität meisterte sie Klassik oder Pop, ihr Klang verströmte Harmonie pur, keine Ecken und Kanten störten die Darbietung. Selbst Heavy Metal - in gepflegter Form dargeboten von Dream Theater ("Metropolis Part 1" aus "Images and Words", Warner) klang über die Epos fundamental, aber irgendwie brav - manchem Metal-Fan eindeutig zu brav. Softrock wie "Mr. Soft" von Cockney Rebel (Soulfood Music) mit dem charismatischen Frontmann Steve Harley passte schon besser zum Charakter der M22i, die liebevoll die Nuancen der Stimme herausarbeitete und der Gitarre besonders viel Körper verlieh. Attacken mangelte es allerdings etwas an Brillanz und Präzision; mit der Epos schienen sämtliche Zupfinstrumente weich klingende Darm- oder Perlonsaiten aufgezogen zu haben statt hart angerissener Stahlsaiten.
Die Blade Two von KEF soll das Ideal der perfekten Punktschallquelle erreicht haben. Wie nah die Standbox dieser hifidelen Perfektion kommt, zeigt der…