Testbericht
LG Optimus 3D im Test
Mit schnellem Dual-Core-Prozessor und 3-D-Fähigkeiten bei Kamera und Anzeige ist das Optimus 3D ein wahres Feature-Wunder.
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Sollte es je ein Rennen gegeben haben, dann hat LG gewonnen: Den Südkoreanern ist es gelungen das erste 3-D-Mobiltelefon zur Marktreife zu entwickeln. Ab sofort ist der technische Meilenstein P920 Optimus 3D bei O2 für 599 Euro zu haben. Wobei der Kunde für sein Geld mehr bekommt als ein um 3-D-Fähigkeiten erweitertes Standard-Smartphone. Das neue Optimus repräsentiert vielmehr die Oberklasse der mobilen Telekommunikation.
Gut verpackte Vollausstattung

An der Verarbeitung gibt es keine Kritik. Natürlich ist das Gehäuse mit 129 x 68 x 12 Millimetern vergleichsweise ausladend; das mit 4,3 Zoll Diagonale überdurchschnittlich große Display muss schließlich Platz finden. Doch in der Tiefe zeigten die LG-Ingenieure asiatischen Sinn für Miniaturisierung: 12 Millimeter sind bei einem Gerät mit dieser Grundfläche kaum zu unterbieten - vor allem, da die Anzeige für 3-D-Tauglichkeit zusätzliche Höhe benötigt.
Trotz des schlanken Designs ist das Optimus 3D in der Stabilität der Konkurrenz ebenbürtig. Nachgeben oder Knarzen unter Druck sind ihm fremd. Zum positiven Eindruck tragen auch die kratzresistenten, tief seidenmatt glänzenden Kunststoffoberflächen bei - das Finish ist dem Preis angemessen.
Herz des LG ist ein OMAP4-Dual-Core-Prozessor von Texas Instruments, der dank zweimal 1 Gigahertz Takt bei der Umsetzung von Eingaben richtig flott zur Sache geht. Die Befehle erteilt Android 2.2.2. Für Apps und Daten bringt das P920 8 Gigabyte Flashspeicher mit, von denen knapp 6 für den Anwender nutzbar sind. Wem das nicht reicht oder wer unterwegs öfter Daten mit anderen mobilen Geräten austauschen will, kann zusätzlich zur Micro-SDHC-Karte greifen. Der Bedarf an Speicher kann beim P920 jedenfalls besonders groß werden, doch dazu später mehr.

Mit einem Notebook kann das LG Daten auch per USB-Kabel im Massenspeicher-Modus tauschen. Neben Letzterem bringt das Smartphone auch die PC-Suite zur Synchronisation mit Windows-PCs in seinem Speicher mit. Die dient dazu, Kontakte und Termine mit Outlook im Einklang zu halten, wahlweise übernimmt sie die Verwaltung persönlicher Daten auch selbst.
Weiterhin kann die PC-Suite Nachrichten aus dem Telefon abrufen sowie verwalten und richtet Ordner zur Bilder-, Musik- und Videosynchronisation ein. Allerdings nicht zuverlässig: Unsere zugegebenermaßen nicht ganz unkritische Outlook-Exchange-Konfiguration brachte die PC-Suite reproduzierbar zum Absturz.
Hotspot und TV-Zuspieler
Ein Eigenbrötler ist das LG P920 nicht: So kann es als Wi-Fi-Hotspot für Notebooks und andere Mobilgeräte genutzt werden; sogar der Betrieb mehrerer gekoppelter Geräte zur gleichen Zeit ist möglich. HSPA+ mit 5,75 Mbit/s im Up- und 14,4 Mbit/s im Download sorgen unter guten Bedingungen dafür, dass die Mobilfunkverbindung kein Nadelöhr wird.
Doch mit den aufgezählten Features ist noch lange nicht Schluss, natürlich kann das 3-D-LG seine Bildinhalte auch per HDMI-Anschluss im Micro-Format an den Fernseher ausgeben. Dabei ist die Bildqualität besonders im 1080p-Modus (1080 Zeilen; Vollbildverfahren) an einem guten Flat-TV überragend, die von Blu-ray-Discs gewohnte Qualität bietet auch das P920.
Bei hoher Kompression (MPEG-4 AVC) fordert ein anderthalbstündiger Film etwa 10 Gigabyte; da braucht es schnell eine externe Speicherkarte. Doch ganze Spielfilmdateien in HD-Qualität dürften so schnell nicht auf dem freien Markt erhältlich sein, und für einige HD-Trailer zur Eindruck schindenden Demo reicht auch der eingebaute Speicher. Die Möglichkeit, 3-D-Filme an einen nicht 3-D-fähigen Fernseher auszugeben, bestand im Übrigen nicht. Der Bildschirm blieb schwarz beziehungsweise zeigte nur die Bedienelemente der Playsoftware an.
Brillanter Darsteller

In solchen Fällen hilft das eingebaute Display, das schon im 2-D-Modus zum Besten gehört, was Smartphones zur Zeit leisten. Helligkeit, Farbstärke und der über einen großen Blickwinkelbereich stabil hohe Kontrast überzeugen auch kritische Betrachter. Und das, ohne dass sich die Marketingabteilung neue Superlative ausgedacht hätte. Im 3-D-Modus wird das Display von 400 feinen, mit bloßem Auge kaum erkennbaren, gleichmäßig verteilten Linien überzogen. Die sorgen dafür, dass bei richtigem Abstand jedes Auge nur die Hälfte der Pixel sieht. So können in horizontaler Ausrichtung die beiden für den 3-D-Effekt nötigen unterschiedlichen Bilder erzeugt werden.
Das gelingt dem LG bis auf die durch die halbierte horizontale Auflösung etwas gröbere Darstellung top. Ob das Material nun von der Kamera mit ihren beiden für den 3-D-Modus nötigen 5-Megapixel-Linsen stammte (die auch in 2-D gute Qualität liefern), von den Spielen oder von professionell gedrehten 3-D-Filmen - bei richtiger Ausrichtung war die räumliche Darstellung überzeugend. Im Vergleich zum HTC-Prototypen Evo 3D gelingt dem LG eine sauberere Darstellung plastischer Strukturen, die besonders bei Spielen überzeugt. Auf Dauer ist 3-D aber auch hier anstrengend.
Aus dem Labor
So viel hochkarätige Technik im ausladenden, aber flachen Gehäuse - das fordert einen zumindest kleinen Tribut. So bietet das P920 mit einer typischen aktiven Betriebszeit von fast fünf Stunden zwar eine gute Ausdauer, einige Smartphones können dieses Standvermögen aber noch toppen. Vieltelefonierer liegen bei Gesprächszeiten, die sich je nach Netz zwischen fünf und 15 Stunden bewegen, goldrichtig.

Bei den Funkeigenschaften wäre noch ein wenig mehr drin gewesen, das P920 liegt sowohl bei GSM als auch bei UMTS an der Schwelle zur Teilnote gut. Diese Hürde nimmt das LG in Sachen Akustik locker, wobei sich der Angerufene mehr noch als der Anrufer einer exzellenten Klangqualität erfreuen kann.
Mit vier mal "gut" in vier Kategorien zeigen die Südkoreaner nicht nur, dass sie die schnellsten beim Bau eines 3-D-Smartphones sind, sondern auch, dass sie die neue Technik fast kompromisslos umsetzen können. Kompliment.