Testbericht
Lautsprecher Vienna A. Mozart Grand
Mit Anleihen bei großen Komponisten weckt Klangtüftler Peter Gansterer aus Wien hohe Erwartungen an die Vienna A. Mozart Grand (2500 Euro das Paar). Modernste Technik hilft ihm dabei.
- Lautsprecher Vienna A. Mozart Grand
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Kosten runter, Rendite rauf, das ewige Mantra des Kapitalismus hinterlässt seine Spuren auch bei Produkten des gehobenen Bedarfs. In großen, international verzweigten Konzernen entscheiden oftmals Heerscharen von Betriebswirten, welches Produkt wie und wo gebaut wird. Was dabei heraus kommt, mag preiswert sein und haltbar, oft aber seelenlos.
Einer, der sich diesem Trend energisch widersetzt, ist der Entwickler Peter Gansterer mit seiner hierzulande noch kaum bekannten Boxenmanufaktur Vienna Acoustics, die in den USA und Asien längst in einem Atemzug mit Topadressen wie Sonus Faber oder Lumen White genannt wird.

Der Begriff der Manufaktur ist dabei wörtlich zu nehmen, denn die Österreicher entwickeln und fertigen mit einer Hingabe, für die große Firmen wenig Verständnis aufbringen würden. Das spürt der Kunde an vielen kleinen Details vom hochmassiven Kabelanschluss (keine Stangenware und kein Bi-Wiring) bis zu den auffallend klangneutralen Abdeckrahmen.
Von diesem Ansatz profitiert auch die brandneue Mozart Grand, die für moderate 2500 Euro pro Paar den Besitzer wechselt, inklusive edelster Oberflächen in Echtholz oder Klavierlack. Für deren Glanzgrad oder Furnierbild bürgt der Meister persönlich, denn Vienna Acoustics fertigt seine Gehäuse mit einem hohen Anteil an Handarbeit, was in derart volksnahen Preisregionen die große Ausnahme darstellt.
Die nur 17 Zentimeter breite Säule enthält ein Zweieinhalbwegesystem mit zwei baugleichen Basschassis, von denen eines (das obere) auch die Mitten übernimmt. Als Membranwerkstoff dient eine Kunststoffmischung auf der Basis von Polypropylen.
Das durchsichtige Material verspricht eine höhere innere Dämpfung als Metall oder Keramik und damit weniger Eigenklang, bei kaum geringerer Stabilität. Eher traditionell als hypermodern gibt sich auch der Hochtöner von Scan Speak mit seiner resonanzarmen Gewebemembran samt sorgfältig austariertem Antrieb.
Eine moderate Zahl eng tolerierter Bauteile formt eine puristische Frequenzweiche, die weniger auf Linearität als auf Verlustarmut und Impulstreue hin optimiert ist. Die Schalldruckkurven (oberstes Diagramm in der Tabelle) verlaufen prompt etwas bucklig und verraten eine maßvolle Betonung mittlerer Frequenzen.

Lobenswert ist die für eine Box dieses Formats auffallend tiefe Eckfrequenz im Bass, die einen Subwoofer weitestgehend entbehrlich macht. Dem gegenüber steht eine Maximallautstärke von "nur" knapp 100 Dezibel, was allerdings eine Region ist, in die viele ihrer Nachbarn wegen nie vordringen. Und kein Thema, wenn der Schwerpunkt auf akustischer Musik liegt und nicht auf elefantösem Elektropop oder Heimkino.
Ein Streichquartett von Namensgeber Mozart, dessen Frequenzspektrum sich naturgemäß auf die mittleren Tonhöhen konzentriert, schüttelten die lackweißen Testmuster wenn es denn sein musste jedenfalls so souverän und unaufgeregt aus dem Ärmel, dass auch hartgesottene Originalpegelverfechter große Anerkennung zollten.
Bei der Verarbeitung zarter Details agierte die Wienerin eher sanftmütig als penibel oder gar euphorisch. In Sachen Tonalität war eine leichte, gut tolerierbare Vordergründigkeit auszumachen, was die Aufmerksamkeit wie von Zauberhand auf Klangfarben und Rhythmik lenkte. Wer einen solchen Charakter zu schätzen vermag, wird an der Mozart Grand viel Freude haben.
Vienna Acoustics Mozart Grand
Vienna Acoustics Mozart Grand | |
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Hersteller | Vienna Acoustics |
Preis | 2500.00 € |
Wertung | 54.0 Punkte |
Testverfahren | 1.0 |