LD Systems Anny 8 im Test: Profi-Speaker mit Party-Potenzial

Auf Straßenfesten und Freiluftkonzerten ist es recht wahrscheinlich Lautsprechern der Marke LD Systems zu begegnen. Denn der Lautsprecherspezialist, der zur auf Veranstaltungstechnik spezialisierten Adam Hall Group aus dem Hochtaunuskreis gehört, hat seine Wurzeln im Bereich der professionellen Beschallung.

Das Gehäuse für den harten Einsatz

Das sieht man dem Anny 8 auch an. Das Schutzgitter vor dem 8-Zoll-Bass und dem 1-Zoll-Hochtöner in 2-Wege-Konfiguration ist ungewöhnlich stabil. Auch die zum Teil angefasten, zum Teil abgerundeten Kanten deuten auf besonderes Augenmerk auf den Schutz vor Stößen hin. Beim Material setzt LD Systems augenscheinlich auf ABS, der Kuststoff gilt als besonders steif, kratzfest und zäh gegenüber Schlägen. Zum robusten Eindruck trägt auch das hohe Gewicht von 8,8 Kilo bei, trotz mit 25 mal 28 mal 39 Zentimetern noch recht kompakter Bauweise. In der Robustheit machen andere Party- oder Event-Lautsprecher meist einen deutlich windigeren Eindruck.

Ein echtes Profi-Features bietet der LD Systems Anny 8 auch mit der abgeschrägten Kante hinten am Gehäuse, mit der eine abgewinkelte Aufstellung möglich ist. So strahlt der kompakte Lautsprecher besser nach oben, wenn er auf dem Boden steht. Das ist etwa für Bühnenmonitore interessant, bei denen ein solches Setup häufiger zu finden ist.

Nicht nur bei Volksfesten hingegen ist die Aufstellung von Lautsprechern auf erhöhten Boxenständern häufig zu sehen. Hierzu bietet der Anny 8 eine passende 35-Millimeter-Aufnahme in seinem Gehäuseboden.

Das hohe Gewicht beeinträchtigt die Mobilität der LD-Systems-Box kaum, denn ein praxisgerechter und versenkter Tragegriff im Deckel lässt sich dank großzügigem Durchmesser angenehm greifen und bietet auch großen Händen Platz.

Hinzu kommt eine Schlitzmulde davor im Deckel, in die sich das zur Musikversorgung genutzte Smartphone oder Tablet aufrecht aufstellen lassen.

Eingänge für alle Fälle

Gänzlich professionell geht es auch auf der Rückseite des aktiven Lautsprechers zu. Da sitzt die IEC-Netzbuchse, die einen Netzschalter im gleichen Flansch trägt. Dieser kennt neben der Stellung zum Betrieb mit Netz oder Akku auch eine Position, die dem reinen Laden des internen Akkus dient. Eine Vier-Segment-Anzeige über dem Netzeingang gibt Auskunft über den Ladestand.

Daneben bietet das Anny-8-System für zwei symmetrische Quellen Zugang (Input 1, Input 2) über kombinierte 6,3-mm-Klinken-/XLR-Buchsen. Diese lassen sich in der Empfindlichkeit zwischen Line-Pegel und Mikrofon umschalten. Nur eine 48-Volt-Phantomspeisung für teure Kondensatormikrofone bringt der Anny 8 nicht mit.

Neben den beiden symmetrischen gibt es auch einen zweikanaligen unsymmetrischen Eingang (Input 3/4), der Signale wahlweise per Cinch-Buchsen (RCA) oder per Miniklinke entgegennimmt. Beide Buchsen-Varianten sind parallelgeschaltet, gleichzeitig nutzen sollte man sie nicht.

Auch Bluetooth-Signale nimmt der Anny 8 entgegen. Ein als Zuspieler benutztes Tablet oder Smartphone kann dabei aus einer USB-C-Buchse mit 5 Volt und maximal 2 Ampere versorgt werden. Eine Audio-Übertragung ist über USB nicht möglich.

Mix and match

Eine Besonderheit am Konzept des Anny-8-Systems ist der integrierte Mischer, die beiden symmetrischen Eingänge, der doppelte unsymmetrische Eingang und der Bluetooth-Eingang können mit getrennten Pegelreglern zu einem Signal zusammengemixt werden. Das wird dann über einen auf alle Eingänge wirkenden Lautstärkeregler auf den Lautsprecher gegeben, zusätzlich steht es ohne Einfluss dieses Reglers am Mix-Ausgang zur Verfügung.

Zur besseren Einstell- und Bedienbarkeit findet sich auf der Rückseite noch ein Display, das etwa die Gesamtlautstärke anzeigt und über den mit einer Druck-Funktion („Push-For-Menu“) ausgestatteten Lautstärkeregler durch viele Bedienoptionen führt. Obligatorisch ist die Bluetooth-Kopplung. Doch wer gleich zwei Anny 8 sein Eigen nennt, kann diese auch über True Wireless Stereo (TWS) zur Stereo-Wiedergabe der Bluetooth-Quelle verlinken, ein Anny 8 ist dann der Master der den anderen steuert. An den Buchsen angeschlossene Signalquellen lassen sich leider nicht auf diese Art in den Stereo-Modus bringen.

Neben den Einstellungen für Betriebsart und Display erlaubt der Anny-8-Lautsprecher auch gezielte Eingriffe in den Klang. So lässt sich die Abstimmung über fünf Voreinstellungen etwa auf Musik, Vokal und Live-Anwendung optimieren und die tonale Balance mit Reglern für Bässe, Mitten und Höhen auf die bevorzugte Musik-Gattung oder persönliche Präferenzen trimmen.

Doch auch damit ist Liste der Features noch nicht abgearbeitet. Zusätzlich lässt sich die Wiedergabe verzögern, um bei Filmwiedergabe den Ton synchron zu Lippenbewegungen einzuspielen. Zudem lässt sich über eine „Priority“-Einstellung festlegen, dass bei einem Signal an den Eingängen 1, 2 oder 5, zu letzterem später mehr, die anderen Kanäle in der Lautstärke reduziert werden. Das erspart bei Ansagen den Griff zum Mixer, um die Musik leiser zu stellen.

Eine Hallfunktion rundet die Möglichkeiten zur Klangmanipulation ab. Sie simuliert fein austariert und in der Wirkung einstellbar zwei unterschiedlich große Räume oder ein sogenanntes Platten-Hall-Gerät. Einer schwachbrüstigen Stimme etwa verleiht Hall mehr Körper, ohne dabei einen Stimmbrüchigen in Placido Domingo zu verwandeln.

Varianten-Reichtum

Oberhalb des Bedienfeldes findet sich bei unserer Test-Variante des LD-Systems-Lautsprechers noch eine Blindplatte. Die Versionen Anny 8 HHD und Anny 8 BPH tragen hier einen Funkempfänger mit Antenne. Ein Mikrofon mit eingebautem Sender ergänzt dies im Fall der HHD-Variante. Bei der BPH-Version kommt ein Taschensender mit Headset-Mikrofon dazu. Beide Varianten erschließen die Möglichkeit Mikrofonsignale auch ohne Kabel zum Lautsprecher zu übertragen. Sie nutzen dafür einen von 12 möglichen Funkkanälen, was in Situationen hilfreich ist, wo mehr als ein Funkmikro im Einsatz ist.

Der manuell oder über eine Infrarot-Schnittstelle automatisch gewählte Funkkanal wird über ein eigenes Display angezeigt. Zudem lässt sich am Empfangsmodul auch die Lautstärke des Mikrofons und eine Mute-Funktion einstellen. Letztere verhindert Störungen, wenn das Mikro aus oder das Hochfrequenz-Signal zu schwach ist.

Für die drahtlose Funktechnik fallen Mehrkosten von etwa 150 Euro an. Nicht aufpreispflichtig ist es, ob man sein LD Systems Anny 8 in schwarz, weiß oder grün wählt.

Wer plant, mit dem LD-Systems-Lautsprecher häufig auf Tour zu gehen, sollte auch den Erwerb eines Anny 8 Backpacks (um 90 Euro) in Betracht ziehen. In dem lässt sich das System samt Zubehör gut geschützt transportieren, für längere Wege auch als Rucksack auf dem Rücken.

Messwerte

Bei einem für den professionellen Einsatz gedachten Lautsprechersystem ist natürlich die erreichbare Lautstärke interessant. Schließlich gilt es häufig eine breit verteilte Personengruppe auch unter widrigen Umständen akustisch zu erreichen. Hier kommt das LD Systems Anny 8 auf 95 dB SPL in einem Meter Abstand. Das mag im Vergleich zu manchem Consumer-Produkt etwas wenig erscheinen. Der etwa gleichteure JBL Authentics 500 schafft etwa 10 dB mehr Schalldruck, was ungefähr der doppelten Lautstärke entspricht. Doch schon mit einem Pegel ab 90 dB SPL lassen sich langfristig die Ohren schädigen.

Die Leistungsfähigkeit bestätigte sich auch in der Praxis, wo das Lautsprechersystem von LD Systems auch hohe Pegel ohne Anzeichen von Stress bewältigte. Nervende Verzerrungen, wie sie früher gerade kleinere Lautsprecher-Systeme plagten, sind dem Anny 8 unbekannt. Kommt es an seine Leistungsgrenze, greift ein Digitaler Signalprozessor ein, der das Signal sanft komprimiert und etwas Bass herausnimmt. Denn im Bass muss ein Lautsprecher besonders viel Luft bewegen, was gerade kleinere Lautsprecher schnell an ihre Grenzen treibt.

Beim Anny 8 steigt die untere Grenzfrequenz von 54 Hertz (Hz) bei deutlich über Zimmerlautstärke (76 dB SPL) auf 63 Hz beim Maximalpegel. Um das einzuordnen: Die tiefste Frequenz einer Gitarre (E-Seite) liegt bei 82 Hz. Ein Kontrabass kommt eine Oktave tiefer, wenn Musikstücke das in sehr seltenen Fällen überhaupt hergeben.

Tonal macht die Anny 8 schon ohne Einsatz der Klangregler alles richtig. Der Frequenzgang folgt mit hoher Genauigkeit dem, was unter Experten mittlerweile als „Harman Loudspeaker Target Curve“ bekannt ist und auf den Psychoakustiker Floyd E. Toole zurückgeht. Auf eine breitbandige und damit das Impulsverhalten wenig beeinträchtigende Bassanhebung von 5 bis 6 dB folgt ein in den Mitten und Höhen ganz sanft abfallender Schalldruck. Bündelungseffekte oder Interferenzen zwischen Tief- und Hochtöner im Übergangsbereich sind hier minimiert.

Das macht sich auch im Klang bemerkbar, der eher auf einen kräftigen, tragenden Auftritt, als auf Schönfärberei ausgelegt ist. Mit diesem Lautsprecher kann stundenlang Musik gehört werden, ohne dass es nervt oder langweilt. Und wenn eine Rede ansteht, bietet er Sprachverständlichkeit ohne die bei vielen PA-Systemen übliche Mittenbetonung. Das hat LD Systems sehr gut gemacht.

Zumal das Anny 8 zu viel mehr als Musikhören einlädt. Beim musikalischen Duo, vielleicht Gitarre und Gesang, ist es genauso in seinem Element, wie bei launigen Reden auf das Ja-Wort einer jungen Liebe oder den Ehrentag eines rüstigen Jubilars. Seine Auftritte unterstützt das LD Systems nach Herstellerangabe und bei Nutzung der maximalen Lautstärke mindestens 3 ½ Stunden auch abseits der Steckdose, was für ein kleines Konzert oder eine große Comedy-Einlage keine Einschränkung darstellen dürfte.

In unseren Tests bei eigeschränktem Pegel, war noch mehr drin. Wer deutlich mehr Ausdauer braucht, kann einen eingeschränkten ECO-Modus im Klang-Preset-Menü wählen und laut Hersteller bis zu 11 Stunden durchspielen. Oder er greift zum unter 100 Euro teuren Zweitakku, der auch ohne Werkzeug in weniger als einer Minute gewechselt ist und so die Ausdauer verdoppelt.

Fazit

Es gibt zumindest einige wenige Smart-Speaker die in ähnlicher Preisklasse noch ein wenig lauter spielen, als das Mini-PA-System von LD Systems. Doch etwa der JBL Authentics 500 sticht im Labor auch aus der breiten Masse heraus und verzichtet zudem auf einen Akku und viele professionelle Features des LD Systems. Der eingebaute Mixer mit maximal fünf Kanälen, Klangregelung und Hall bietet gerade kreativen Menschen eine Basis, bei der kein besonderer Moment ungenutzt Verstreichen muss. Beim LD Systems Anny 8 kommt der Spaß nicht nur von der Musik. Für 529 Euro ist das ein Hit.