Testbericht
Isophon Cassiano II D
Der Name Isophon hat unter Lautsprecherentwicklern einen hervorragenden Klang, gibt es doch seit 1929 Chassis unter diesem Label.
- Isophon Cassiano II D
- Datenblatt

Dabei konzentriert sich die Firma heute gar nicht mehr auf die Entwicklung hauseigener Treiber, sondern strebt mit Highend-Boxen wie der Arraba (AUDIO 10/06) und zugelieferten Tönern nach den Sternen. Isophons Chefentwickler Roland Gauder schwört dabei auf die unglaublich teuren Spezialchassis der deutschen Manufaktur Thiel & Partner, auch unter Accuton bekannt (nicht zu verwechselb mit Jim Thiel, USA). Tief- und Mitteltöner der Cassiano II D bestehen aus schlohweißem Korund - einer Aluminiumverbindung, die fast so hart ist wie Diamant. Sie werden im Sinne eines Drei-Wege-Konzepts als Spezialisten gezüchtet. So muss sich der Mitteltöner nicht um Bassarbeit kümmern und kann sich deshalb zwei resonanzhemmende Einschnitte leisten. Die Woofer wiederum können schwerer gebaut werden, da sie keine schnellen Bewegungen ausführen müssen.

Star-Qualitäten
Star des Ensembles ist aber der aus mikroskopisch kleinen, künstlichen Diamanten bestehende Hochtöner. Er allein macht die Box im Endpreis 5000 Euro teurer, doch der promovierte Physiker Gauder lässt in puncto Klangsauberkeit keine Alternative gelten. Um das Chassis-Potenzial wirklich in der gesamten Performance der Box auszureizen, bedarf es besonderer Technik bei der Weiche: Werden die harten Spezialtreiber nicht schlagartig außerhalb ihres gewünschten Einsatzbereichs ausgeblendet, droht neben unschönen Verzerrungen und Resonanzeffekten auch Gefahr für die empfindlichen Membranen selbst. Isophon verwendet deshalb nach eigener Aussage mit die steilsten Weichen, die im Passivbereich denkbar sind. Sie bringen mit Hilfe von schmalbandigen Notch-Filtern den Hochtöner unterhalb von 3000 Hertz und den Mitteltöner unterhalb von 180 fast schlagartig zum Verstummen.

Hören und Staunen
"Fangt mit dem Pianissimo erst an, wenn die Stille unerträglich ist", lautet die Anweisung des Dirigenten im ironischen Theaterstück "Verständigungsprobe für Orchester". Und diesen Rat befolgte die Cassiano II D beim Vorspiel zu Richard Wagners "Lohengrin": Wie aus dem Nichts wehte ein ätherischer Teppich aus vielfach geteilten Violinen in den Raum. Kein akustisches Staubkorn trübte das unendlich seidige, klare Klangbild. Erst beim Umschalten auf die KEF bemerkten die Hörer, dass es sich hier (Weigle, Naxos, DVD) um eine Live-Aufnahme handelt, bei der auch das Rauschen des Raumes und minimale Störungen den Weg aufs Band gefunden hatten.
Die Erkenntnis führt freilich zur ewig gültigen High-End-Frage: Schönheit oder Wahrheit - was ist wichtiger? Die Isophon räumt der Schönheit ein stärkeres Gewicht ein und lässt selbst raueren Aufnahmen wie Alannah Myles' "Black Velvet" ihre sanft-samtene audiophile Klangphilosophie zuteil werden, während die KEF mit der Genauigkeit eines Studiomonitors zuweilen auch entlarvend wirken kann.

Das heißt im Gegenzug aber nicht, dass die Isophon irgendein Detail unterschlagen würde. Im Gegenteil: Wer diese durchgezeichnete, blitzsaubere Projektion auf komplexeste Werke wie Mahlers 8. Sinfonie (Haitink, Pentatone) anwendet, kommt aus dem Staunen kaum heraus. Einziger Wermutstropfen dieser Abstimmung: Blechbläsern kann es schon mal an Attacke und Unmittelbarkeit fehlen, wie überhaupt die gesamte Raumdarstellung der Isophon eher im unverbindlichen Bereich blieb und Sängern auf der virtuellen Bühne ein Stück ungewohnte Bewegungsfreiheit gab.
Isophon Cassiano 2 Diamant
Isophon Cassiano 2 Diamant | |
---|---|
Hersteller | Isophon |
Preis | 18000.00 € |
Wertung | 101.0 Punkte |
Testverfahren | 1.0 |