BenQ W4100i im Test: Endlich smartes Heimkino
BenQ ist im Beamer-Geschäft ein alter Hase, der genau weiß, auf welche Features deutsche Heimkinofans Wert legen. Im W4100i kombiniert sie der Hersteller mit Smart-TV und Gaming. Mehr verrät unser Test.

Klassische Heimkinobeamer sind vor allem eins: dumm. Technisch sind sie eher Pendants von PC-Monitoren als von Fernsehern, denn sie haben weder Tuner noch Sound. Filme empfangen sie vom Blu-ray-Player, und wer mit ihnen fernsehen will, braucht eine Set-Top-Box. Da dieses Konzept im Zeitalter von sma...
Klassische Heimkinobeamer sind vor allem eins: dumm. Technisch sind sie eher Pendants von PC-Monitoren als von Fernsehern, denn sie haben weder Tuner noch Sound. Filme empfangen sie vom Blu-ray-Player, und wer mit ihnen fernsehen will, braucht eine Set-Top-Box. Da dieses Konzept im Zeitalter von smarter Unterhaltung und Streaming überholt ist, drängen smarte Projektoren auf den Markt, denen alle Ausprägungen von Smart-TV innewohnen.
Und mit ihnen kommt die Portabilität ins Spiel, was zum Beispiel mit Autofokus, Autotrapez und Hinderniserkennung einhergeht. Diese smarten Beamer stellt man einfach auf den Tisch, und sofort werfen sie ein scharfes Bild für Gaming oder Binge-Watching auf jede Wand – um danach gleich wieder in der Versenkung zu verschwinden.
Im dedizierten Heimkino sind die Anforderungen anders: Der Beamer ist fest installiert – am besten nicht im Blickfeld der Zuschauer, sondern in Deckenhöhe an der Wand hinter ihnen. Dabei braucht man keinen Autofokus oder anderen Schnickschnack, denn der Projektor wird einmal perfekt justiert und bleibt dann so.

Lediglich die absoluten Topgeräte können motorisch zoomen und nutzen Lensshift, um das Bildformat auf Cinemascope umzuschalten und breite 21:9-Leinwände auszufüllen. Heimkinoprojektoren benötigen im Gegensatz zu smarten Gamingbeamern also ein weitaus längeres Objektiv, und der Hersteller soll möglichst in eine bis in die Ecken scharfe und kontrastreiche variable Zoomoptik investieren.
Beim Blick auf die technischen Daten das Beste aus beiden Welten dar: ein Ultra-HD-Heimkinobeamer mit integrierten SmartTV-Funktionen, ambitioniert auch beim Gaming. Dabei ist das Aussehen des W4100i ein gänzlich anderes als das seines weißen würfelförmigen „X“-Bruders. Doch die meisten technischen Daten, ja selbst viele unserer Messwerte, scheinen zunächst ähnlich zu sein.
Schwarz und stark
Der W4100i hat die klassische Form eines Heimkinobeamers und ist natürlich schwarz. Er wird von einer 4-LED-Lichtquelle gespeist, die im „Hell“-Modus tatsächlich die angegebenen 3300 Lumen liefert. Wer einem unerträglichen Grünstich äußerst angenehme Farben vorzieht, wechselt in den Bildmodus „Kino“, wo jenseits der 2000 Lumen ankommen. Dabei arbeitet der Lüfter schön leise, und statt 300 werden nur 214 Watt aus der Steckdose gezogen.


* Wir nutzen im Labor die Farbmesssoftware Calman Ultimate von Portrait Displays, siehe www.portrait.com
Die Optik wird mit Regler manuell gezoomt und scharfgestellt, genauso leichtgängig wie der überaus große horizontale und vertikale Lensshift. Hier kommt Kinofeeling auf, denn einen elektrischen Trapezausgleich zu aktivieren und dabei Auflösung einzubüßen, liegt jedem Kinokenner fern.
Lediglich das Projektionsverhältnis gibt Anlass zur Kritik: Der neue Beamer muss genauso nah vor der Leinwand stehen wie der W3100i. Für diesen Smartie war das 1,3-fache-Zoom einzigartig in seiner Klasse. Den W4100i würden wir gern weiter hinten platziert sehen. Aber dafür kann man mit ihm wahrscheinlich einfach zu gut spontan streamen und zocken – und einen respektablen, aber natürlich nicht heimkinowürdigen 5-Watt-Monolautsprecher hat er auch noch an Bord.

Dass er eine HDMI-Buchse mehr besitzt als sein Ahn, scheint erst dann entscheidend zu werden, wenn man erkennt, dass sie die volle Bandbreite von HDMI 2.1 verkraftet, also 48 Gbit/s. Damit ist der W4100i einer der ersten Projektoren, die 120 fps in Ultra-HD verarbeiten können.
Hier geht Gamern das Herz auf, und mit einer Latenz von 12 ms, wenn auch ohne VRR, steht immersiven Spielsessions nichts mehr im Wege – außer vielleicht, dass unsere PC-Grafikkarte ihre Signale im Test nicht immer störungsfrei absetzen konnte. In Full-HD stellte der W4100i dagegen problemlos sagenhafte 240 fps dar.
Beste Farben nehmen hohen Stellenwert ein
Worauf es echten Filmfans ankommt, ist allerdings genau das andere Ende der Frequenzskala, nämlich die 24 Bilder pro Sekunde von Kinofilmen. Diese in ihrer Originalkadenz ohne stotternde Wiederholungen (3:2-Pulldown) zu präsentieren, ist der Anspruch, den Hersteller wie Epson, Sony, JVC und eben BenQ seit Jahrzehnten erfüllen. Dazu muss man im Menü „24P True Cinema“ aktivieren, und dann klappt es übrigens sogar perfekt mit der Darstellung von europäischem 25p- oder 50p-Material.

Dies sieht, wie bei vielen asiatischen Herstellern nicht anders möglich, grauenhaft aus, wenn es nativ an die 60 Hertz Basistakt des 0,65-Zoll-XPR-DLP-Chips angepasst wird. Im W4100i wird der 24p-Kinolook sehr hart und originalgetreu umgesetzt. Wer sich daran stört, greift auf die integrierte Bewegungsglättung zurück, die schon auf der niedrigen Stufe ordentlich interpoliert und Schwenks detailreicher aussehen lässt.
Überhaupt müssen wir hier BenQ wieder ein Lob für die ausgereiften, fast ausufernden Optionen für die Kalibrierung und Bildverbesserung aussprechen. Dem Gerät liegt zuerst einmal ein Report über die Farbraum- und Gammamessung bei der Endkontrolle in der Fabrik bei. Die Ergebnisse stimmen nicht ganz mit den Messungen unseres schmalbandigen Spektrometers überein, sodass wir als ISF-zertifizierte Kalibratoren tief in die Farbabstimmung eintauchen konnten.

Die tollen Farbdiagramme erhielten wir jedoch durch nur simplen RGB-Abgleich. Im Filmmakermodus wird in den Lichtweg ein Kinofilter geschoben, der ein Drittel Brillanz einfordert, dafür aber den Schwarzwert um einen vergleichbaren Faktor verbessert und das Farbvolumen auf 84 Prozent BT.2100 aufbläst und damit die HDR-Buntheit der besten OLED-Fernseher zeigt.
Freilich kann der Kontrast auch beim Einsatz einer dynamischen LED-Lichtquelle nicht mit diesen Displays konkurrieren. Er bewegt sich im Rahmen der Vorgänger. Die Auflösung ist vorbildlich, die Optik holt jede Menge Details aus dem DLP-Chip, der seine 4K-Struktur ja nur durch Pixelshift erzielt.

Anspruchsvolle UHD-Siemenssterne oder der Windows-Desktop in 100-Prozent-Skalierung scheinen Drei-Chip-Beamern nicht unbedingt stark unterlegen zu sein. Farbfehler an Bildrändern halten sich im Rahmen. Für Smart-TV bedient sich BenQ wieder des HDMI-Sticks QS02, der offiziell Netflix-zertifiziert ist. Der Quadcore A35 (2/12 GB) wirkt manchmal etwas zäh, gewährt aber Zugriff auf das gewaltige Google-Universum zahlloser smarter Apps.
Fazit
BenQ hüllt modern smarte Beamertechnik in das Gewand eines Heimkinospezialisten. Der W4100i macht sich im Kellerkino bestens und könnte dort so manches Full-HD-Gerät ersetzen – sofern der Abstand stimmt. BenQ hat allerdings genauso an spontane Sessions im Wohnzimmer gedacht: Smartes Streaming und schnelles Gaming werden ohne Abstriche umgesetzt.
BenQ W4100i: Daten und Messwerte
Hersteller | BenQ |
---|---|
Modell | W4100i |
Preis | 3000 Euro |
Klasse | 4K-Projektor |
MESSWERTE | |
Abmessungen (B × H × T) | 42 × 14 × 32 cm |
Gewicht | 6,2 kg |
Auflösung / Seitenverhältnis | 3840 × 2160 / 16:9 |
Farbraumabdeckung HD / DCI / HDR | 100% / 99% / 84% |
Kontrast ISO / In-Bild / dynamisch | 302 / 855 / 1051 |
Schwarzwert / Weiß / Weiß-Eco | 2 / 2141 / 1862 lm |
Gamma / Abweichung von Idealkurve | 2,2 / 2,5% |
Farbtemperatur kalibriert / Abweichung | 6518 K / 2% |
Latenz Film / Gamemodus | 144 / 13 ms |
Abstand pro Meter Bildbreite / Zoom | 1,14 bis 1,49 m / 1,3 |
Verbrauch Film / Eco / Standby | 214 / 158 / 0,35 W |
ANSCHLÜSSE | |
HDMI / Komponente / VGA | 3 / 0 / 0 |
USB / Netzwerk | 2 / 0 |
Besonderheiten | 12V-Trigger, Audio-Out opt. + analog, Serviceport, eARC, WLAN, Bluetooth |
AUSSTATTUNG | |
HDR | HDR10+, HLG |
3D / Brillen dabei / 2D –> 3D | DLP-Link / – / – |
Fernbedienung | smart, beleuchtet |
Bewegungsglättung / 24p / 50 Hz | • / • / • |
Framerate FHD / WQHD / UHD | 240 / 120 / 120 |
HDMI max. bps / VRR / CEC | 48G / – / • |
Einstellung Farbsättigung / Tint | • / • |
Einstellung Schärfe / Gamma | • / • |
Farbtemperaturvorwahl | • |
RGB-Offset / -Gain / Mehrpunkt | • / • / • |
Farbraumkorrektur | • |
Kontrast- / Schärfeautomatik | in HDR / – |
Lampe regelbar / Irisblende | autom. / – |
Lensshift h. / v. / motorisiert | ±15% / +60% / – |
Motorzoom / Motorfokus | – / – |
Voreinstellungen / Speicher | 7 / 7 |
Variabler Bildbeschnitt | Zoom |
Zubehör | Mediastick QS02 |
Besonderheiten | 4LED-Technik, Android TV 11 mit Sprachsuche, Filmmaker-Modus, 5-Watt-Lautsprecher, DCI-Filter, Auto-Trapez, Kalibrationsbericht, ISF-kalibrierbar |
BenQ W4100i: Testergebnisse
Kategorie | Maximalwert | Ergebnis |
---|---|---|
BILDQUALITÄT | 435 | 368 - sehr gut |
SD / HDTV | 75 | 65 |
UHD (HDR) | 100 | 85 |
Kontrast | 65 | 48 |
Schärfe / Bewegungsgüte | 45 | 40 |
Geometrie / 3D | 60 | 47 |
Farbtreue | 45 | 41 |
Bildverbesserung | 45 | 42 |
AUSSTATTUNG | 100 | 84 - sehr gut |
Anschlüsse / Smart-TV | 50 | 48 |
Projektionsoptik | 20 | 14 |
sonstige Extras | 30 | 22 |
BEDIENUNG | 55 | 45 - sehr gut |
Einstellmöglichkeiten | 27 | 21 |
Ergonomie | 8 | 7 |
Bildsteuerung | 6 | 5 |
Fernbedienung | 14 | 12 |
VERARBEITUNG | 60 | 41 - gut |
Anmutung | 20 | 16 |
Material | 40 | 25 |
URTEIL | 650 | 538 - sehr gut |