XGIMI Horizon S Max im Test
Der Beamer XGIMI Horizon S Max will im Test durch Vierfachlaser mit über 3.000 echten Lumen brillieren und glänzt bei HDR durch Dolby Vision und IMAX Enhanced.


XGIMI führt gleich zwei neue Geräte der „S-Klasse“ ein, die sich hauptsächlich in Lichtleistung und Preis unterscheiden. Der Horizon S Max soll dabei enorme 3.100 ISO-Lumen liefern und rund 2.000 Euro kosten, sein identisch aussehender Bruder „Horizion S Pro“ bringt immer noch stolze 1.80...
XGIMI führt gleich zwei neue Geräte der „S-Klasse“ ein, die sich hauptsächlich in Lichtleistung und Preis unterscheiden. Der Horizon S Max soll dabei enorme 3.100 ISO-Lumen liefern und rund 2.000 Euro kosten, sein identisch aussehender Bruder „Horizion S Pro“ bringt immer noch stolze 1.800 Lumen auf die Leinwand. Wir haben für unseren Test ein Entwicklungsmuster des Max zur Verfügung gestellt bekommen, das seine finale Lichtstärke und Softwarestand noch nicht erreicht hatte, und wir waren begeistert – trotz oder gerade wegen unserer fast 30-jährigen Erfahrung beim Testen im Heimkinobereich.
Der neue XGIMI ist nämlich eines der ersten Geräte, das durch seinen Kontrast und sein Farbpotential wirklich Spaß bei den anspruchsvollsten HDR-Bildquellen macht. Enttäuschte uns der Vorgänger Horizon Ultra trotz integrierter Irisblende noch durch native und In-Bild-Kontrastwerte von unter 1:300, konnte XGIMI die Qualität der Schwarzwerte jetzt nahezu verfünffachen. Und das Ergebnis spielt zusammen mit dem gewaltigen Farbraum des neuen Vierfachlasers in HDR selbst einige ausgewachsene High-End-Beamer für über 5.000 Euro an die Wand.
Die Kehrseite der Medaille dürfen wir aber auch direkt erwähnen. Die gut lichtdurchlässige Optik kommt mit weniger Linsen aus, da sie weder optischen Zoom noch Lensshift unterstützt. Man muss den Beamer exakt in 1,23-facher Entfernung der gewünschten Bildbreite vor oder hinter der Leinwand positionieren, in etwa in Höhe ihrer Unter- bzw. Oberkante. Wem das gelingt, der wird mit einer Ultra-HD-Schärfe belohnt, die man bei DLP-Beamern selten so detailreich wahrgenommen hat. Dabei ist ein gewisser Hotspot allerdings nicht abzustreiten. Das Bild ist unten mittig am brillantesten, und verliert zu den oberen Ecken hin auch etwas Farbschärfe. Durch den sehr langwellig gewählten roten Laser sind Farbverschiebungen (chromatische Abberation) in den äußeren Bereichen der Optik unvermeidbar.
Viel zu gut für seinen Preis?
Wir gehen natürlich mit ambitionierten Heimkinoansprüchen an Tests und Messungen, doch die Zielgruppe bzw. der Einsatzbereich der Horizon S -Geräte ist durchaus breiter gefächert. Sie lassen sich nämlich äußerst schnell aufstellen und durch einen integrierten Dreh-(360°) und Schwenkfuß (135°) überall hin ausrichten. Sofort wird ein automatischer Trapezausgleich nebst Autofokus ausgelöst. Ja, der Beamer kann sogar störende Objekte wie Bilder an der Wand oder Lampen an der Decke erkennen und die Projektionsfläche dahingehend verkleinern. Zusätzlich kann das Gerät eine potentielle Wandfarbe ausgleichen. Da all dies genauso wie ein Zoom elektronisch erfolgt, geht bei den Eingriffen etwas an Schärfe und Lichtleistung verloren. Es ist aber schon echt cool, den Horizon mal eben schnell an die Decke des Schlafzimmers projizieren zu lassen. Auch die App „XGIMI Wall“, die bewegtes Partyambiente, Natur-, Flugzeug- oder Weltraumszenarien an die Wände zaubert, ist eine echte Schau.
Wir haben das Gerät als anspruchsvolle HDR-Filmfans bei unseren Messungen und Tests allerdings lieber stets perfekt auf unsere Stewart-Screens ausgerichtet ohne die geometrischen Entzerrungen in Anspruch zu nehmen.
Ein smartes All-in-One-Gerät
Beim ersten Einschalten wird das Android-TV 11 Betriebssystem eingerichtet, was uns per Smartphone schnell und problemlos gelungen ist. Es greift nur auf einen mäßig schnellen Quadcore A55 Chip (1,5 GHz) und 2 GB Ram zurück, bietet aber lässige 48 GB freien Massenspeicher. Den kann man mit allerlei Apps füllen, wobei durch Googles Universalität fast alles für Deutschland wichtige vertreten ist. Wie fast zu vermuten war, gab es allein Probleme bei der Lizenz von Netflix, so dass wir uns wieder eines bekannten Workarounds bedienen mussten, der den Dienst dann aber nur ohne 4k oder HDR abbildet. Ob Netflix zum Marktstart nachgereicht wird müssen wir abwarten, einige XGIMI-Geräte sollen es ja bereits können.
So haben wir mit Prime, Disney, WOW, Maxdome, Paramount und Apple getestet, daneben ferngesehen mit Magenta-TV. Über ChromeCast, DLNA und USB-Wiedergabe bietet der XGIMI daneben allerlei Quelloptionen an, sein HDMI-Eingang ist ausgelegt für V2.0, also 18Gbit/s. Bei 4k@60fps ist also Schluss. Es gibt keine variablen Frameraten beim Gaming, dafür immerhin ALLM, also die automatische Selektion des Gamingmodus. Der verbessert die Latenz dann von 143 auf 36 Millisekunden.

Begeisternd MAX-imale Farbenbracht
Jetzt wissen wir, was alles hinten in das Gerät hinein kann, besonders interessant ist allerdings das, was vorn aus dem eleganten Gehäuse herauskommt, wenn sich der „Max“ innerhalb von nur sechs Sekunden einschaltet und seine stoffbezogene Schutzblende for dem Objektiv herunterfährt. Wir waren nicht überrascht als uns zuerst äußerst brillante, sehr kalte und überzogen bunte Farben überschärfter Bildobjekte entgegenleuchteten. Das ist im asiatischen Markt durchaus üblich und wirkt auch sehr frisch und knackig. Dass im Filmmodus zwar eine ordentliche Farbtemperatur (Weißabgleich) geboten wird, Farbraum (Buntheit von satten Tönen) und Schärfe hingegen deutlich erhöht sind, muss aber nicht sein, zumal man die voreingestellten Modi dahingehend nicht korrigieren kann. Die Lösung ist allerdings schnell gefunden, denn im Modus „Benutzer“ kann man alles wunderbar kalibrieren, wenn man sich etwas auskennt. Und wer dann noch die Menüoption „Farbgenauigkeit auf professionallem Niveau“ auswählt sieht den Benutzermodus tatsächlich ab Werk so, wie es sich für Profiansprüche gehört. Mit Deltawerten um die 2-3 kann man schon von einer ungewöhnlich natürlichen Farbwiedergabe in HDTV sprechen.
Zu HDR: DolbyVision wird brav verarbeitet, wobei netterweise die Größe der Leinwand vorgewählt werden kann, woraufhin das Gerät Brillanz und seine Clippingkurve anpasst. Toll.
Normales HDR wurde fälschlicherweise stets als IMAX Enhanced erkannt, was allerdings sogar von Vorteil war, da nur dann der Beamer auch den erweiterten Farbraum (BT.2020) von HDR aktivierte. Die Entwickler sind dabei, solche Bugs noch zu korrigieren. Wie gesagt haben wir ein nicht finales Gerät testen dürfen.
Wir haben viel mit den ausgeklügelten Farbwiedergabeoptionen herumgespielt und wunderbare Wirkungen erzielt. So kann die Lichtmaschine „Dual Light 2.0“, die zur Vermeidung von Speckle eine vierte Lichtquelle (LED) mit breitem Gelb addiert, auf Dreilaserbetrieb umgestellt werden und liefert dann bei etwas weniger Lichtausbeute ein ultrasattes Grün (BT.2020 Farbraum wächst von 90% auf 96%!). Die automatische Irisblende hatte dabei niemals störende Auswirkungen auf den Filmbetrieb, erzielt aber bei 10% Weißminderung einen erheblich verbesserten Schwarzwert in dunklen Szenen.
Mit einem nativen Kontrast von 570:1 (und in-Bild 1400:1) muss man fast glauben, XGIMI setzt auf eine überarbeitete Version des DLP-Mikrospiegel-Bildchips, so beeindruckend satt und brillant wirkt das Bild auf unserer 3-Meter-Leinwand. Eine derart überzeugende HDR-Farbwiedergabe haben wir noch von keinem Beamer unter 5000 Euro gesehen – wenn man die Einstellungen richtig wählt. Diese Vorgaben sowie die HDR-Automatismen ab Werk noch etwas zu verbessern wäre wünschenswert. Bei DolbyVision klappt es bereits gut, aber bei normalem HDR die Darstellung eigenständig an die Metadaten und analysierten Bildmaxima anzupassen, wäre das Sahnehäubchen. Allein der Lichtsensor zur Anpassung auf die Raumhelligkeit funktionierte in unseren Tests noch gar nicht.

Die dritte und vierte Dimension
Immer noch bei vielen Heimkinofans gefragt, können wir positiv vermelden, dass der neuen Horiozoin auch 3D unterstützt, selbstverständlich nur mit einer optionalen DLP-Link-Brille. Was uns als anspruchsvolle Heimcineasten jedoch nicht vollends überzeugen konnte, war die Bewegungsdarstellung. Der XGIMI arbeitet mit fixierten 60 Bildern pro Sekunde. Für 24p-Filmmaterial wird ein Filmbild doppelt dargestellt, das jeweils folgende dreimal. Man spricht vom 2:3-Pulldown. Der ist seit NTSC-Zeiten in 60-Hz-Ländern gang und gebe, dort hat man sich an das Stottern gewöhnt. Wir begrüßen aber eine unverfälschte 24p-Bewegung in 48 oder 120 Hertz, wie sie die meisten TV-Geräte und auch gute Beamer im Filmmodus beherrschen.
Der XGIMI wandelt zudem unser 50-Hz-Fernsehen in 60 um, indem jedes fünfte Filmbild wiederholt wird. Auch dies resultiert in leichtem Ruckeln. Um das zu umgehen, hat der XGIMI eine ausgezeichnet funktionierende Zwischenbildberechnung zur Bewegungsglättung integriert, doch die manipuliert halt per se den unverfälschten Filmlook. Wichtig ist der Fakt, dass die allermeisten vor allem smarten Beamer genau so arbeiten, dies vielen Testern und Influencern jedoch nicht negativ auffällt. Und die gefürchteten Regenbogenartefakte der DLP-Technik stören genauso wenig wie False-Contour-Erscheinungen. Grund dafür ist das ultraschnelle Umschalten der Laserfarben im Rhythmus RGRGB, das nahezu 1000 mal pro Sekunde erfolgt.
Nebenbei besitzt der XGIMI auch eine Tonwiedergabe, beruft sich auf Harman/Kardon als Entwicklungshelfer. Das nach vorn strahlende 2x12 Watt System reicht erfreulich tief in den Basskeller, wirkt bei Musik recht harmonisch und keinesfalls zu spritzig. Es verabeitet dts genauso wie Dolby Audio und zeigt bei Filmen eine ordentliche virtuelle Räumlichkeit. Sehr lobenswert ist dabei, dass es den eingebauten Lüfter der Kühlung nicht sonderlich übertönen muss, denn der bleibt überaus leise.
Fazit
Dank eines fulminanten Kontrasts und satter Laserfarben setzt der Horizon S Max neue Maßstäbe in der HDR-Darstellung bei Beamern unter 3000 Euro. Das smarte All-in-One-Gerät bereitet durch seine universell schnelle Aufstellung jede Menge Spaß in vielen Lebenslagen.
Testergebnisse
Vollbild an/ausMarke | XGIMI |
---|---|
Modell | Horizon S Max |
Preis | 2000 Euro |
BILDQUALITÄT, max. 435 Punkte | 356 - sehr gut |
SD / HDTV, 75 | 56 |
UHD (HDR), 100 | 85 |
Kontrast, 65 | 49 |
Schärfe, 45 | 41 |
Geometrie/3D,60 | 48 |
Farbdarstellung,45 | 39 |
Bildruhe, 45 | 38 |
AUSSTATTUNG, max. 100 | 68 - gut |
Anschlüsse / Smart-TV, 50 | 37 |
Projektionsoptik, 20 | 11 |
Sonstige Extras, 30 | 20 |
BEDIENUNG, max. 55 | 44 - sehr gut |
Einstellmöglichkeiten, 27 | 22 |
Ergonomie, 8 | 7 |
Bildsteuerung, 6 | 5 |
Fernbedienung, 14 | 10 |
VERARBEITUNG, max. 60 | 52 - sehr gut |
Anmutung, 20 | 19 |
Material, 40 | 33 |
connect URTEIL, max. 650 | 520 - sehr gut / Highlight |
Messergebnisse und Ausstattung
Vollbild an/ausMESSERGEBNISSE | |
---|---|
Abmessungen in cm (B × H x T) | 28 × 24 × 16 cm |
Gewicht | 4,9 kg |
Auflösung / Seitenverhältnis | 3840 × 2160 / 16:9 |
Farbraumabdeckung HDTV / HDR | 100% / 90 (96) % |
Kontrast ISO / In-Bild / dynamisch | 568 / 1405 / 1766:1 |
Schwarzwert / Weiß- / Weiß-Eco | 1 / 1907 / 692 lm |
Gamma /Abweichung zum Ideal | 2,2 / 2,2% |
Farbtemp. kalibriert / Abweichung | 6454 K / 2,4% |
Latenz Film- / Gamemodus | 143 / 36 ms |
Abstand pro Bildbreite / opt. Zoom | 1,23 / 1 |
Verbrauch Film / Eco / Standby | 127 / 58 / 0,4 W |
ANSCHLÜSSE | |
HDMI / Komponente / VGA | 1 / 0 / 0 |
USB / Netzwerk | 2 / - |
Besonderheiten | WiFi-5, Bluetooth 5.1, externes Netzteil |
AUSSTATTUNG | |
HDR | DV, HLG |
3D / Brillen dabei / 2D → 3D | DLP-Link / – / – |
Fernbedienung | smart mit Mikrofon |
Bewegungskompensation | • |
HDMI-CEC (automat. Steuerung) | • |
Einstellung Farbsättigung / Tint | • / • |
Einstellung Schärfe / Gamma | • / • |
Farbtemperaturvorwahl | • |
RGB-Offset / -Gain | • / • (+11-Punkt) |
Farbraumkorrektur | • |
Kontrast-/ Schärfeautomatik | • / – |
Lampe regelbar / Irisblende | •/ • (+Lichtsensor) |
Lensshift h. / v. / motorisiert | – / – / – |
Motorzoom / Motorfokus | – / Autofokus |
Voreinstellungen / Speicher | 7 / 1 |
Variabler Bildbeschnitt | • |
Zubehör | – |
Besonderheiten | Lautsprecher von harman/kardon, Android-TV 11, motorischer Objektivschutz, ab Werk kalibriert, Objekterkennung, Auto-Keystone, dreh- und schwenkbarer Fuß |