Testbericht

Standlautsprecher Pioneer S-71

19.1.2011 von Malte Ruhnke

Die Pioneer S-71 (2000 Euro, Paarpreis) schlug sich tonal auf eine völlig andere Seite als die KEF und die Canton, und sie tönte wärmer, ja sogar dunkler als die ohnehin eher gemütliche Quadral Platinum.

ca. 2:00 Min
Testbericht
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  1. Standlautsprecher Pioneer S-71
  2. Datenblatt
Standlautsprecher Pioneer S-71
Standlautsprecher Pioneer S-71
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Pioneer-Arbeit

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Materialmix: Tief- wie Mitteltöner schwingen mit stark verbackenem Kevlar, der Hochtöner im Koax setzt auf Titan und eine spezielle Schallführung.
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Lange war es um Pioneer im Stereo-Segment eher ruhig; die Japaner traten lieber bei ihren Plasma-Fernsehern, bei Surround oder Blu-ray aufs Gaspedal. Doch bereits die Einführung der G-Clef-Elektronikserie unterstrich 2006 die Ansprüche des Traditionsherstellers, auch in der gehobenen Zweikanalsparte wieder kräftig mitzumischen. Das gelang bei den Boxen vor allem über die Tochterfirma TAD (siehe AUDIO 9/07), die mit Beryllium-Hochtönern und Koaxial-Technologie mehr als aufhorchen ließ.

Die S-71 ist der jüngste Spross dieser hauptsächlich in Frankreich arbeitenden Spezialistentruppe, und sie wird wieder unter dem bekannteren Markennamen Pioneer vertrieben. Mit 2000 Euro fällt der Listenpreis für die schmalen, satiniert lackierten Säulen äußerst moderat aus, vor allem, wenn man die verwendete Technologie berücksichtigt: Ein Koaxialchassis, bestehend aus einer kleinen Titankalotte, die im Polkern eines 13-Zentimeter-Konuschassis verbaut wurde, übernimmt hier ausschließlich mittlere und höhere Töne ab 300 Hertz.

Die Konstruktion erinnert nicht zufällig an die Lösung von KEF, zeichnet doch bei TAD mit Dr. Andrew Jones ein ehemaliger KEF-Chefdenker für die Chassis-Technik verantwortlich. Die Mitteltonmembran, die den hohen Tönen zugleich als Schallführung dient und den Abstrahlwinkel über weite Strecken konstant halten soll, besteht aus gewobenen und gehärteten Aramidfasern, sonst besser unter dem Markennamen Kevlar bekannt. Besonders aufwändig baute die japanisch-französische Koproduktion das Gehäuse: Der Bassreflexkanal sitzt im Fuß der Box über einer stabilen Metallplatte, die zudem Standfestigkeit verleiht. Damit keine stehenden Wellen im Gehäuse den Bass verlangsamen und die Tonalität mulmig machen, sind interne Resonatoren ins Volumen verbaut, welche die störenden Schwingungen zuverlässig eliminieren.

Grosses Kino

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Liebe zum Detail: Die Metallplatte mit ihren fünf dominanten Spikes sorgt nicht nur für Standfestigkeit, sie bietet auch kontrollierte akustische Bedingungen für die Bassreflexöffnung im Boden.
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Die Pioneer schlug sich tonal auf eine völlig andere Seite als die KEF und die Canton, und sie tönte wärmer, ja sogar dunkler als die ohnehin eher gemütliche Quadral. Das führte naturgemäß dazu, dass sie bei Gershwins Klavierkonzert keine Wunder an Partiturtreue und Detaildarstellung vollbrachte, dafür mehr auf eine insgesamt homogene und wunderbar geschlossene Vorstellung Wert legte. Ihr sattes Fundament mit eher pastelligen Klangfarben kombinierte sie mit einem zwar nicht ausladenden, aber wohldimensionierten und vor allem genau gezeichneten Raum.

An der Konkurrenz klar vorbei zog sie im Tiefbass: Die nach unten sweependen Basstöne auf Yellos "The Expert" konnte keine der schlanken Konkurrentinnen derart Ehrfurcht gebietend in den Raum schleudern, mit einem kräftigen Antrieb blieb sie auch rhythmisch und dynamisch nur knapp hinter der übermächtigen Quadral. Bei Jazzrock - Gladys Knights "God Bless The Child" ("Before Me", Verve) - kam ihre sanfte Gangart deutlich besser zur Geltung als bei vokaler Klassik, Wagners "Lohengrin" (Bychkov) etwa, wo sie gerade den Chören ein gewisses Pressing andichtete und sich nicht sehr um die Feinheiten in der genialen Instrumentierung kümmerte.

Was bleibt? Für den potenziellen Pioneer-Besitzer die Aufgabe, einen kräftigen, zugleich eher schlank klingenden Verstärker zu suchen. Und dann hören, hören, hören.

Pioneer S-71

Pioneer S-71
Hersteller Pioneer
Preis 2000.00 €
Wertung 83.0 Punkte
Testverfahren 1.0

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