Nokia 6 im Test
Das Nokia 6 bietet eine ordentliche Mittelklasse-Ausstattung zum fairen Preis – nicht mehr, aber auch nicht weniger, wie unser Test zeigt.

Smartphones in dieser Preisklasse sind selten Schönheiten, da bildet das Nokia 6 keine Ausnahme. Breite Ränder um das Display machen das Telefon noch größer, als es mit seinem 5,5-Zoll-Display ohnehin schon ist. Eingefasst wird die Vorderseite von einem massiven Aluminiumrahmen, der nahtlos in d...
Smartphones in dieser Preisklasse sind selten Schönheiten, da bildet das Nokia 6 keine Ausnahme. Breite Ränder um das Display machen das Telefon noch größer, als es mit seinem 5,5-Zoll-Display ohnehin schon ist. Eingefasst wird die Vorderseite von einem massiven Aluminiumrahmen, der nahtlos in die Rückseite übergeht – das Gehäuse wurde aus einem Block gefräst. Mit diesem Unibody macht das Nokia 6 einen außeror- dentlich stabilen und lang lebigen, aber auch sehr ausladenden Eindruck.
Dazu passt, dass die 70 Millimeter breite Wuchtbrumme mangels ergo- nomisch geschwungener Rückseite nicht besonders gut in der Hand liegt. Die Verarbeitung ist dafür exzellent, allerdings fehlt eine IP-Zertifizierung – die hätte gut zur Massivbauweise gepasst und wäre in dieser Preisklasse das Tüpfelchen auf dem i gewesen.

Wenig Power unter der Haube
Das Display ist 5,5 Zoll groß und zeigt Inhalte knackscharf mit Full-HD-Auf- lösung an. Die Darstellungsqualität ist sehr gut, sowohl Leuchtkraft als auch Kontraste und Farben überzeugen. Andere technische Merkmale stimmen ebenfalls: Ein interner Speicher von 32 GB ist genau das, was man in dieser Preisklasse erwarten darf, genauso wie 3 GB RAM und einen Micro-SD-Steckplatz. Letzterer kann bei der Dual-SIM-Variante alternativ mit einer zweiten SIM-Karte bestückt werden. Wir haben die Single-SIM- Version getestet; beide Modelle sind in Deutschland zum gleichen Preis erhältlich.
Beim Chipsatz bleibt das Nokia 6 leider unter dem Durchschnitt und kommt mit Qualcomms Einsteigermodell Snapdragon 430. Lenovo zeigt bei der G5-Serie, wie man es richtig macht: Während das Moto G5 (190 Euro) mit eben jenem 430er ausgestattet ist, läuft das G5 Plus (280 Euro) mit dem stärkeren Snapdragon 625. Dieser Chipsatz wäre auch der richtige für das Nokia 6 gewesen. Das zeigt sich zum einen an der Performance. Das System reagiert zwar flüssig auf Eingaben, ist aber etwa beim Kaltstart der Kamera einen Tick langsamer und dürfte bei intensiver Beanspruchung (Multitasking) eher in die Knie gehen als das G5 Plus. Zum anderen ist auch die Bildsignalverarbeitung schlechter, was sich natürlich auf die Fotoqualität der 16-Megapixel-Kamera auswirkt. Die ist in dieser Preisklasse zwar in Ordnung, kann aber in puncto Bildschärfe, Feinstrukturen und Rauschverhalten nicht mit dem Lenovo-Modell mithalten. Hinzu kommt, dass die Kamerasoftware nicht sehr intuitiv aufgebaut ist und keinerlei Extras bietet.

Kein guter Empfang
Eine besondere Erwähnung verdient der druckvolle Stereo-Sound über die Lautsprecher, der vor allem bei Videos überzeugt – Nokia setzt hier auf die Dolby-Technologie Atmos. Weniger gefallen hat uns der veraltete Micro-USB-Anschluss, denn so langsam sollte sich USB-C auch in dieser Preisklasse durchgesetzt haben. Ernüchternd sind auch die Ergebnisse aus dem Testlabor: Mit einer Akkulaufzeit von nur 5:49 Stunden reiht sich das Nokia 6 im unteren Drittel der Skala ein – bei intensiver Nutzung wird’s gegen Spätnachmittag eng. Ein Schnellladenetzteil zum raschen Nachtanken wird leider nicht mitgeliefert.
Die Funkeigenschaften sind in allen drei Netzen nur ausreichend, was angesichts des massiven Metallgehäuses nicht überrascht. Wer in einem Gebiet mit schwacher Netzabdeckung wohnt oder häufig unterwegs ist, sollte einen Bogen um dieses Smartphone machen. Unterm Strich kann das Nokia 6 keinen bleibenden Eindruck hinterlassen. Abgesehen von schnellen Updates und einem robusten Unibody- Design bieten die Finnen keine Alleinstellungsmerkmale. Das ist zu wenig, vor allem mit Blick auf die schwachen Funkeigenschaften und die unterdurchschnittliche Akkulaufzeit. Von Nokia muss mehr kommen, wenn die Rückkehr auf den Smartphone-Markt gelingen soll.