Zum Inhalt springen
Technik. Tests. Trends.
VG Wort Pixel
Testbericht

Röhren-Vollverstärker Dynavox VR-20

Zu den Spezialitäten vom Dynavox VR-20 (400 Euro) gehörte es, aus ganz kleinen, übersichtlichen Arrangements ein Maximum an Intensität, an überraschenden Feinheiten und Wendungen herauszudestillieren.

Autor: Bernhard Rietschel • 2.2.2011 • ca. 1:40 Min

Röhren-Vollverstärker Dynavox VR-20
Für die Lautstärke gibt's einen Knopf, die Ruheströme der Röhren justiert man mit Voltmeter und Schraubendreher durch Zugangslöcher im Oberdeck.
© Hersteller
Inhalt
  1. Röhren-Vollverstärker Dynavox VR-20
  2. Datenblatt

Kalkulationswunder Es ist kein Wunder, dass selbst Hersteller mit viel Röhren-Erfahrung, die sich über die eigentliche Schaltung nicht mehr groß den Kopf zerbrechen müssen, irgendwann sagen: sorry, billiger geht's nicht. Wobei dem an vierstellige Preisschilder gewöhnten Röhrenfan angesichts...

Kalkulationswunder

Es ist kein Wunder, dass selbst Hersteller mit viel Röhren-Erfahrung, die sich über die eigentliche Schaltung nicht mehr groß den Kopf zerbrechen müssen, irgendwann sagen: sorry, billiger geht's nicht. Wobei dem an vierstellige Preisschilder gewöhnten Röhrenfan angesichts des Preises für den Dynavox VR-20 eher schon dessen Hersteller Leid tun muss: 400 Euro - das ist schon ein Hammer für einen legalen, mit allen europäischen Prüfzeichen dekorierten Röhrenamp, für ein sauber lackiertes Stahlblechgehäuse, insgesamt sechs Röhren samt passenden Keramiksockeln, für drei jeweils kiloschwere Netz- und Ausgangstrafos, drei Satz Boxenklemmen aus vergoldetem Messing, zuzüglich einer Handvoll Elkos und weiterer Kleinteile. Vor allem wenn man bedenkt, dass der Materialpreis neben den Kosten für Zusammenbau, Verpackung, Import, EU-Bürokratie und zweijährige Garantie eher den geringeren Anteil ausmacht - und dann immer noch nichts an dem Amp verdient ist.

Röhren-Vollverstärker Dynavox VR-20
Wo wenig ist, kann wenig kaputtgehen - aber auch noch etwas hinzukommen: Der VR-20 zieht Bastler magisch an, im Internet finden sich mitunter wilde Modifikationen.
© Archiv

Auf dem Oberdeck des Dynavox stehen vier 6P6P: russische Äquivalente der 6V6, die als kleine, sparsamere Schwester der 6L6 entwickelt wurde. Unter günstigen Bedingungen lassen sich damit 10 HiFi-verträgliche Watt gewinnen, die der VR-20 auch erreicht. Es ist klar, dass dieser Verstärker nicht für jeden HiFi-Freund ideal ist, und erst recht nicht mit jedem Lautsprecher funktioniert.

Nichts für Halbstarke

Der schmächtige Dynavox war wider Erwarten, den man noch am ehesten und mit etwas Phantasie als "universell" bezeichnen könnte: An röhrenfreundlichen Lautsprechern, etwa den hervorragenden, immer noch als Auslaufmodell erhältlichen Quadral Platinum Ultra 9, konnte der VR-20 richtig große Musik-Momente heraufbeschwören. Zu seinen Spezialitäten gehörte es, aus ganz kleinen, übersichtlichen Arrangements ein Maximum an Intensität, an überraschenden Feinheiten und Wendungen herauszudestillieren. Etwa aus Neil Youngs Klassiker "Harvest", der so unsterbliche Songwriter-Perlen wie "Heart Of Gold" oder "The Needle And The Damage Done" enthält und den der Linn Akurate DS in der fantastischen 24/192-DVD-Audio-Version zuspielte.

Auch wenn man den - altmodisch rastenden - Lautstärkepoti des VR-20 für die niedrig ausgesteuerten 24-Bit-Aufnahmen bis zum Anschlag aufdrehen musste, wahrte der Verstärker eine wunderbare Balance zwischen dem rhythmischen Pochen des Gitarrenkorpus, den darüber schwingenden Saiten und den Griff- und Zupfgeräuschen. Nur in seltenen Fällen, nämlich auf guten, stimmigen Anlagen, verschmelzen diese Elemente zu einem vollständigen, ganz und gar überzeugenden Instrument - ein Kunststück, das dem Dynavox zumindest an der Quadral besser gelang als jedem "normalen" 400-Euro-Verstärker.

Dynavox VR 20

Vollbild an/aus
Dynavox VR 20
Dynavox VR 20
HerstellerDynavox
Preis400.00 €
Wertung80.0 Punkte
Testverfahren1.0