Testbericht
Lautsprecher T+A Criterion TS 200
Bei der TS 200 von T+A (4000 Euro)treffen neuentwickelte Chassis mit starken Antrieben auf die bewährte Bauform der Transmissionline. Dank ausgefeilter Bedämpfung soll das Flaggschiff der Criterion-Serie kontrollierter klingen als jede Bassreflexbox.
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Standlautsprecher mit einer Transmissionline zur Dressur des Tiefton-Verhaltens gelten seit jeher als Garanten für abgründige und präzise Bässe. Doch immer weniger Hersteller pflegen die traditionsreiche Bauform.
Line-Gehäuse sind relativ groß, ihre Herstellung ist aufwendig. Bassreflex-Konstruktionen lassen sich leichter herstellen und dominieren entsprechend den Markt. Einer der wenigen, der dem Prinzip seit Jahren die Treue hält, ist der High-End-Vollsortimenter T+A.
Auch die brandneue TS 200 besitzt eine Line, bei der die Schallwellen in ein akustisches Labyrinth gelangen, das wie eine Orgelpfeife funktioniert: Für Frequenzen, deren Wellenlänge dem Vierfachen der Line-Länge entspricht, ist der Tunnel durchlässig; er dreht lediglich die Phase um 180 Grad. So entsteht eine zusätzliche, schmalbandige Schallquelle, welche die Tieftöner unterstützt. Für andere Frequenzen ist die Röhre weitgehend undurchlässig; sie werden zügig absorbiert, ohne das Gehäuse zu belasten - ein großer Vorzug gegenüber anderen Bauformen.

Bereits der T+A-Klassiker TMR 160 aus den 80ern besaß eine Line. Die Membranen der Basschassis waren nach heutigen Maßstäben jedoch ziemlich instabil; die schwächlichen Antriebe hatten mit komplexen Signalen ihre liebe Mühe.
Die ungleich moderneren Treiber der TS 200 besitzen wesentlich linearere Antriebe sowie neuartige Membranen aus Holzfasern und Graphitpartikeln; die relativ grobe Struktur ist mit bloßem Auge zu erkennen. Der Materialmix sorgt für eine extreme Verwindungsfestigkeit ohne nennenswerten Eigenklang. Wegen ihrer Farbe heißen die Trichter schlicht Greycone.
Die Membran des Mitteltöners ist ähnlich aufgebaut, verfügt jedoch über mehrere zentimeterlange, mit Silikon befüllte Schlitze. Dieser Trick soll Partialschwingungen und Reflexionen unterbinden. Als Randaufhängung dient eine ungewöhnlich straffe Doppelsicke, der Antrieb ist extrem stark.
Der Hochtöner ist eine Weiterentwicklung des T+A-eigenen Ringstrahlers mit flacherer Gewebemembran und noch weiter verfeinerten Übertragungseigenschaften.
So modern wie die Chassis geriet auch das Gehäuse der TS 200. Sanft geschwungene Seitenwände aus druckverformtem Schichtholz sorgen für optischen Pfiff und speichern deutlich weniger Energie als klassische Quader.

Klingt eine Transmissionline tatsächlich anders? Um diese Frage zu beantworten, verglichen die Tester die T+A mit zwei starken Wettbewerbern. Nummer eins war die nur rund halb so teure Quantum 709 von Magnat (Heft 12/2006), eine Bassreflexkonstruktion mit sehr ähnlichen Abmessungen und Membranflächen.
Tonal gab es zahlreiche Gemeinsamkeiten, die T+A aber installierte das eindeutig facettenreichere Klangbild. Joseph Haydns Trompetenkonzert in Es-Dur, gespielt vom Württembergischen Kammerorchester (siehe Heft-CD 12/2006), besaß bei der TS 200 mehr Charme und Plastizität; die sonst so gelungene Magnat wirkte braver und blasser.
Forschen HipHop übertrugen beide herrlich druckvoll, bei der T+A aber waren einzelne Basselemente klarer herauszuhören; nie bestanden Zweifel, wer hier die Nase vorn hatte.
Als zweites brachten die Tester die hochgeschätzte Sonics Allegra (Heft 8/2005) für immerhin 5900 Euro ins Spiel. Die deutlich kompaktere High-End-Box zog bei Extrempegeln den kürzeren, spielte sonst aber noch besser. Haydns fröhliche Melodien vermittelte die Sonic strukturierter und beseelter; der um ein Drittel höhere Preis war nachvollziehbar.
Das Fazit für die T+A könnte jedoch kaum positiver ausfallen: Die TS 200 kassiert mehr Klangpunkte als jede andere Box ihrer Klasse. Ihr feines, samtenes Timbre ruht auf einem traumhaft stabilen Bassfundament. stereoplay kennt keine andere Transmissionline, die so kontrolliert und stimmig tönt.