Testbericht
Lautsprecher Tannoy DC 10 T
Die tempramentvolle Tannoy DC 10 T (5500 Euro das Paar) empfiehlt sich besonders für eher zart gestimmte, kleinere Verstärker und für überdurchschnittlich große Räume; beides sind ihre Domänen.
- Lautsprecher Tannoy DC 10 T
- Datenblatt


Der schottische Boxenbauer Tannoy verfügt ähnlich wie KEF über eine lange Tradition im Bau von Punktstrahlern und gilt unter Kennern als einer ihrer Hauptprotagonisten. Neben Studio- und Bühnenmonitoren baut Tannoy zahlreiche Produktlinien für Heimanwendungen mit Koaxialsystemen unter der Verkaufsbezeichnung "Dual Concentric".
Eine der jüngsten und für Audiophile interessantesten Baureihen ist die Definition-Linie, deren Topmodell DC 10 T uns zum Test zur Verfügung stand. Für runde 5500 Euro kommen zwei stämmige, immerhin 34 Zentimeter breite Standboxen ins Haus, deren furnierte und zusätzlich lackierte Gehäuse aus sanft gebogenem Birkenschichtholz gefertigt sind.

Das Holz stammt von einer besonders schweren, langsam wachsenden Baumart und soll in Verbindung mit gezielt gesetzten Versteifungen einen besonders neutralen und feinen Klang sichern. So unübersehbar wie die Box sind auch die beiden 10 Zoll großen Chassis - eines ein reiner Tieftöner -, die der Tannoy in dieser Runde die größte Gesamtmembranfläche sichern.
Bis etwa 200 Hertz sind die gewaltigen, von Doppelsicken kontrollierten Konustreiber gemeinsam unterwegs, alles darüber obliegt dem oberen, in desser Mitte sich der Hochtöner versteckt, stark zurückversetzt hinter der Boxenfront.
Die 25 Millimeter große Kalottenmembran aus Titan muss in der DC 10 T bei frühen 1400 Hertz ans Werk, eine Oktave tiefer als üblich. Die unorthodoxe Trennung verhindert ein ausuferndes Abstrahlverhalten in den Mitten, das sonst bei einem 10-Zöller kaum zu vermeiden wäre.

Wahrhaft unkonventionell handhabt Tannoy das Thema Frequenzweichen. Die fertig bestückten Platinen werden kurzzeitig auf 190 Grad unter Null abgekühlt, um die Mikrostruktur der Bauteile zu "entspannen". Leichter nachvollziehbar ist der Effekt einer Erdungsbuchse, mit der die Briten schon seit vielen Jahren ihre gehobenen Modelle ausrüsten. In Umgebungen mit starken Funksignalen oder Elektrosmog ist der Effekt (mehr Ruhe, mehr Reinheit) bisweilen deutlich, mal nur schwach wahrnehmbar.
Auf jeden Fall eindeutig war der kraftvolle, fast schon gierige Klangcharakter der Britin, die ihr Publikum mit einer Direktheit und Spielfreude umgarnte, die so unmittelbar und magisch weder der zarter besaiteten KEF und schon gar nicht der wohlerzogenen Piega gelang.

Die DC 10 T konnte schmettern und trompeten, dass es eine wahre Freude war. Sie erwies sich zudem als ausgesprochen wattgenügsam und harmonierte als einzige in dieser Runde vollumfänglich mit körperhaft abgestimmten Röhrenverstärkern, die ihren überbordenden Spieltrieb auf höchst angenehme Art zu zähmen verstanden.
An der Referenz-Transistorelektronik tönte die Tannoy deutlich kantiger als die Piega. Auch die KEF entpuppte sich als gefälliger und in der Summe homogener. Nur einen schmalen Grenzbereich bei komplexen Bassläufen und höchsten Pegeln verteidigte die Tannoy wie eine Bärenmutter ihr Junges. Somit empfiehlt sich die DC 10 T besonders für eher zart gestimmte, kleinere Verstärker und für überdurchschnittlich große Räume; beides sind ihre Domänen.
Stärken
+ Gelungene Verarbeitung. Braucht wenig Leistung. Temperamentvoll wie keine andere, macht mächtig Laune.
Schwächen
- Für kleinere Räume fast schon zu mächtig im Bassbereich.
Tannoy DC 10 T
Tannoy DC 10 T | |
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Hersteller | Tannoy |
Preis | 5500.00 € |
Wertung | 58.0 Punkte |
Testverfahren | 1.0 |