Testbericht
Nokia E72 im Test
Der Vergleichstest zweier Mailmaschinen. Auf der einen Seite das BlackBerry Bold 9700, auf der anderen das Nokia E72. Kann sich das Nokia gegen den etablierten Mailmeister durchsetzen?
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Einst galten Blackberrys als Synonym für mobile E-Mail-Kommunikation vom Feinsten. Denn sie waren kompakt, schnell und genügsam. Ihre Schreibmaschinen-Tastatur brachten sie zusammen mit dem Display auf der Front eines Gehäuses unter, das weder Hosen- noch Jacketttasche sprengte. Mails leiteten die RIM-Server praktisch verzögerungsfrei auf das mobile Gerät weiter. Und die effiziente Kompression entschärfte Probleme mit langsamen Verbindungen und hohen Preisen für Datenverkehr im Ausland. Dafür nahmen Blackberry-Nutzer früher gerne auch Einschränkungen bei den Multimedia-Fähigkeiten in Kauf. Die waren dann bei der Einführung des Bold im 4. Quartal 2008 auch kein Thema mehr: Der erste Blackberry mit UMTS war größer als bis dahin üblich und bot einer besonders komfortablen Tastatur Platz. Das machte ihn für statusbewusste Vielschreiber besonderes attraktiv.
Doch auch das etwa zur gleichen Zeit eingeführte Nokia E71 fand in der anspruchsvollen Business-Klasse Anerkennung. Während RIM die Multimedia-Fähigkeiten seiner Smartphones kontinuierlich ausbaute, trieb Nokia hier das Prinzip der handlichen E-Mail-Schreibmaschine auf die verarbeitungstechnische Spitze - das konnte nicht nur die Liebhaber handgearbeiteter, mechanischer Uhren begeistern. Im Testergebnis liegen Ur-Bold und E71 nah beieinander, wobei der Blackberry bei Ausstattung, Funktechnik und Akustik punktet, während das Nokia bei Ausdauer, Handlichkeit und Verarbeitungsqualität besser ist.
Vergleich der zweiten Generation
Gute Voraussetzungen, um den Vergleich der gerade erschienenen Nachfolger spannend zu machen. Wobei Nachfolger zumindest für den Bold 9700 nicht ganz zutrifft, denn der Ur-Bold wird parallel weiterexistieren. Bei Nokia ist hingegen anzunehmen, dass das E72 das E71 zügig ablöst.
Der erste Vergleich zeigt, dass sich die beiden neuen Kontrahenten aneinander angenähert haben. So ist der Bold 9700 deutlich kleiner und leichter geworden als das Original, beim Gewicht unterbietet er sogar E71 und E72. Das E72 hat hingegen in der Breite geringfügig zugelegt. Bei den spiegelnden Metallapplikationen setzt Nokia jetzt auf helle anstatt auf brünierte Chromeffekte. Statt anthrazitfarbenem kommt beim E72 zudem schwarzer Kunststoff zum Einsatz. Das raubt dem Neuling in den Augen vieler connect-Mitarbeiter ein wenig vom hochwertigen Eindruck, während der Bold 9700 in dieser subjektiven Einschätzung etwas zulegt. Objektiv ist die Nokia-Lösung mit dem Metalldeckel auf dem Akkufach minimal stabiler, der Kunstoff des RIM mit seiner zum Teil lederartigen Struktur dagegen griffiger.
Plus und Minus bei den Tasten
Auch bei den Tastaturen ist kein eindeutiger Vorteil im Duell Nokia gegen RIM auszumachen: Das Keyboard des Bold 9700 ist durch schief nach außen stehende Tasten ergonomischer, doch die häufig benötigte Alt-Taste liegt ungünstig. Zudem sind die Umlaute nur über das Trackpad zugänglich. Beim E72 erhöht die abgerundete Form der Drücker die Treffsicherheit auf dem ähnlich großen Keyboard ein wenig. Zudem sind für ä, ö und ü eigene Tasten vorgesehen. Vieltipper, die vom E71 auf das E72 umsteigen, bemängeln aber, dass die häufig benötigte Leerzeichen-Taste nun deutlich schmaler ist. Ein Trackpad mit Aktivierungsfunktion haben beide, damit lässt sich schnell durch die Menüs rasen. Für Präzision bietet das E72 zudem die vier herkömmlichen Richtungstasten zur schrittweisen Navigation als Ring ums Trackpad.
Insgesamt kann das E72 gegenüber dem Bold 9700 in der Handhabung einen minimalen Vorteil für sich verbuchen. Doch die beiden Vorgänger sind in dieser Disziplin noch besser, besonders der Ur-Bold macht leichte Nachteile in Sachen Handlichkeit durch Vorteile bei der Bedienung mehr als wett. Schon das rechtfertigt, dass er auch weiterhin angeboten wird.
Auf und Ab bei der Ausstattung
Bei der Ausstattung war der große Ur-Bold dem E71 noch klar überlegen. Gilt das auch für den deutlich kompakteren 9700 im Vergleich zum E72? Beim Speicher geht der Vergleich diesmal zugunsten von Nokia aus - sowohl intern als auch bei der mitgelieferten Speicherkarte liegen die Finnen um den Faktor zwei vorn. Immerhin ist die unter dem Akkudeckel versteckte Speicherkarte des Bold ohne Entnehmen des Stromspeichers und damit bei laufendem Gerät tauschbar. Bei Nokia ist der Slot bequem von außen zugänglich.
Wichtiger als preiswert erweiterbarer Speicher ist natürlich das Display. Das ist bei beiden gleich groß, doch bei der Auflösung ist der Blackberry dem Nokia mit 480 x 360 gegenüber 320 x 240 Pixeln deutlich überlegen. Das ist beim Betrachten von PC-Dokumenten und Webseiten vorteilhaft, geht jedoch hart an die Grenze normaler Sehschärfe. Dem Außeneinsatz bei grellem Licht versuchen beide Smartphones auf unterschiedliche Weise gerecht zu werden: Das Nokia setzt auf transflektive Technik, die von vorne einfallendes Licht zur Aufhellung von Bildinhalten nutzt. Allerdings gelingt das der E72-Anzeige nur in geringem Maße, was die Ablesbarkeit im hellen Sonnenschein erschwert. Das Bold-9700-Display kann einfallendes Licht nicht nutzen. Stattdessen bietet es der Sonne mit kräftiger Beleuchtung Paroli, die die meisten anderen Smartphones um den Faktor drei bis vier überbietet - damit tappt der Besitzer auch im grellen Sonnenlicht nicht informationell im Dunkeln.
E-Mail im Fokus
Was die Software-Ausstattung angeht, liegen beide Geräte in vielen Kategorien auf ähnlichem Niveau. Interessant wird es bei dieser Smartphone-Disziplin natürlich beim Thema E-Mail. Hier kann Blackberry seine jahrelang gereifte Push-Lösung in die Waagschale werfen - ob man die PDA-Phones von RIM als Privatmann, in einer wenige Personen umfassenden Bürogemeinschaft, in einem mittelständischen Unternehmen oder als großer Konzern einsetzen möchte, spielt kaum eine Rolle. Immer bietet RIM eine Push-Mail-Lösung, die den Aufwand in ein gutes Verhältnis zum Nutzen stellt.
Doch Nokia hat in dieser Hinsicht aufgeholt. Mit dem "Nokia Mitteilungen-Dienst" kann auch hier schon der Privatmann seine E-Mails direkt auf das Smartphone weiterleiten. Und für größere bis sehr große Firmen hat Nokia auch Exchange Active Sync von Microsoft lizenziert. Um hier eine auf den Einsatzzweck passende Lösung zu finden, ist aber wohl in den meisten Fällen mehr Recherche und mehr Konfigurationsarbeit nötig als bei RIM.
Auch wenn es Menschen gibt, die dem über von RIM verwaltete Server laufenden Datenverkehr der Blackberry-Dienste nicht trauen: Bislang haben die Kanadier in Sachen Datenschutz eine weiße Weste. Zudem ist der Vorteil, nur optimal komprimierte Daten aufs Smartphone zu schicken, unbestreitbar. Schließlich sind die Transferkosten im Ausland immer noch hoch und im mit HSDPA schlecht versorgten ländlichen Raum spart jedes nicht zu übertragende Byte kostbare Zeit. Das sollte bei einer Kaufentscheidung bedacht werden.
Multimediale Talente
Spricht das für den Bold, so würden bei den Multimedia-Eigenschaften die meisten Menschen wohl der schillernderen Firma Nokia mehr zutrauen. Doch bei der Medien-Wiedergabe ihres neuen Business-Smartphones fiel auf, dass es zwar alle relevanten Video-Formate beherrscht. Dennoch verweigerte das E72 bei einigen Video-Dateien in eigentlich unterstützten Formaten wie 3gp die Wiedergabe, obwohl diese auf anderen getesteten Geräten inklusive dem Bold 9700 bisher problemlos abspielbar waren. Wahrscheinlich treibt hier ein kleiner Software-Fehler sein Unwesen, der bei einem der nächsten Updates abgestellt sein wird. Ähnliche Zicken leistet sich der Bold 9700 nicht, auch als MP3-Player kann er mit allen wichtigen Features überzeugen. Bei der Kamera muss er dann aber dem E72 den Vortritt lassen. Ähnlich wie der Auflösungsvergleich von 5 zu 3,2 Megapixeln geht auch die Gegenüberstellung der Bildqualität zugunsten des Nokia aus. Zwar aktiviert es bei etwas dunkleren Lichtverhältnissen eher das Fotolicht, doch dieser Einsatz wird durch kräftigere Farben und weniger Bildrauschen gerechtfertigt. Der Autofokus wiederum verhindert bei beiden Kameras nicht, dass der Anteil an schlechten Aufnahmen recht hoch ist. Trotz kleiner Bugs bietet das E72 das etwas rundere Ausstattungspaket, was ihm drei Punkte mehr bringt. Dafür hat der Bold in entscheidenden Bereichen, wie beispielsweise beim Display, die Nase vorn.
RIM setzt Maßstäbe beim Empfang
Das gilt auch für die Empfangseigenschaften: Der pikanterweise erste im ehemaligen Nokia-Werk in Bochum entwickelte Blackberry gehört im GSM-Netz zur Spitzenklasse. Im für schnellen Datenaustausch noch wichtigeren UMTS-Netz schlägt er in den Sende- und Empfangseigenschaften sogar alles bisher Dagewesene. 15 von maximal 17 möglichen Punkten sind der verdiente Lohn. Hier muss sich das auch in den GSM-Bändern leicht unterlegene E72 mit immer noch befriedigenden zwölf Punkten zufrieden geben. Vielleicht macht sich hier der Akkudeckel aus Metall bemerkbar.
Auf die Akustik hat der natürlich keinen Einfluss, hier liegen Nokia und RIM praktisch gleichauf. Währen der Bold sich in der Senderichtung anderthalb Punkte Vorsprung erarbeiten kann, klingt das Nokia als Empfänger besser und gewinnt dafür einen Punkt. Doch insgesamt geht der Bold 9700 als Sieger aus diesem Vergleich hervor, ein "sehr gut" unter den Messwerten besiegelt seine Ausnahmestellung.
In puncto Ausdauer zeigen beide Kontrahenten der restlichen Smartphone-Welt, was Durchhaltevermögen ist; damit setzen sie sich auch deutlich von den Vorgängern ab. In einer Zeit, wo so manches praktisch nur aus Display bestehende Handy nur dank der Zurückhaltung seines Nutzers einen Tag übersteht, zeigt die neue Business-Klasse hier, wie praxisgerechte Arbeitsgeräte aussehen müssen. Der Bold 9700 macht einen gewaltigen Sprung gegenüber seinem großen Bruder, und das Nokia E72 ist insgesamt sogar noch stärker. Zweimal "überragend" in der Ausdauer - wann hat es das gegeben?
Fazit
Nokia und RIM gelingt es, zwei sehr beliebte Smartphones noch einmal deutlich aufzuwerten. Dabei bietet der Bold 9700 nun Spitzentechnik im kompakteren Gehäuse bei gesteigerter Ausdauer und verbesserten Funkeigenschaften. Das Nokia E72 bleibt annähernd bei der bewährten Größe, doch Optimierungspotenzial haben die Finnen fast überall gefunden. Das zeigt, dass trotz aller Touchscreen-Euphorie auch die so einfachen wie praktischen Tastatur-Smartphones noch eine große Zukunft haben.
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