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Testbericht

Vollverstärker Lyric Ti-60

Der Lyric Ti-60 (1200 Euro) machte ein ganzes Fass voller Klangfarben auf, und so gemein das klingt - seine transistorisierten Kollegen machten es wieder zu.

Autor: Bernhard Rietschel • 19.1.2011 • ca. 1:35 Min

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Inhalt
  1. Vollverstärker Lyric Ti-60
  2. Datenblatt

Volle Röhre, halber Preis Entwickler Stefan Noll hat den Lyric Ti-60 für den Cayin-Vertrieb entworfen, der ihn wiederum in China bauen lässt - in sauberer, teils schon fast verwunderlicher Fertigungsqualität. Die direkt mit der Rückwand verschraubten Anschlussbuchsen mit ihren präzisen, gr...

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Schönes Heck: Weder die massiven Anschlussbuchsen noch die Größe der Übertrager verraten den günstigen Preis des kleinen Lyric.
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Volle Röhre, halber Preis

Entwickler Stefan Noll hat den Lyric Ti-60 für den Cayin-Vertrieb entworfen, der ihn wiederum in China bauen lässt - in sauberer, teils schon fast verwunderlicher Fertigungsqualität.

Die direkt mit der Rückwand verschraubten Anschlussbuchsen mit ihren präzisen, großen Kontaktflächen etwa sind in Geräten dieser Preisklasse eigentlich unsinnig, weil sie Budget kosten, das anderswo dringender nötig wäre. Aber wie soll man das einem Gerät ankreiden, das für 1200 Euro vier EL34-Endröhren sehr guter Qualität mitbringt, gefüttert aus einem Trio von Doppeltrioden?

Das die ganze Röhrenbande mit einem ausgewachsenen Netztrafo, hochwertigen Kondensatoren und einer Siebdrossel bei Laune hält, und das auch bei den fetten Ausgangsübertragern nicht den Eindruck macht, als würde Noll überhaupt einen Rotstift besitzen, geschweige denn ihn einsetzen?

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Handarbeit: Punkt-zu-Punkt-verdrahtete Amps wie der Ti-60 werden noch mit Zange, Pinzette und Lötkolben zusammengebaut.
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Neben dem skurrilen Miniatur-Verstärker Ti-24 (AUDIO 5/10) ist der Ti-60 der günstigste Amp im Cayin-Programm, aber keineswegs der schwächste oder instabilste. Das lässt ihn gefasst auf Lautsprecher mit schwankender Lastimpedanz reagieren, aber er kann in diesem Punkt trotzdem nicht verleugnen, dass er eine Röhre ist. Sprich: Er klingt je nach angeschlossener Box tonal mal so, mal ein bisschen mehr so. Die relativ effiziente KEF XQ-40 etwa kostet den Lyric nur ein Quäntchen Energie im Grundton, die hochohmige Sonus Faber Liuto nicht mal das. Die Auswahl an geeigneten Boxen ist mit dem Ti-60 für Röhrenverhältnisse ungewöhnlich groß. Für den Hörvergleich blieb die AUDIO-Testcrew bei der vertrauten KEF XQ-40, die der Ti-60 am liebsten über seine 8-Ohm-Klemmen bediente.

Wer dann akustisches Singer-Songwriter-Material auflegte, nicht zu pompöse Klassik oder Jazz, lief Gefahr, dem Röhrenamp auf Anhieb zu verfallen: Was schert uns die (etwas weiche, blasse) unterste Oktave, wenn wir so glorreich intensive, fein modulierte Stimmen haben können? Der Lyric machte ein ganzes Fass voller Klangfarben auf, und so gemein das klingt - seine transistorisierten Kollegen machten es wieder zu. Dafür konnten sie mit anderer Musik wieder unbeirrter, gefasster und auch vollständiger wirken - eine Röhre ist nicht für jeden, man muss sich und seine Anlage darauf einstellen. Sie ist nicht die Lösung aller HiFi-Probleme zum Nulltarif. Auch wenn der Ti-60 diesem Ideal schon ziemlich nahe kommt.

Lyric Ti 60

Vollbild an/aus
Lyric Ti 60
Lyric Ti 60
HerstellerLyric
Preis1200.00 €
Wertung100.0 Punkte
Testverfahren1.0
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