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Plattenspieler und Tonabnehmer

Clearaudio Innovation Compact im Test

„Der Einstieg zum Aufstieg“ sagen die Analogspezialisten von Clearaudio zu ihrem Innovation Compact. Was wir dazu sagen, lesen Sie in unserem Test.

Autor: Roland Kraft • 11.1.2021 • ca. 4:45 Min

Clearaudio Innovation Compact
Der Clearaudio Innovation Compact ist eine reine Freude beim Aufbauen.
© Clearaudio

Aus diesem, wie wohl jeder zugeben muss, wunderschönen Anlass heraus wollen wir zunächst über ein Thema berichten, das fast genauso wichtig ist, wie das, was in der Verpackung steckt, nämlich die Verpackung selbst. Und der Lieferumfang. Denn bei beidem hat uns Clearaudio schwer beeindruckt: Uns ...

Pro

  • Begeisternder Klang
  • Hohe Ausgangsspannung

Contra

  • Sehr geringes Restrumpeln mit Platte und mit Koppler

Fazit

stereoplay Testurteil: 88 Punkte (Innovation Compact) 81 Punkte (Maestro V2), Klang: absolute Spitzenklasse (62 Punkte), Preis/Leistung: highendig (Innovation Compact), überragend (Maestro V2)

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Aus diesem, wie wohl jeder zugeben muss, wunderschönen Anlass heraus wollen wir zunächst über ein Thema berichten, das fast genauso wichtig ist, wie das, was in der Verpackung steckt, nämlich die Verpackung selbst.

Und der Lieferumfang. Denn bei beidem hat uns Clearaudio schwer beeindruckt: Uns erreichten zwei Kartons, deren kostbarer Inhalt gediegen geschützt in festen Schaumstoff-Formteilen ruhte und so penibel einzeln verpackt war, dass man eigentlich eines jener berühmten Unboxing-Videos hätte drehen müssen.

Da kann man sich die Freude, die schon beim Auspacken aufkommt, lebhaft vorstellen; fast schade, dass das wohl in vielen Fällen ein Händler übernehmen wird, gerade dann, wenn wie in diesem Fall sowohl Tonarm (wir hatten Clearaudios „Tracer“ geordert) und Tonabnehmer (das MM-System Maestro V2) noch auf das Laufwerk zu montieren waren.

Clearaudio Innovation Compact
Perfekt gefertigte Metallteile und exakte Passungen.
© Clearaudio

Wer sich das Auspackerlebnis selber gönnen möchte, dem sei gesagt, dass der Zusammenbau eines Clearaudios kein Hexenwerk ist. Die Unterstützung durch vorbildlich erstellte Manuals ist perfekt und das gesamte benötigte Werkzeug und Material befindet sich im überaus großzügigen Lieferumfang.

Wer aus dieser durchdachten und liebevoll einzeln verpackten Lieferung die naheliegende Schlussfolgerung zieht, dass dieselbe Sorgfalt auch für das eigentliche Produkt gilt, der liegt goldrichtig. Und zieht sich die beiliegenden Handschuhe über, um die edlen Oberflächen des Innovation Compact zu schonen.

Dessen reduziertes, dreieckiges Grundchassis hat tieferen Sinn: Wo nichts ist, kann nichts vibrieren oder von Schallwellen angeregt werden. In der Praxis funktioniert das Sandwich aus außen poliertem Hartholz und dicken Aluminiumplatten perfekt, weil allein schon die drei höhenverstellbaren Spike-Füße für absolut festen Stand garantieren.

Clearaudio Innovation Compact
Aus einenso zarten Nadelträger sieht man bei MM-Abtastern höchst selten.
© Clearaudio

Das invertierte Tellerlager ist ein Paradestück moderner Laufwerksentwicklung: So richtig erahnen kann man das nur, wenn man die Glätte der hohlen und polierten keramischen Lagerachse mit eigenen Augen gesehen hat; auch hier kommt ein Tropfen Öl zum Einsatz, bevor die Sinterbronzelaufbuchse, die dann ihrerseits erst den Teller trägt, vorsichtig über die Achse geschoben wird und auf halbem Weg schon auf dem starken Magnetfeld von Clearaudios CMB-Magnetlager schwebend stehen bleibt.

Erst der 70 Millimeter hohe, hochdichte Kunststoffteller, der dynamisch ausgewuchtet ist, drückt das Lager schließlich in seine Endposition, wo es praktisch reibungsfrei rotieren kann. Logisch, dass dieser kritische Moment beim Zusammenbau mit Ruhe und Vorsicht erfolgen sollte. Aber wie gesagt: alles kein Hexenwerk.

Und vorab hat der stolze Besitzer natürlich das Chassis perfekt in die Horizontale gebracht und die Schonerplättchen unter die drei Spikes gelegt. Was uns auffällt, ist die superstabile, fein gefräste Tonarmbasisplatte (der Innovation kann zwei Tonarme tragen), die mit einer reichlich dimensionierten Inbusschraube auf dem Chassis sitzt.

Clearaudio Innovation Compact
Drehzahlwechsel auf Knopfdruck an der schweren Motordose.
© Clearaudio

Das sind ordentliche Maschinenbau-Größenordnungen, auch der Haltekragen des Tonarmschafts ist solide und die Verstellmöglichkeiten dürften die Montage verschiedenster Tonarme möglich machen.

Die Zuleitung vom Netzteilanschluss zum Gleichstrommotor ist übrigens in dem flachen Chassis versteckt, der mit Präzisionsgleitlagern ausgestattete Antrieb wirkt über einen bauchig geformten Pulley auf einen breiten Flachriemen. Das geht lautlos und mit auch von unserem Labor bestätigter, extremer Gleichlaufgenauigkeit.

Verantwortlich dafür ist nicht zuletzt ein optischer Sensor unten am Tellerlager, er gehört zu Clearaudios „Optical Speed Control“, mit der die Drehzahl präzise geregelt wird. Via Knopfdruck umschaltbar ist die Änderung der Drehzahl so einfach wie komfortabel. Beim Auflegen der Platten fällt übrigens auf, dass der Teller im Durchmesser knapp kleiner als eine LP ist – damit lässt sich die Scheibe einfacher am Rand greifen.

Clearaudio Innovation Compact
Der Tonarm verfügt über ein Schräglager, Kohlefaser-Armrohr und eine Antiskating-Vorrichtung.
© Clearaudio

Minimalistischer Tonarm

Hinter dem neuesten Radial-Tonarm von Clearaudio steckt mehr, als man auf den ersten Blick sieht. Seine schräg gestellte Wolfram-Achse mit Saphirlagern huldigt bei der Horizontallagerung alten, nichtsdestotrotz goldrichtigen Prinzipien des Tonarmbaus.

Vertikal kommen Kugellager zum Einsatz sowie eine magnetische Antiskating-Vorrichtung unmittelbar am Schaft, der in einer 24,85 Millimeter durchmessenden Aufnahmebohrung mit Klemmschraube sitzt. Das Gegengewicht ist feinfühlig über eine Zentralschraube verstellbar, was eine höchst präzise Justage der Auflagekraft ermöglicht.

Der Tracer akzeptiert in seiner horizontal justierbaren Headshell Tonabnehmer zwischen drei und 17 Gramm Gewicht. Unser einziger Kritikpunkt hier: Die Steckerchen an der feinen Innenverdrahtung rutschen nur sehr schwer über die Anschlussstifte des Tonabnehmers, die dicken IsolationsIsolationshülsen lassen kaum Platz für eine kräftige Pinzette...

Clearaudio Innovation Compact
Den Tonabnehmer montieren Spezialisten übrigens vor dem Einbau des Tonarmes.
© Clearaudio

Filigraner Abtaster

Was auf den ersten Blick aussieht wie ein MC-Abtaster, ist der MM-Tonabnehmer Maestro V2 in seiner schwarzen Ebenholzhülle; der für ein Magnetsystem ungemein filigrane Boron-Nadelträger dieses bei der Produktion hoch selektierten Abtasters trägt einen Diamanten mit HD-Schliff, die Nennauflagekraft des 8,4 Gramm schweren Abtasters liegt bei 2,2 Gramm.

Von der Nadelnachgiebigkeit her gehört der Maestro durchaus in mittlere bis schwere Tonarme und produziert recht hohe Ausgangsspannung, damit ist er geradezu prädestiniert für ganz feine MM-Phonoverstärker, ein Gebiet, dem viel zu wenig Aufmerksamkeit geschenkt wird Trotz seiner relativ niedrigen Nadelnachgiebigkeit erweist sich der Maestro als guter Abtaster, der sogar 90 Mikrometer Auslenkung locker wegsteckt und überhaupt sehr verzerrungsfrei arbeitet.

Das ergänzt den Charakter des Innovation Compact auf geradezu magische Art und Weise; eher auf der schnell-leichten, wieselflinken Seite gelegen, begeistert das Laufwerk durch seine Offenheit, seine Transparenz und vor allem durch seine Fähigkeit, detailreich und farbig zu klingen.

Plattenspieler

Die gerne manchmal zu offensive, überdeckend wirkende Tieftonschwere einiger Plattenspielergebirge überbietet der Compact durch seine zupackende, präzise und auch im Tiefton wunderbar federnd-genaue Spielweise, die letztlich viel spannender ist, er hört sich dennoch immer profund genug an, um völlig überzeugend zu wirken. Der Gedanke, dass da so manches Metallgebirge etwas zu simpel an das, oder besser: durch das Werk fräst, ist nicht von der Hand zu weisen.

Ganz nebenbei überzeugt der Maestro V2 in einem offenkundig höchst gediegenen Tonarm selbst MM-skeptische Zuhörer: Es muss kein MC sein, ist die klare Botschaft, die obendrein Verstärkerersparnisse möglich macht. Für das komplette Ensemble sind jedenfalls Höchstnoten fällig, ein solches Juwel von Plattenspieler darf man nicht alle Tage genießen.

Fazit - Clearaudio Innovation Compact/Tracer

Ein nicht nur bildschön aussehendes, sondern auch perfekt gefertigtes, in allen Belangen sauber, praxisrelevant und tief durchdacht durchkonstruiertes Laufwerk, mit dem das Thema Plattenspieler getrost zu den Akten gelegt werden kann. Der bis in Details komplette Lieferumfang ermöglicht Aufbau und Justage „aus der Kiste“ heraus mithilfe erstklassiger Bedienungsanleitungen, die keine Frage offenlassen. Klanglich über jeden Zweifel erhaben!

Fazit - Clearaudio Maestro V2

Clearaudios MM-Abaster liefert begeisternden Klang ab und lässt keine Minute vermuten, es handle sich um ein Magnetsystem. Hohe Ausgangsspannung macht dem Phonoamp die Arbeit leicht und verbessert den Störspannungsabstand. Die Summe aller Vorteile spricht also klar für eine Technik, die in dieser gekonnten Ausführung keine Wünsche offenlässt.