Testbericht

Martin Logan ESL Spire

20.10.2008 von Redaktion connect und Lothar Brandt

Der mit Electrostatic Loudspeaker (ESL) aufwartende Martin Logan ESL Spire zeigte im Test, was er drauf hat.

ca. 2:30 Min
Testbericht
  1. Martin Logan ESL Spire
  2. Datenblatt
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© Archiv

Beim Electrostatic Loudspeaker (ESL) spannt sich eine elektrisch leitende, hauchdünne Folie zwischen zwei unter Hochspannung gesetzten, fest stehenden Statoren. Elektrotechniker sehen diese beiden Statoren als Gitter-Elektroden, zwischen denen die Folienmembran im Takt der vom Verstärker gelieferten Wechselspannung durch die elektrostatische Anziehungskraft schwingt. Klingt kompliziert und ist es auch. Vor allem, weil in der Praxis ein paar nicht unbeträchtliche Probleme zu überwinden sind. 

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© Archiv

Um auch tiefe Töne mit einigermaßen Pegel abstrahlen zu können, muss die Fläche ins Gigantische wachsen. Oder der Hersteller kombiniert Elektrostat und konventionellen Konus zu einem Hybriden wie dem Spire. Dort übernimmt ein Zehnzöller Bass und Grundton. Die Alu-Membran des Woofers verantwortet also einen beträchtlichen Teil des musikalischen Geschehens. Dazu treibt sie eine integ-rierte "ICE Power"-Schaltendstufe mit etwa 200 Watt an.

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© Archiv

Die mechanischen Parameter des darüber spielenden E-Staten wie geringstmöglicher Abstand zwischen Folie und Statoren (der Wirkungsgrad ist umso höher, je näher sich die Elemente kommen), möglichst viele möglichst kleine Löcher in denselben und größtmögliche Stabilität des gekrümmten Rahmens nötigen schon einen Heidenrespekt ab. Elektroakustisch konzipierte Martin Logan die Mittelhochtoneinheit als "Curvilinear Line Source". Das etwa 115 Zentimeter hohe Panel soll im Mittel- und Hochtonbereich möglichst eine ebene Welle abstrahlen. Die gekrümmte Fläche sorgt dabei für einen erweiterten Abstrahlwinkel - und dafür, dass die nach vorne und die nach hinten abgestrahlten Wellen nicht exakt gleich ausfallen. 

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Der halbaktive Hybrid-Elektrostat Martin Logan ESL Spire versorgt die Endstufe für den Tieftöner über gängige Lautsprecher-Klemmen. Der Regler pegelt den Bereich bei 35 Hertz um +/-10 dB, der kleine Schalter reguliert die Leuchtstärke des Martin-Logan-Emblems.H
© H.Härle

Sonnen-Aufgang

Der Logan-Elektrostat zierte sich zunächst. Zickig wie eine Diva bestand er auf einer Einzelbehandlung. Zum schnellen Gegencheck neben die Klipsch gestellt, verweigerte er die Leistung. Zumindest die ganze, denn was an Fähigkeiten in ihm steckte, kam ansatzweise schon herüber. Aber erst, als alle Konkurrenz von Klipsch oder Revel auf gebührenden Abstand zurückgewichen war, die Tester sich so  liebe- wie mühevoll im Zurechtrücken geübt und schließlich nacheinander im übersichtlichen "Sweet Spot" Platz genommen hatten, da ereignete sich jenes seltene Wunder, wo HiFi völlig in den Hintergrund tritt und nur noch Musik spielt.

Wir wollen und dürfen die kleinen Schwächen der Spire nicht verschweigen. Aber alle Kritik schweigt, wenn sich ein Orchester vom zartesten Streicher-Tremolo bis zum überwältigenden Tutti als plastische Skulptur vor dem Hörer aufbaut. Wenn der Raum sich weitet, aber jedes Detail glasklar präsent ist. Wenn bei Trommeln und Gitarren Anschlag und Resonanzkörper gleich rasant ins Geschehen kommen. Und wenn Stimmen wie die von Fritz Wunderlich oder Luciano Pavarotti wirklich bis in die kleinste Regung greifbar werden.

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© Archiv

Endgültig ging die Sonne auf, als der Autor nur zum Spaß die Röhrenendstufe Octave MRE 130 (3/06) anschloss. Von Bass-Dienstleistungen befreit, feierten Glaskolben und Folie Goldene Hochzeit. Noch packendere Plastizität, nochmals gesteigerte Transparenz, noch mehr Fülle des Wohlklangs - das entführt endgültig in eine andere Welt.

Martin Logan Spire

Martin Logan Spire
Hersteller Martin Logan
Preis 9800.00 €
Wertung 100.0 Punkte
Testverfahren 1.0

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