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D/A-Wandler

MSB Technology The Analog DAC im Test

Der extrem dünne Analog DAC von MSB Technology sieht unscheinbar aus. Unter der gefrästen Aluplatte verbirgt sich aber ein atemberaubender D/A-Wandler.

Autor: Bernhard Rietschel • 16.4.2013 • ca. 3:20 Min

MSB THE ANALOG DAC DSD
© MSB THE ANALOG DAC

Mann, ist der flach: der Analog DAC von MSB baut gerade so hoch wie eine XLR-Buchse, und trüge er auf seinem Oberdeck nicht einen versenkten Lautstärke-Drehring im Stil eines iPod-Jog-Shuttle sowie ein brillant leuchtendes Matrixdisplay - man könnte ihn glatt mit einer schicken Ger&au...

Pro

  • völlig natürlicher, superfeiner und zugleich fundamental-druckvoller Klang

Contra

  • lange Aufpreis-Liste
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Mann, ist der flach: der Analog DAC von MSB baut gerade so hoch wie eine XLR-Buchse, und trüge er auf seinem Oberdeck nicht einen versenkten Lautstärke-Drehring im Stil eines iPod-Jog-Shuttle sowie ein brillant leuchtendes Matrixdisplay - man könnte ihn glatt mit einer schicken Geräteplattform ohne weitere Funktion verwechseln.

Der Verdacht, mit dem extrem dünnen MSB-Gerät wollten sich Design-Dünnbrettbohrer verwirklichen, könnte aber nicht weiter daneben liegen. Die aus dem vollen Block gefräste Aluplatte beherbergt einen Wandler von atemberaubender Qualität und eindrucksvoller technischer Perfektion, der zudem noch hochflexibel an die Anlagen-Konfiguration seines Besitzers anpassbar ist. Hierzu besitzt der Analog DAC vier Eingangs-Modulschächte, die frei bestückbar sind. Nummer eins ist im Grundpreis inbegriffen und frei wählbar, jeder weitere Input kostet einen Tausender. Dabei ist es unerheblich, ob man zum S/PDIF-Modul greift (mit je einem Koax- und TOSLink- Eingang), zum AES/EBU-Einschub mit einer XLR-Buchse, zum USB-Interface nach neuestem Standard oder zu einem I2S-Eingang etwa für das maßgeschneiderte MSB-Laufwerk. Die Einschübe lassen sich beliebig kombinieren, melden sich selbsttätig beim Betriebssystem des Wandlers an und geben die ankommenden Daten mit einem auf bis zu 768kHz Samplingrate ausgelegten I2S-Bus an die auf der Hauptplatine folgenden Stufen weiter. Klar, dass auch die nicht von schlechten Eltern sind, sondern zu den aufwendigsten ihrer Art gehören.

MSB baut DACs noch so, wie sie in der Kinderzeit der CD entstanden: Einerseits basieren die verwendeten Wandlerstufen noch auf dem klassischen Multibit- Verfahren, wo jedem Signal-Bit ein fester Wert auf einer binären (R, 2R, 4R...) Widerstandsleiter entspricht. Andererseits, und das ist nicht nur selten, sondern einmalig, stecken besagte Widerstandsleitern hier nicht in mikroskopischer Silizium- Schrift in irgendwelchen Chips, sondern werden ganz makroskopisch aus diskreten, einzeln lasergetrimmten Widerständen quasi "zu Fuß" aufgebaut. Ebenfalls aus Einzelwiderständen besteht die optionale, beim Testgerät selbstverständlich mitbestellte Lautstärkeregelung, die nebenbei auch noch einen Analog- Input mitbringt. Relais schalten hier die jeweils benötigte Spannungsteilung dB-genau zusammen und quittieren jeden Änderungswunsch mit einem feierlichen Rasseln.

Hörtest

Erhebende Momente erlebt man mit dem Analog DAC aber auch ohne dass man am Volume-Rad dreht. In diesem Test ist es der Wandler, mit dem schlicht alles geht und nichts unmöglich ist. 384/24 per USB - kein Problem, schon steht die Samplingrate auf dem Display. Und hat man endlich ein Playerprogramm gefunden und eingerichtet, das das .dsf-File- Format spielt, in dem die seltenen DSDRips oder -Downloads vorliegen, gleitet eben DSD, beziehungsweise dessen analoges Äquivalent aus den Lautsprechern. Die Betonung liegt hierbei tatsächlich auf "gleiten", denn unabhängig vom gewandelten Format trägt der Analog DAC seinen Namen nicht (oder nicht nur) wegen seines zusätzlichen Analogeingangs. Der Name ist eine Verheißung, das Versprechen absolut natürlichen Klangs, das der Amerikanische DAC auf verblüffende Weise hält. Wer von einem anderen Wandler (irgendeinem!) auf den Analog DAC wechselt, spürt mit dem ersten Ton eine physische Präsenz, ein Gewicht im Hörraum, das sich grundsätzlich von den projizierten Geistern unterscheidet, die die meisten anderen DACs, und sei es noch so holografisch, in den Hörraum beamen. Das Gefühl, singende, trommelnde, zupfende Menschen aus Fleisch und Blut vor sich zu haben, können nur wenige Digitalplayer oder DACs vergleichbar gut heraufbeschwören, die ganz großen von Linn und Audio Research etwa.

Ließ man also den Linn Klimax DSM Musik von der NAS streamen, während das MacBook Pro dem MSB das gleiche Stück per USB (dem bestklingenden Eingang) zuschob, konnte der Musikfreund durch phantastische Klanglandschaften reisen und den schönsten Luxusproblemen nachgehen: etwa der Frage, ob PJ Harveys Stimme auf "On Battleship Hill" wirklich so einmalig sanft und feminin einschweben (MSB) oder doch etwas mehr Kante zeigen soll (Linn), und ob die gefühlte Raumtiefe mit 200 (MSB) oder doch eher 250 Meter (Linn) der Realität entspricht. Oder ob das vielleicht völlig egal ist, solange man wenigstens einem der beiden Klanggenies zuhören kann, solange man will. Klar ist jedenfalls: der Analog DAC hat seinen Namen verdient.

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