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Testbericht

Plattenspieler Clearaudio Innovation + Unify 9"

Eine besondere Motorregelung verhilft dem Clearaudio Innovation + Unify 9" (5990 Euro) - hier weltexklusiv im Test - zum besten Gleichlauf, den das stereoplay-Labor je gemessen hat.

Autoren: Redaktion connect und Dalibor Beric • 21.8.2008 • ca. 3:35 Min

Plattenspieler Clearaudio Innovation + Unify 9
Plattenspieler Clearaudio Innovation + Unify 9"
© Archiv
Inhalt
  1. Plattenspieler Clearaudio Innovation + Unify 9"
  2. Datenblatt

"Schon als ich in jungen Jahren Leichtathletik betrieb, wollte ich immer der Erste sein. Als ich dann älter wurde, übertrug ich dieses Streben auf Clearaudio." Diese Worte des Firmenpatriarchen Peter Suchy erklären die Rastlosigkeit, mit der er Neuerungen vorantreibt und Clearaudio so zur Nummer ...

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Der Tonarm Clearaudio Unify ist einpunktgelagert. So lässt sich durch Verdrehen des Gegengewichts der Nadelazimut optimieren.
© Julian Bauer

"Schon als ich in jungen Jahren Leichtathletik betrieb, wollte ich immer der Erste sein. Als ich dann älter wurde, übertrug ich dieses Streben auf Clearaudio." Diese Worte des Firmenpatriarchen Peter Suchy erklären die Rastlosigkeit, mit der er Neuerungen vorantreibt und Clearaudio so zur Nummer eins unter den Firmen gemacht hat, die sich mit dem Analog-Sport befassen.

Zwar hat Clearaudio nicht als erster bei einem Plattenspieler ein Magnetlager eingesetzt, aber Suchy war als erster so schlau, sich ein solches patentieren zu lassen. Bei dem neuesten Werk Innovation gibt es aber auch eine echte Neuerung zu vermelden: Eine aufwendige Motorregelung soll jegliche Gleichlaufschwankung eliminieren und die Drehzahl sogar temperaturunabhängig machen.

Dazu verschrieb Suchy dem Innovation einen Subteller aus Edelstahl plus reflektierender Scheibe mit 1595 Strichen. Ein Infrarot-Sensor tastet sie ab und teilt die so erfasste Drehzahl der Elektronik mit, die den Gleichstrommotor regelt. Diesen postierte Suchy nicht nur in einem massiven Aluminium-Gehäuse, sondern verschrieb ihm auch ein eng toleriertes Lager, um ihn so ruhig wie möglich arbeiten zu lassen.

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© Julian Bauer

Nun ist eine Regelung eine schwierige Sache. Schließlich greift sie ein, wenn schon ein Fehler entstanden ist, und falsch dimensioniert führt sie zu einer Überreaktion, die mehr Fehler produziert als zuvor da waren. Deshalb entschied sich Suchy für eine sanfte Regelung, die proportional arbeitet, in Verbindung mit einer großer Schwungmasse (zum Subteller von 8,75 Kilogramm kommen 5,45 kg des Acryl-Plattentellers).

Große rotierende Masse benötigt aber ein gutes und stabiles Lager. Da griff Suchy auf eine Variante seines patentierten CMB (Ceramic Magnetic Bearing) zurück. Dieses durch zwei sich abstoßende Ringmagneten aus Neodym schwebende Lager zeichnet sich wie beim stereoplay Highlight Performance (12/07) durch eine Keramikachse aus, um die sich eine Bronzebüchse dreht - somit handelt es sich um ein invertiertes Lager.

Im Gegensatz zum kleineren Bruder ist beim Innovation die Achse aus fertigungstechnischen Gründen hohl, dafür 12 statt 8 Millimeter dick. Darüber hinaus bieten statt zweien jetzt vier Magnetringe genügend Kraft auf, um den schweren Teller schweben zu lassen.

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Um den souveränen Gleichlauf des Clearaudio Innovation zu erreichen, tastet ein Infrarotsensor die Stroboskopscheibe des Edelstahlsubtellers ab.
© Julian Bauer

Der weitere Aufbau wird Clearaudio-Kennern bekannt vorkommen. So besteht die Grundplatte aus zwei durch Aluminiumsäulen getrennten Lagen, die jeweils ein Sandwich aus zwei Aluminiumblechen und einer Acrylplatte bilden. Die nicht höhenverstellbaren Edelstahlfüße und der starre unbedämpfte Aufbau jedoch kosteten den Innovation Punkte bei stereoplays Praxsiswertung. Denn wegen der nicht justierbaren Spikes muss der Untergrund austariert sein, während sich wegen der harten Ankopplung der Stellplatz klanglich stark auswirkt.

Den Tonarm Unify fertigt Clearaudio schon länger. Doch erhielt er eine Bedämpfung, die leichte Resonanzen zwischen der Headshell und dem Kohlefaser-Tonarmrohr beseitigen soll. Gelagert ist er weiterhin auf einer Edelstahlspitze, die in einer Saphirschale läuft. Durch diese Einpunktlagerung und das konzentrische Edelstahl-Gegengewicht lässt sich zuverlässig sicherstellen, dass die Nadel beide Rillenflanken perfekt abtastet.

Die großen Erwartungen erfüllte der Innovation im Messlabor weitgehend. Sein Gleichlaufwert war in der Tat der beste, den stereoplay je dokumentiert hat. In den Rumpelmessungen konnte er zwar sehr gute Werte aufweisen, jedoch in diesem Bereich nicht ganz zu den allerbesten Laufwerken aufschließen.

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Edelstahlsubteller, der von Infrarotsensor abgetastet wird.
© Julian Bauer

Da Clearaudio ein Paket mit dem MC-Abtaster Talisman (5/07) schnürt und König Kunde somit rund 600 Euro gegenüber der Summe der Einzelteile sparen würde, hörten sich die Tester zuerst diese Kombination an. Sie beeindruckte durch einen kraftvollen Auftritt mit schöner Feinzeichnung bei stimmiger Klangbalance und ist so schon wärmstens zu empfehlen.

Dass aber in der reinen Laufwerk-Tonarm-Kombination noch mehr steckt, zeigten die finalen Hördurchgänge mit den Referenzabtastern Lyra Titan (6/06) und Transfiguration Orpheus (11/06). Mit ihnen erklang der Clearaudio noch detailreicher und betonter und bildete zudem einen noch größeren Raum ab.

So erklomm er die gleiche Stufe wie das stereoplay Highlight Rega Planar 9 mit Tonarm RB 1000 (5/02), hatte aber eine etwas andere klangliche Ausrichtung. Der Rega punktete mit etwas direkterer Ansprache, wodurch er lebendiger erschien. Der Clearaudio hingegen grenzte einzelne Instrumente deutlicher voneinander ab und baute einen tieferen Raum. Zudem zeichnete er den Bass genauer und tiefer nach und ließ Becken mehr glänzen.

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Die Elektronik nutzt die Information des Infrarotsensors, um die Drehzahl des Gleichstrommotors zu regeln.
© Julian Bauer

Dabei tat er minimal zuviel des Guten, da er etwa die Hi-Hat-Arbeit Jim Browns bei UB 40s "Tyler" ("Signing Off", Virgin SVLP 256) fast schon zu sehr in den Vordergrund stellte. Auch Bläser wie bei "Moanin'" (Quincy Jones: "Birth Of A Band"; Speakers Corner / Mercury SR 60129) erklangen forsch und brillant, wodurch der Holzfraktion jedoch etwas Tönung fehlte.

Der Rega Planar 9 widmete sich den Mitten intensiver, wodurch etwa die Gitarre auf der fabelhaften Clearaudio-Scheibe "Franz Schubert - Nacht und Träume" (LP 8307) mehr Korpus und die Stimme mehr Körper besaß, während der Innovation beides zwar etwas nüchterner zeigte, dafür jedoch das Klanggeschehen deutlich besser von den Lautsprechern lösen konnte.

Somit war ein Unentschieden klar und die analoge Welt um einen höchst interessanten Plattenspieler reicher.

Clearaudio Innovation + Unify 9"

Vollbild an/aus
Clearaudio Innovation + Unify 9
Clearaudio Innovation + Unify 9
HerstellerClearaudio
Preis5990.00 €
Wertung54.0 Punkte
Testverfahren1.0