Arendal 1528 Tower 8 im Test: Kraftstrotzend wie ein Wikinger
In der norwegischen Hafenstadt Arendal hat ein neues und beeindruckendes Flaggschiff angelegt. Voll beladen mit innovativen Membranmaterialien und hochwertigen Bauteilen bläst es zur Attacke, um die HiFi-Welt im Sturm zu erobern.
Die Wikinger kommen – und sie führen nichts Gutes im Schilde. Oder etwa doch? Das hängt ganz davon ab, wen man fragt. Der vergleichsweise junge Lautsprecherhersteller Arendal Sound (benannt nach der gleichnamigen Hafenstadt) hat es sich eigenen Angaben zufolge seit zehn Jahren zur Aufgabe gemach...
Die Wikinger kommen – und sie führen nichts Gutes im Schilde. Oder etwa doch? Das hängt ganz davon ab, wen man fragt. Der vergleichsweise junge Lautsprecherhersteller Arendal Sound (benannt nach der gleichnamigen Hafenstadt) hat es sich eigenen Angaben zufolge seit zehn Jahren zur Aufgabe gemacht, die HiFi-Branche wachzurütteln. Den Norwegern sind unterdurchschnittliche Lautsprecher zu überhöhten Preisen ein Dorn im Auge – und dagegen wollen sie etwas unternehmen.
Für gelangweilte oder gar frustrierte HiFi-Fans könnte dies eine gute Nachricht sein, für die Konkurrenz hingegen eher nicht. Nun ja, ganz unter uns: So bescheiden, wie Arendal es auf seiner Website beschreibt, ist es um die Konkurrenz bei Weitem nicht bestellt – das hat die diesjährige „High End“ eindrucksvoll bewiesen. Aber so funktioniert eben polarisierendes Marketing.
Vollmundige Versprechungen
Wer so auf die Pauke haut, muss natürlich auch liefern. Und womit ginge das besser als mit dem Besten, das Arendal zu bieten hat: dem aktuellen Spitzenmodell „Tower 8“ aus der Topserie „1528“? In der HiFi-Szene ist längst bekannt, dass die Skandinavier es mit hervorragendem Klang ernst meinen. Lautsprecher aus dem hohen Norden genießen zu Recht einen sehr guten Ruf. Dass Arendal es ebenfalls ernst meint, zeigt sich auch in der Nomenklatur der verschiedenen Serien, die immer eine Jahreszahl mit Bezug auf wichtige Ereignisse in der Geschichte der namensgebenden Hafenstadt verwenden.
Bei der Serie „1723“ ist es die Erhaltung der Marktfleckenrechte und bei der Serie „1961“ die Fertigstellung der Tromøy-Brücke, welche die gleichnamige Insel mit Arendal und somit dem Festland verbindet. Die erste urkundliche Erwähnung im Jahr 1528 stellt das wichtigste Ereignis in der Geschichte der Stadt dar – eine passende Wahl für die Spitzenserie. Da Tradition bekanntlich verpflichtet, war unsere Erwartungshaltung entsprechend hoch. Auf dem Papier sah es so aus, als würde sie erfüllt werden.
Gehäuse wie eine Festung
Wie es sich für ein Spitzenmodell gehört, sind die Maße des 1528 Tower 8 mit 143 cm Höhe, 47 cm Breite und 54,8 cm Tiefe (mit Füßen) recht stattlich und gerade so noch wohnzimmertauglich.
Bei einem Gewicht von 79 kg pro Stück sollte man sich über die Positionierung allerdings am besten im Vorfeld Gedanken machen. Um das Verschieben der Lautsprecher zu erleichtern, empfiehlt es sich, vor der endgültigen Platzierung etwas unter die Gummifüße zu legen. Arendal hat auch daran gedacht und dem 1528 Tower 8 Filzgleiter beigelegt. Diese können später einfach wieder herausgezogen werden.
Das Gewicht resultiert einerseits aus der Verwendung von HDF (hochdichte Faser) als Gehäusematerial und andererseits aus der 85 mm dicken, gebogenen Schallwand sowie den mit 25 mm ebenfalls recht dicken restlichen Gehäusewänden. Über Versteifungsmaßnahmen können wir mangels Einblick nur Vermutungen anstellen. Der Klopftest lässt jedoch vermuten, dass auch in diesem Bereich nicht gekleckert, sondern geklotzt wurde.
Das Gehäuse ruht auf zwei Aluminiumtraversen, an denen große und stabile Gummifüße montiert werden. Diese sorgen für bombenfesten Stand und eine effektive Entkopplung vom Boden. Bei Bedarf können diese auf die Puck-Pro-Füße aufgerüstet werden. Damit soll der 1528 Tower 8 noch besser vom Boden entkoppelt werden und lässt sich dank Millimeterskala präzise und werkzeugfrei bis zu 10 mm in der Höhe verstellen. Ein Set von acht Puck-Pro-Füßen schlägt mit 400 Euro zu Buche.
Wie Schilde an einem Drakkar
Die Front des 1528 Tower 8 wird von den vier Basschassis und der Hoch-/Mitteltoneinheit dominiert. Ihre gleichmäßige Verteilung erinnert etwas an die seitlich angebrachten Schilde der berühmten Wikingerschiffe, allerdings um 90 Grad gekippt.
Der Star der 1528 Series ist ohne Zweifel die ausgeklügelte Hoch-/Mitteltoneinheit. In dieser sind der 28 mm große Hochtöner und der 5-Zoll-Mitteltöner so nah zueinander platziert, dass sie zu einer optischen und vor allem akustischen Einheit verschmelzen und wie eine Punktschallquelle wirken.
Um das Abstrahlverhalten zu optimieren und die akustischen Zentren zeitrichtig anzugleichen, wurde der Hochtöner in einem ovalen Waveguide montiert. Dieser sorgt für eine horizontal möglichst breite, vertikal jedoch begrenzte Schallverteilung. Laut Arendal soll das als akustische Linse fungierende Schutzgitter die Effizienz im Frequenzbereich von 7 bis 15 kHz steigern und Verzerrungen minimieren.
Bei der Hochtonkalotte kommt ein Lithium-Magnesium-Mix als Membranmaterial zum Einsatz, beim Mitteltöner ein Carbon-Graphen-Gemisch. Die beiden Materialkombinationen sollen zu einem detaillierten und dynamischen Klang mit minimalen Verzerrungen führen. Im Gegensatz zu einer klassischen Carbonmembran sind die Fasern nicht gewebt, sondern bestehen aus langen Strängen, die in ultradünnen Schichten mit Graphen vermengt sind. Die Membran erhält dadurch ein zufälliges Aufbrechverhalten, was die bekannten Resonanzen herkömmlicher Carbonmembranen vermeidet und zu sehr guten Dämpfungseigenschaften führt. Zudem weist der Materialmix ein vorteilhaftes Verhältnis zwischen hoher Steifigkeit und geringem Gewicht auf.
Dass Arendal einen Fokus auf Dynamik setzt, zeigt sich auch an den kraftvollen Antrieben. Während beim Hochtöner Neodym zum Einsatz kommt, werden beim Mitteltöner zwei Ferritmagnete verwendet. Diese haben den gleichen Durchmesser wie das komplette Chassis ohne Korbrand.
Die vier 8-Zoll-Tieftöner sind als Langhubchassis ausgelegt und verfügen über eine invertierte, geriffelte Sicke aus NBR-Gummi (Nitril-Butadien-Kautschuk). Die Aluminiummembran ist mit einer Prismentextur versehen, welche die Steifigkeit maximiert, ohne die bewegte Masse nennenswert zu erhöhen. Die Kegelform der lückenlosen Membran setzt sich in den als kleine Waveguides dienenden, fast ein Kilogramm schweren Zierringen aus Aluminium fort. Dies bringt klangliche und optische Vorteile und verleiht dem Lautsprecher eine sehr homogene Designsprache.
Akkurate Aufgabenverteilung
Um Verzerrungen zu reduzieren und die Dynamik zu verbessern, verwendet Arendal in den Frequenzweichen der Toplinie nur hochwertige Bauteile und nichtmagnetische Komponenten. Dazu zählen unter anderem niederohmige Luftspulen mit einem Drahtquerschnitt von 2 mm². Der Hoch-/Mitteltonbereich wird bei 2,8 kHz mit einem Filter vierter Ordnung getrennt, während der Tiefpass als Filter dritter Ordnung mit einer Trennung bei 420 Hz ausgelegt ist. Polypropylen-Kondensatoren im Hoch- und Mitteltonbereich sowie große Polyester-Kondensatoren im Bassbereich sorgen für sanfte Frequenzübergänge.
Berserker oder Skalde
Genauso wie die Wikinger sich nicht nur aufs Kämpfen, sondern auch auf Lyrik in Form der Skaldendichtung verstanden, war der 1528 Tower 8 in unserem Hörraum nicht nur bei Grobdynamik und Attacke in seinem Element, sondern konnte auch bei geringem Pegel Details und Lautstärkesprünge herausarbeiten.
Trotz des Dynamikspektakels vermochte er selbst bei Zimmerlautstärke ein tiefschwarzes Fundament mit breiter Bühne und realistischer Tiefenstaffelung zu zaubern. Er überzeugte mit einem vorbildlichen Abstrahlverhalten ohne Sweet Spot sowie einem ausgewogenen Klang mit der richtigen Mischung aus Punch, Tiefbass und detaillierter Hoch- und Mitteltondarstellung. Lediglich im direkten Vergleich zu wesentlich teureren Konkurrenten ließ er etwas Brillanz und ein wenig Kontur in den oberen Mitten vermissen.
Notizen aus dem Messlabor
Ausgewogener Frequenzgang mit tiefem Bass und leicht ausgedünnten unteren Mitten, die untere Grenzfrequenz liegt bei 36/29Hz (−3/−6dB). Ohne Anwinkeln werden die oberen Mitten und Höhen gleichmäßig leiser.
Unauffälliges, schnelles Ausschwingen in der Wasserfallmessung (o. Abb.).
Das Klirrdiagramm offenbart ein sehr verzerrungsarmes Spiel und enorme Lautstärkereserven mit durchgängig 114 dB(!) zwischen 30 und 300 Hz . Recht hoher Wirkungsgrad von 84 dB (2 V, 1 m) und gutmütiger Impedanzverlauf, bei zivilen Pegeln für Röhrenverstärker geeignet. Der Leistungsbedarf für 100 dB lieg bei 42 W und für den Maximalpegel bei 1060 W (4 Ω).
Messwerte
| Testmuster: | Arendal 1528 Tower 8 |
|---|---|
| untere Grenzfrequenz (-3/-6 dB): | 36/29 Hz |
| rechnerischer Maximalpegel: | 114 dB |
| Wirkungsgrad (2 V/1 m): | 83,7 dB |
| Nennimpedanz: | 4 Ohm |
Fazit
Mit dem 1528 Tower 8 ist Arendal ein hervorragender Lautsprecher gelungen. Zwar konnte er auch in Einzeldisziplinen wie Maximalpegel, Bassdruck und Abstrahlverhalten überzeugen, doch vor allem das gelungene Gesamtpaket zeichnet ihn aus – allerdings nur bei angemessen großem Hörabstand. Zum „Giantkiller“, der der Konkurrenz das Fürchten lehrt, reicht es nur fast, denn dafür sind die Mitbewerber in dieser Klasse einfach zu stark.
Technische Daten
| Testmuster | Arendal 1528 Tower 8 |
|---|---|
| Listenpreis (UVP): | 9 500 Euro |
| Garantie: | 10 Jahre |
| KONTAKT | |
| Support: | Arendal Sound, Arendal, NO |
| Internet: | arendalsound.com |
| E-Mail: | sales@arendalsound.com |
| Telefon: | +47 37715300 |
| Abmessungen (B×H×T): | 47 × 143 × 54,8 cm |
| Gewicht: | 79 kg |
| Farben: | Basalt, Polar |
| AUSSTATTUNG | |
| Arbeitsprinzipien: | 3-Wege, Bassreflex |
| Raumanpassung: | ✔ |
| Besonderheiten: | sehr hoher Maximalpegel |
Wer wir sind und wie wir testen
Die HiFi-Experten von connect.de bauen auf die geballte redaktionelle Kompetenz und über 45 Jahre Testerfahrung für die renommierten Fachmagazine AUDIO und stereoplay. Die 1978 gegründeten und 2023 unter dem Dach der WEKA Media Publishing GmbH fusionierten HiFi-Zeitschriften gelten als führende Testinstanz für HiFi, High End und Audiotechnik im deutschsprachigen Raum.Ein zentrales Alleinstellungsmerkmal ist das verlagseigene Testlabor, das auf Vergleichsdaten von Tausenden untersuchten HiFi-Geräten zurückgreifen kann. Das ermöglicht eine objektive Einschätzung von Testmustern anhand konkreter Messdaten – in der Branche und bei Lesern genießen die fundierten Testberichte daher einen exzellenten Ruf. Mehr Infos unter www.audio.de.
Detailfragen zu einzelnen Tests beantworten wir gerne unter leserbriefe@audio.de. Wer noch tiefer in die faszinierende Welt des guten Klangs eintauchen möchte, ist mit den monatlich erscheinenden Ausgaben von AUDIO+stereoplay bestens beraten. Gedruckt oder digital per App, als Einzelausgabe oder im Abo – das Magazin für alle, die HiFi nicht nur hören, sondern auch verstehen wollen. Alle Angebote unter: abo.audio.de