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Das dünnste und leichteste XXL-Foldable der Welt

Huawei Mate X3 im Test: Ultraflaches Foldable

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Das Mate X3 zeigt, dass Huawei technisch weiter vorne mitspielt: Kein anderes Foldable ist so dünn und so leicht. Aber ohne Google-Dienste und 5G sind die Verkaufschancen bescheiden, auch weil der Preis von 2.200 Euro den Rahmen sprengt.

Autoren: Andreas Seeger und Wadim Herdt • 12.6.2023 • ca. 9:15 Min

Online-Siegel
Gut
HuaweiMate X3
Smartphones
Juni 2023 Zum Produkt
Huawei Mate X3
Das Huawei Mate X3 ist in den Farben Dunkelgrün und Schwarz seit dem 9. Mai 2023 zu einer UVP von 2.199 Euro erhältlich.
© connect

Huawei gehörte zu den innovativsten Smartphone-Herstellern der Welt und stand 2019 davor, Samsung in Deutschland die Marktführerschaft zu entreißen. Doch dann wurde der chinesische Vorzeigekonzern von der Weltpolitik brachial ausgebremst. Die im Mai 2019 eingeführten US-Sanktionen schnitten das ...

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Pro

  • dünnstes und leichtestes XXL-Foldable auf dem Markt
  • exzellente Haptik und Verarbeitung mit IPX8
  • großes 7,85-Zoll-OLED mit120 Hertz
  • für ein Foldable ist das Kamerasystem überragend
  • gute Akkulaufzeit

Contra

  • kein 5G
  • Google Play Store und Google-Dienste fehlen
  • hoher Preis

Fazit

Mit der rekordverdächtig schlanken Linie und einem herausragenden Kamerasystem könnte das Huawei Mate X3 DAS Foldable sein. Aber ohne Google und vor allem ohne 5G bleibt nur die Nischenrolle. Schade.

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Huawei gehörte zu den innovativsten Smartphone-Herstellern der Welt und stand 2019 davor, Samsung in Deutschland die Marktführerschaft zu entreißen. Doch dann wurde der chinesische Vorzeigekonzern von der Weltpolitik brachial ausgebremst. Die im Mai 2019 eingeführten US-Sanktionen schnitten das Unternehmen ab von den Komponenten, die für ein Smartphone zentral sind: Hardwareseitig vom neuen Mobilfunkstandard 5G und softwareseitig von allen Google-Diensten. Von diesem Schlag hat sich Huawei nicht mehr erholt, danach folgte der Abstieg in die Nische.

Huawei Mate X3 zugeklappt
Zugeklappt ist das Mate X3 nur 11 Millimeter dick und liegt fast genauso gut in der Hand wie ein klassisches Smartphone.
© connect

Trotzdem bringt man weiter Smartphones in den Handel. Zum einen, um weiter einen Fuß in diesem Markt zu haben, zum anderen, um zu demonstrieren, dass man technisch immer noch ganz weit oben mitspielt. Der neueste Streich ist das Mate X3. Ein beeindruckendes Smartphone, das allerdings auch zeigt: Ohne 5G und Google hat man in Deutschland und Europa keine Chance.

Design und Scharnier: Das dünnste Foldable auf dem Markt

Wir sind uns sicher: Das Foldable wird früher oder später das „normale“ Smartphone vollständig ersetzen, zumindest in der Mittel- und Oberklasse. Denn der Industrie gelingt es mit jeder Generation, die Falter dünner zu bauen, ohne die Funktionalität einzuschränken. Und mit dem Mate X3 prescht Huawei so weit vor wie kein anderer Hersteller, den Ingenieuren ist eine Meisterleistung gelungen.

Es ist aufgeklappt nur 5,3 Millimeter dünn, zusammengeklappt kommt es auf 11 Millimeter. Da können weder Honor (Magic Vs, 12,9 Millimeter) noch Google (Pixel Fold, 12,1 Millimeter) mithalten. Auch beim Gewicht nicht. Mit nur noch 239 Gramm ist es sogar 1 Gramm leichter als ein iPhone 14 Pro Max. Wer hätte vor 5 Jahren gedacht, dass die neuen Falter mit den riesigen Displays so schnell genauso schwer werden wie ein normales Smartphone?

Huawei Mate X3 halboffen
Das Scharnier besteht aus einer Aluminiumlegierung, die auch im Flugzeugbau eingesetzt wird. Der gesamte Auf- und Zuklappvorgang wird durch ein Nockenantriebssystem optimiert, dabei lässt sich das Display in einem beliebigen Winkel anwinkeln, Huawei nennt das "Flex-Stop".
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Die Haptik überzeugt ebenfalls, was kein Wunder ist, da Huawei mit mattem Glas und glänzendem Aluminium nur feinste Zutaten verwendet. Auch die kreisrund herausstehende Kameraeinheit wird von fein angeschliffenem Metall eingefasst. Das Gehäuse fühlt sich nicht nur gut an, es ist auch sehr stabil, hier wackelt und knarzt gar nichts. Das Scharnier ist so stabil wie ein Fels in der Brandung, wenn man das Phone aufklappt und in einem beliebigen Winkel offen lässt. Dazu passt auch, dass das Mate X3 wie das Samsung Galaxy Fold 4 per IPX8-Zertifizierung vor eindringendem Wasser geschützt ist. Und wie bei Samsung ist ein Fingerabdrucksensor im Rahmen integriert - obwohl der viel dünner ist.

Design, Haptik und Verarbeitung sind vom Feinsten, hier spielt das Mate X3 ganz vorne mit.

Huawei Mate X3 im Vergleich mit dem iPhone 13 Pro Max
Nur noch etwas dicker und die gleiche Gewichtsklasse: Das Mate X3 im Vergleich mit einem iPhone 13 Pro Max.
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Huawei Mate X3 technische Daten

  • Preis und Speicher: 2.199 Euro mit 12/512 GB
  • Farben: Dunkelgrün, Schwarz
  • Größe und Gewicht: 142 x 157 x 5 Millimeter (offen) / 72 x 157 x 11 Millimeter und 239 Gramm
  • SoC: Snapdragon 8+ Gen 1 mit max 3,2 GHz
  • Außendisplay: OLED mit 120 Hz, 6,4 Zoll im Format 21:9 und 2.504 x 1.080 Pixel
  • Innendisplay: OLED mit 120 Hz, 7,85 Zoll im Format 10:9 und 2.496 x 2.224 Pixel
  • Hauptkamera: Ultraweitwinkel mit 13 MP und F2.2, Weitwinkel mit 50 MP und F1.8, 5x Tele mit 12 MP und F3.4
  • 2 Frontkameras (aufgeklappt und zugeklappt) mit jeweils 8 MP und F2.4
  • Konnektivität: LTE, WiFi 6, Bluetooth 5.2, Infrarot, NFC, USB-C (3.1 Gen 1)
  • Nano-SIM + Nano SIM
  • Akku mit 4.800 mAh, Wireless (Reverse) Charging unterstützt
  • System: EMUI 13.1
  • Besonderheiten: wasserfest nach IPX8, 66-Watt-Netzteil mitgeliefert
Huawei Mate X3 Innendisplay Falz
Die Falz ist eine unweigerliche Begleiterscheinung eines faltbaren OLED. Beim X3 ist sie allerdings kaum noch sichtbar oder spürbar, man muss schon ganz genau hinschauen.
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Display: Wo ist die Falz?

Das Außendisplay entspricht mit einer Diagonale von 6,4 Zoll und einer Auflösung von 1.080 x 2.504 Pixeln dem Standard, man kann das Mate X3 zugeklappt also so nutzen wie ein normales Smartphone. Weil es so dünn und leicht ist, liegt es geschlossen auch spürbar besser in der Hand als ein Samsung Galaxy Fold 4. Die Vorderseite wird nicht von Gorilla Glas geschützt, sondern vom chinesischen Pendant Kunlun Glas.

Beim Innendisplay muss dagegen Glas-Ersatz reichen, hier ist nicht klar, ob Huawei auf eine chinesische Entwicklung setzt oder so wie andere Hersteller auf flexibles Glas von Schott. Die einzige Info zur Beschichtung der Innenseite, die Huawei herausgibt: Sie soll 4 mal so stoßfest sein wie beim Vorgänger Mate X2. Nach unserem Eindruck gibt es hier keine großen Unterschiede zu einem Galaxy Fold 4, was bedeutet: Die Oberfläche ist druckempfindlich und sollte mit Vorsicht behandelt werden, lange Fingernägel sind ein Risiko.

Positiv fallen die symmetrischen und relativ schmalen Ränder auf. Auch dass Huawei die Frontkamera dezent im oberen rechten Eck unterbringt, gefällt uns gut, denn hier stört der schwarze Punkt am wenigsten. Zu guter Letzt noch ein paar Worte zur Falz, also der Knickstelle des OLEDs: Sie ist kaum noch spürbar und sichtbar, auch hier haben die Huawei-Ingenieure ganze Arbeit geleistet. Dass Huawei hier einen Vorsprung vor Samsung hat, zeigt auch die Tatsache, dass die beiden Innenseiten zugeklappt plan aufeinander liegen, während Samsung sie etwas offen lässt, um die Knickstelle des OLED nicht zu stark zu beanspruchen.

Huawei Mate X3 Innendisplay
Das gigantische Innendisplay ist ein großes Highlight. Das OLED misst 7,85 Zoll und stellt Inhalte mit 120 Hertz butterweich dar.
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Prozessor und Connectivity: 5G schmerzlich vermisst

Wegen der US-Sanktionen ist Huawei gezwungen, einen älteren Qualcomm-Proztessor ohne 5G-Modem einzubauen. Der Snapdragon 8+ Gen 1 war die erste Wahl für Highend-Smartphones 2022. Er liefert auch 2023 noch eine sehr gute Perfomance, die mehr als ausreicht, um einen Highend-Falter wie das Mate X3 pfeilschnell und verzögerungsfrei anzutreiben. Auch grafisch anspruchsvolle Apps gleiten butterweich über den Bildschirm. Der Wechsel vom kleinen zum großen Bildschirm nach dem Aufklappen klappt gedankenschnell.

Die Speicherausstattung lässt keine Wünsche offen, mit 12/512 GB kratzt Huawei an der Obergrenze dessen, was aktuell möglich ist. Über Huaweis proprietäres NanoMemory-Format kann der Speicher nochmal um 512 GB erweitert werden.

Problematisch wird es mit Blick auf die Connectivity. Unterhalb von 5G werden alle gängigen Funkstandards unterstützt, unter anderem WiFi 6 und Bluettoth 5.2, auch NFC ist an Bord. Aber was nützt das alles ohne den neuesten Mobilfunkstandard, der von den Netzbetreibern gerade mit Hochdruck ausgebaut wird? Natürlich hat man auch gut leben, wenn man nur LTE hat, viele Discounter (etwa Congstar) setzten vor allem darauf. Aber künftig werden immer mehr Kapazitäten ins 5G-Netz gedrückt und das Mate X3 ist hier nicht zukunftsfest. Überhaupt: Wer 2.200 Euro für ein Smartphone ausgibt, erwartet man mit gutem Recht die Speerspitze der aktuellen Technologien.

Huawei Mate X3 Kamerasystem
Die Hauptkamera mit 50 Megapixel wird von einem Superweitwinkel mit 13 Megapixel und von einem quer im Gehäuse eingebauten 5x Zoom flankiert.
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Kamerasystem: Extra stark rangezoomt

Das Kamerasystem besteht aus einem Weitwinkel mit 50-MP-Sensor, einem Superweitwinkel mit 13 MP und einem optischen Fünffachtele mit 125 mm KB-Festbrennweite. Besonders letzteres überrascht, denn ein so langes Zoom ist bei einem Falt-Smartphone einzigartig, Fold 4 und Co begnügen sich mit der dreifachen Vergrößerung. Übertreibt Huawei? Aber der Reihe nach.

Superweitwinkel

Das Superweitwinkel erreicht bei guten Lichtbedingungen sowie bei wenig Licht fast die Wertung „überragend“. Die Auflösung bei viel Licht ist hoch, der Randabfall hält sich in Grenzen und die Rest-Verzeichnung ist auch gering. Die Kamera kann das Detailniveau gut halten, wenn das Licht abnimmt: Die Feinzeichnung nimmt wenig ab, Artefakte oder Bildrauschen sind auch in der Dunkelheit kein Problem. Insgesamt liefert das Superweitwinkel eine sehr gute Performance ab und ist fotografisch stets eine Option.

Die Weitwinkelkamera

Die Hauptkamera kann dank eines QUAD-Sensors zwischen 50 und 12 Megapixeln umschalten. Das Pixel-Binning hat Huawei sehr gut im Griff und erreicht in der 12-MP-Einstellung eine höhere Wertung: „überragend“ bei viel Licht und „sehr gut“ in anderen Lichtsituationen sowie in der Summe. Die hochauflösenden 50er kommen auch unter den besten Aufnahmebedingungen nicht an die 12-Megapixel-Fotos heran, sind dann immerhin „sehr gut“.

Mit kräftiger Signaloptimierung und Kontrastanhebung erreicht Huawei bei viel Licht hohe Werte für die Auflösung und kann diese auch bei nachlassendem Licht gut halten. Bei wenig Licht sind die Verluste moderat. In der Dunkelheit legt die Signalverarbeitung nach und die Details erscheinen nochmals kräftiger und kantiger: Das wirkt etwas plakativ und künstlich, hilft aber das Qualitätsniveau stabil zu halten. Das Bildrauschen wird effizient herausgerechnet.

Huawei MAte X3 Fotovergleich 2
Das optische Tele mit dem 5fach-Zoomfaktor ist besser als das digitale Zweifachzoom. Trotz größerer Entfernung zum Testchart erreicht es die bessere Wertung – „gut“ mit nur zwei fehlenden Punkten auf „sehr gut“ (1). Mit nachlassendem Licht verliert das Tele stärker als die Hauptkamera (2), bleibt aber noch knapp „gut“. Wenn man bedenkt, dass in der Praxis die Motive „herangeholt“ und nicht in gleichen Maßstab abgelichtet werden, dann wird der praktische Nutzen des Teles schnell klar. Das Superweitwinkel schafft es bei viel Licht mit seinem 13-MP-Sensor eine sehr hohe Auflösung zu erreichen (3) und kann das Qualitätsniveau bis in die Dunkelheit prima halten. Die Verluste bleiben klein (4). Die Signalverarbeitung bereitet wie schon bei anderen Kameras die Aufnahmen intensiv auf. Schärfe und Kontrast werden mit zunehmender Dunkelheit immer stärker angezogen.
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Das digitale Zweifachzoom

Unterhalb des optischen Fünffachteles zoomt das Mate X3 digital mit der Hauptkamera und bietet nur die 12-Megapixel-Einstellung. Insgesamt kann das Zweifachzoom weniger überzeugen. Bei viel Licht reicht es noch für die Wertung „gut“: Die Auflösung sinkt im Vergleich zum Weitwinkel spürbar, aber noch kann die Kamera verwendet werden. Doch schon bei wenig Licht sackt die Qualität auf „befriedigend“ ab. Nun wirken die Aufnahmen trotz sichtbarer Eingriffe zu weich. In der Dunkelheit kommt weiter, kleiner, Leistungsabfall hinzu. In Summe ist das digitale Zweifachtele „befriedigend“.

Huawei Mate X3 Fotovergleich 1
Die Hauptkamera offeriert zwei Auflösungen, doch die maximalen 50 Megapixeln lohnen sich in der Praxis nicht. Selbst unter den besten Lichtbedingungen erreichen die 12-MP-Fotos eine etwas bessere Detailzeichnung (1). Zugleich kann die Kamera das Qualitätsniveau auch bei nachlassendem Licht gut halten und liefert auch in der Dunkelheit Bilder auf sehr gutem Niveau (2). Die Verluste gegenüber Aufnahmen bei viel Licht sind sehr überschaubar. Als digitales Zweifachzoom, erneut mit 12 Megapixeln, tritt die Hauptkamera weniger überzeugend auf. Zwar reicht es bei viel Licht für die Wertung „gut“ (3), doch die Zeichnungsverluste gegenüber den Bildern mit dem vollen Bildwinkel (1) sind überdeutlich. Zudem baut die Leistung schon bei weniger Licht (4) etwas mehr als beim Weitwinkel ab. Für die kleine Zoomstufe sind die Verluste zu groß, um das digitale Zoomen zu empfehlen.
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Das optische Fünffachtele

Eine bessere Option fürs Zoomen ist das liegend eingebaute 5fach-Tele mit 125-mm-Brennweite und dem 12-MP-Sensor, welches bei allen Lichtstufen „gut“ und dem Zweifachzoom überlegen ist. In der Praxis holt sein optisches Zoom die Motive näher heran – was in der Regel in besseren Bildern resultiert. Allerdings sollte man, trotz Bildstabilisierung, auf einen sicheren Stand achten. Im Vergleich zu den Aufnahmen des Weitwinkels wirken die Bilder des optischen 5x Teles in Teilen weicher, bei feineren Strukturen, auch wenn die Signalverarbeitung knackig bleibt.

Für ein Fünffachtele erreicht die Kamera eine ordentliche Feinzeichnung bei viel Licht und kann das Niveau vergleichsweise gut halten. Das Tele bleibt auch in der Dunkelheit noch gut nutzbar und ist damit ein echter Gewinn für Fotografen.

Huawei Mate X3 Kamerasystem

Vollbild an/aus
Kamera Bewertung
Ultraweitwinkel: sehr gut (93 Punkte)
Weitwinkel: überragend (93 Punkte)
Fotoqualität Weitwinkel hell: sehr gut
Fotoqualität Weitwinkel dunkel: sehr gut
Fotoqualität Weitwinkel Nacht: sehr gut
Zweifachzoom digital: befriedigend (74 Punkte)
Langes Tele: gut (80 Punkte)
Kameraqualität gesamt: sehr gut (88 Punkte)

Fazit: Eine der besten Foldable-Kameras

Wie beim Huawei P60 Pro so ist auch beim Mate X3 das optische Tele die erste Geige des fotografischen Trios: Mit 5facher Vergrößerung und der Gesamtwertung „gut“ ist das Tele ein passendes Werkzeug für alle Zoom-Aufgaben. Die Hauptkamera performt besser in der 12-MP-Einstellung als mit 50 Megapixeln und erreicht hier die Note „sehr gut“ sowie „überragend“ bei viel Licht. Sie kann gut das Qualitätsniveau bei nachlassendem Licht halten, überzeugt aber weniger als digitales Zweifachzoom – da ist der Wechsel zum optischen Tele sinnvoller. Das Superweitwinkel bleibt wie das Weitwinkel von schlechten Lichtverhältnissen unbeeindruckt, ist in Summe „sehr gut“ und als Kamera ein Gewinn.

Huawei Mate X3 Screenshots SuperHub
Huaweis Benutzeroberfläche bietet ein modernes UI, das sich nicht hinter anderen verstecken muss. Es gibt sogar ein paar richtig gute Extras, etwa den Super Hub (mitte) eine erweiterte Zwischenablage. Wenn man zum großen Bildschirm wechselt, wird die Ansicht dafür angepasst (rechts).
© connect/Hersteller

Software und System: Ohne Google keine Chance

EMUI 13.1 sieht modern aus und bietet innovative Funktionen, besonders gut gefallen hat uns der sogenannte "SuperHub", eine erweiterte Zwischenablage, die alle möglichen Dateien und Texte in Form eines Popup-Fensters am rechten Displayrand sammelt. Per Drag&Drop zieht man die Inhalte in den SuperHub und kann sie beliebig wieder herausziehen und in E-Mails oder WhatsApp-Nachrichten einsetzen. Auch diverse Multi-Window-Funktionen, die den einfachen Wechsel zwischen Apps erlauben und gerade bei einem Foldable wichtig sind, wurde auf dem Mate X3 sehr gut umgesetzt. Aber das Fehlen von Google kann damit nicht aufgewogen werden.

Huawei Mate X3 Screenshot AppGallery
Huaweis AppGallery ist ein App Store wie viele andere auch, etwa wie Samsungs Galaxy Store. Aber bei Samsung kann man in den Play Store wechseln, wenn eine App nicht verfügbar ist. Bei Huawei bleibt nur der Sideload per APK.
© connect/Hersteller

Huawei verdient großen Respekt dafür, unbeirrt an seiner Vision von einem eigenen App Store ohne Google festzuhalten. Doch was in China und anderen Ländern funktionieren mag, ist in den westlichen Ländern, in Deutschland und Europa, unmöglich. Zu sehr ist Google im digitalen Alltag verankert.

Da hilft es auch nicht, wenn Huawei auf über 580 Millionen monatliche aktive Nutzer weltweit und die Auszeichnung der AppGallery als „Bester Alternativer App Store des Jahres“ bei den Mobile Games Awards 2023 verweist. Es nützt nichts, weil immer irgendetwas fehlt.

Zwei Beispiele: Das innovative Akku-Startup EcoFlow, das gerade in Deutschland durchstartet, auch weil es mit alle möglichen Funktionen in seine App packt, ist nicht bei Huawei vertreten. Auch die App von Gardena fehlt. Beide kann man über die Huawei-Suche Petal Search als APK aus dem Internet laden und per Sideload auf dem Mate X3 installieren.

Huawei Mate X3 Gardena App
Die Gardena-App steht exemplarisch für viele kleinere Apps. Weil sie nicht in der AppGallery vetreten sind, installiert man sie als APK aus dem Internet. Die Huawei-Suche ist genau für diese Fälle optimiert und findet jede APK.
© connect/Hersteller

Man kann sich sogar über App Updates informieren lassen, hier hat Huawei eine gute Lösung gefunden. Aber es bleibt ein umständliches Prozedere und dazu kommt, dass mobiles Bezahlen ist nur über Umwege möglich ist: Zum einen über Bluecode, ein Dienst, der in puncto usability und Akzeptanzstellen meilenweit von Apple Pay oder Google Pay entfernt ist. Zum anderen über Drittanbieter wie Curve, bei denen man allerdings seine (Kreditkarten)daten hinterlegen muss.

Online-Siegel
Gut
HuaweiMate X3
Smartphones
Juni 2023 Zum Produkt

Akkulaufzeit

Der 4.800-mAh-Akku schafft eine gute Laufzeit, im PCMark Battery Test erreichen wir mit hoher Hertzrate geschlossen 12:44 Stunden und mit geöffnetem Display immerhin noch 7:13 Stunden. Wer das Phone intensiv nutzt und bei der Nutzung immer aufklappt, der kämpft den Akku zum Abend hin nieder. Aber das ist ein unrealisitsches Szenario. Bei gemischter Nutzung sind wir sehr gut durch den Tag gekommen. Geladen wird über das mitgelieferte 66-Watt-Netzteil oder kabellos.

Fazit: Nur für Hardcore-Fans

Das Mate X3 ist kaum größer und schwerer als ein normales Smartphone und allein mit diesen rekordverdächtigen Abmessungen könnte es DAS Foldable sein. Obendrauf kommt ein Kamerasystem, das ebenfalls in die Spitzengruppe gehört. Aber der Preis ist mit 2.200 Euro heftig, vor allem in Anbetracht der Ausstattungslücken. Das Honor Magic Vs (zum Test) kostet "nur" 1600 Euro - und hat sowohl Google als auch 5G mit an Bord.

Honor Magic Vs Display
Google Pixel Fold
Samsung Galaxy Z Fold 4
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