Testbericht
Nokia N96
Nokia-Jünger werden jubeln: Endlich ist das heiß ersehnte Flaggschiff N96 auch in Deutschland verfügbar. Ausruhen auf seinen Vorschusslorbeeren kann es sich allerdings nicht, denn wir haben das gute Stück natürlich sofort ins Testlabor beordert.
- Nokia N96
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An Selbstbewusstsein mangelt es dem N96 jedenfalls nicht. Das klare Design steht dem Technikboliden gut zu Gesicht, aber auch beim Preis geht er in die Vollen: 699 Euroohne Vertrag - die muss ein potenzieller Käufer erst einmal auf der hohen Kante haben.
Legt man die beiden N-Serie-Helden im geschlossenen Zustand nebeneinander, überragt der Newcomer den Oldie um wenige Millimeter, ist dafür aber einen Tick flacher. Damit ist auch das N96 sehr voluminös und kaum hosentaschentauglich.
Optisch trennen die beiden Slider kleine Welten. So steckt das N96 in einem weniger kantigen Gehäuse und wirkt in puncto Design mit seiner flachen Tastatur und der glänzenden Front deutlich gefälliger; allerdings sieht man hier auch jeden Fingerabdruck.
Knarzender, labbriger Akkudeckel
In der Praxis bieten die flachen Tasten etwas weniger Halt beim Bedienen, und auch das Feedback ist schwächer ausgeprägt als beim Vorgänger. Dafür ist das N96etwas leichter und liegt gut ausbalanciert in der Hand.

Die Verarbeitungsqualität und Materialauswahl wird dem Premium-Preis aber nicht gerecht: Der labbrige Akkudeckel knarzt und die Zifferntastatur sowie die Funktionstasten unterhalb des Displays bestehen aus arg labilen Plastikplättchen. Begeistern kann das 2,8 Zoll große Display, das scharf, kontraststark und auch hell erstrahlt, was speziell Spiele und Videos exzellent in Szene setzt.
Im Innern werkelt die bewährte Serie-60-Oberfläche, die trotz der enormen Anzahl an Funktionen immer noch recht übersichtlich ist. Allerdings gibt es auch hier ein paar Kritikpunkte: So sind die Menü schriften teils etwas klein geraten, auch fehlt die Möglichkeit, den Standby-Bildschirm selbst zu konfigurieren, wie es noch beim Vorgänger möglich war; hier mussder User auf ein baldiges Software-Update hoffen.
Verbindungen: Kein Wunsch bleibt offen
In puncto Ausstattung lässt das N96 nichts anbrennen: Das Quadband-Modell funkt in allen Netzen der westlichen Welt und lässt mit Bluetooth, WLAN, HSDPA, EDGE und GPS (inklusive A-GPS) keinen Verbindungswunsch offen.

Auch Internet-Telefonie ist möglich, E-Mail-Client und Internet-Browser sind ein Muss. Wer sein Mobiltelefon über den Exchange Server seiner Firma auf aktuellem Stand halten will, kann das kostenlose Programm "Mail for Exchange" downloaden.
Für multimediale Unterhaltung sorgen zahlreiche Testversionen der aufwendig gestalteten N-Gage-Spiele, für die Vollversion von Tetris liegt ein Gutschein bei. Auch beim Thema Musik zeigt sich Nokia spendabel und packt einen Voucher für zehn Titel aus dem Nokia Music Store bei, die der umfangreich ausgestattete Musicplayer zu Gehör bringt.
Das mitgelieferte Headset tönt jedoch arg dünn, lässt sich aber immerhin bequem durch einenLauscher nach Wahl ersetzen, den man direkt ins Gehäuse oder in die Kabelfernbedienung einstöpseln kann.
TV-Standard DVB-H inklusive

Als erstes Handy in Deutschland unterstützt das N96 den TV-Standard DVB-H - allein,das nutzt dem Kunden wenig, denn bis auf vereinzelte regionale Testkanäle bleibt der Bildschirm hierzulande dunkel. Mit dem frei empfangbaren DVB-T kann wiederum das N96 nichts anfangen.
Dafür bringt es mit "Matrix" einen astreinen Blockbuster mit, der sich über das mitgelieferte AV-Kabel auch am Fernseher anschauen lässt. Gute Fotos und Videos in VGA-Auflösung liefert die 5-Megapixel-Kamera, der Auslöser ist aber sehr schwergängig. Wenn ob der vielenMöglichkeiten die internen 14,9 GB Speicher knapp werden, kann man per MicroSD-Karte ausbauen.
Ladegerät nicht vergessen!
Enttäuschend präsentiert sich das N96 bei den Ausdauertests. Hier muss sich der Newcomer im Labor in jeder Disziplin seinem Vorgänger geschlagen geben. Kein Wunder, schließlich packt Nokia nur einen Akku mit 950 mAh ins N96, während Nokia andere Geräte wie das N95 8GB und auch das N85 mit 1200 mAh befeuert. Das ist nun wirklich nicht nachvollziehbar, schließlich saugt auch das Display kräftig an den Energiereserven.

Theoretisch bleibt das N96 im reinen Standby-Betrieb zwischen fünf und acht Tagen auf Empfang, beim Hardcore-Einsatz mit WLAN, Navigieren, Surfen, Musik hören und Video gucken hisste der Slider dagegen bereits nach einem Tag die weiße Flagge. Ohne Ladegerätsollte also kein N96-Besitzer über Nacht aus dem Haus gehen.
Ein deutlich besseres Bild hinterließ das N96 beim restlichen Messprozedere. Sowohl bei derSende- und Empfangsqualität als auch bei den Akustikmessungen liegt das N96 weit vor dem N95 8GB und sichert sich so auch in der Summe aller Einzelwertungen einen üppigenVorsprung.
Fazit: Gemischte Gefühle
Am Ende hinterließ das N96 gemischte Gefühle. Auf der einen Seite begeistert es mit seiner Ausstattungsfülle, die sich dennoch gut bändigen und weitgehend intuitiv bedienen lässt. Auf der anderen Seite ist das Gerät extrem teuer, der TV-Empfänger in Deutschland bis auf Weiteres nutzlos und die Ausdauer ein echter Hemmschuh.
Der Kauf des Multimedia-Flagschiffs will also gut überlegt sein, zumal mit dem N85 starke Konkurrenz aus eigenem Haus bereitsteht.
Nokia N96
Nokia N96 | |
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Hersteller | Nokia |
Preis | 399.00 € |
Wertung | 366.0 Punkte |
Testverfahren | 1.0 |