Vergleichstest
Blu-ray-Komplett-Anlagen im Test
Relaxed auf dem Sofa liegen und Filme in bestem Surround-Klang erleben, dafür sind diese beiden Blu-Ray-Anlagen von Samsung (HT-D6750W) und Philips (HTS 9540) ideal. Doch stellt sich beim Lauschen von Musik auch ein Wohlgefühl bei HiFi-Fans ein?

Philips HTS 9540 (um 1650 Euro)
Die Testkandidaten im Überblick
- Philips HTS 9540
- Samsung HT-D6759W
Mit Blu-ray 3D, WiFi und NetTV schickt Philips sein Heimkino-Flaggschiff HTS 9540 ins Komplettanlagen-Rennen. Neben einem Center beinhaltet das Set einen Subwoofer, der mit einem 16,5 cm großen Treiber bestückt ist und vier identische Satelliten im Doppel-Format. Die Satelliten sehen aus wie zwei aufeinander gesetzte Würfel: Der obere Kubus ist ein 2-Wege-System und der untere gehört zur Gattung der Dipole. Am mehrpoligen Anschlussstecker ist erkennbar, dass das Signal für die Satelliten im Player durch DSPs entsprechend aufgeteilt wird. Alternativ ist es möglich, die Rear-Boxen mittels optional erhältlichem Adapter kabellos zu betreiben.

Komplettiert wird das ganze noch durch den 3D-fähigen BD-Player, der obligatorischen (ovalen) Fernbedienung und einem kabelgebundenen iPod-Dock. Der Player kann sich entweder mit WLAN oder über den rückseitigen LAN-Anschluss mit dem Internet verbinden. Auf diese Weise kann man bequem vom Sofa aus Philips' Internet-Service NetTV durchstöbern. Das Angebot dort hält sich zwar noch in überschaubaren Grenzen - übliche Verdächtige wie Facebook, Twitter, Youtube und co. sind jedoch bereits vertreten.

Einzig die an die mühselige Tipperei bei SMS-Schreiben erinnernde Eingabe von Buchstaben nimmt irgendwie den Spaß an der Sache. Eine Tastatur wäre hier durchaus sinnvoller gewesen. Internet ist jedoch nicht alles, daher befinden sich andere Anschlussmöglichkeiten wie zum Beispiel für analoge und digitale Musik-Zuspieler auf der Rückseite des Gerätes. Der für Blu-ray 3D benötigte HDMI-Ausgang ist selbstverständlich, doch eingangsseitig sucht man leider vergebens nach HDMI-Anschlüssen. So ist es nicht möglich andere HD-Geräte mit dem Philips-System zu verbinden.
Alle Komponenten sind sorgfältig verarbeitet und überzeugen mit einer sehr guten Haptik: Die Gehäuse bestehen aus einer Kombination aus edel gebürstetem Aluminium und stabilem Plastik. Die Anlage ist recht flott aufgebaut und dank des benutzerfreundlichen Einrichtungs-Menüs auch blitzschnell einsatzbereit. Falls erwünscht, sind die Philips-Lautsprecher mit Hilfe eines mitgelieferten Mikrofons in weniger als zwei Minuten vollautomatisch eingestellt. Obwohl die Boxen mit ihren kleinen Abmessungen eher für kleinere Räume und eine relativ Hörer-nahe Aufstellung gedacht sind, hat die Anlage die nötigen Leistungsreserven, um auch mittelgroße Räume zu beschallen. Die Ladezeiten des Players sind angenehm kurz und das Navigieren im Menü erweist sich als erfreulich unkompliziert.

Im Surround-Betrieb fiel sofort die ausgezeichnete Raumdarstellung auf. Beim Live-Mitschnitt des Songs "Hard to Handle" von den Black Crows (Freak'n'Roll into the Fog) etwa, hatte man das Gefühl direkt vor der Bühne zu stehen. Die Gitarren-Soli und das nuancenreiche Spiel des Saxophons wurden mit einer hervorragender Dynamik wiedergegeben. Auch bei Action-Filmen wie etwa Luc Bessons Klassiker "Das 5. Element", konnte sich das HTS 9540 behaupten: Dialoge waren wegen des leicht mittenbetonten Grundklangs stets verständlich. Stellenweise vermisste man jedoch etwas Tiefbass.
Samsung HT-D6759W (um 1000 Euro)
Gewappnet mit üppiger Ausstattung und ausgeklügelter Technik, versucht auch Samsung, seine neueste 7.1-Heimkino-Anlage unters Volk zu bringen. Richtig gelesen: Obwohl das Set aus fünf Boxen besteht, verkauft Samsung es als 7.1-System. Denn das Gehäuse der vorderen Standboxen beherbergt im Grunde genommen zwei Lautsprecher. Die Treiber im oberer Teil sind nach oben schwenkbar, wodurch die Boxen auch als Front-Höhen-Lautsprecher (für Dolby Pro Logic IIz) verwendbar sind. Dabei erhält der obere Speaker ein eigenes Signal vom Player und teilt es sich nicht etwa mit seinem unteren Pendant.

Ein weiteres Schmankerl sind die zwei Rears, die nicht direkt am Blu-Ray-Player hängen: Per Kabel an eine im Lieferumfang enthaltene Empfangs-Einheit gekoppelt, erhalten Sie ihre Signale ausschließlich über eine digitale Funkstrecke. Bis auf einen für den Empfänger benötigten Stromanschluss, sind die hinteren Lautsprecher somit relativ frei im Raum positionierbar. Komplettiert wird das ganze schließlich noch durch einen Center und natürlich einen Subwoofer.

Aber da wir gerade bei technischen Besonderheiten sind: Ein von den Samsung-Entwicklern angepriesenes Highlight ist die sogenannte 2D->3D-Funktion, bei der Musik im Stereo-Format quasi auf Knopfdruck wie 5.1 klingen soll. Dazu jedoch später mehr. Über DLNA-Streaming lassen sich Musik, Videos und Bilder ganz unkompliziert vom heimischen Medien-Server, PC oder eben vom Handy wiedergeben. Besteht Zugang ins World Wide Web, kann man auf Samsungs Internet-Service "Samsung-Hub" zugreifen. Bekannte Dienste wie Facebook, Youtube und Twitter sind selbstverständlich vorhanden. Bei Bedarf kann man sich jedoch auch weitere Apps aus dem Samsung-Store herunterladen.

Anschlussseitig ist die HT-D6759W ebenfalls gut ausgestattet: Analoge wie auch Digitale Audio- und Video-Eingänge sind auf der Geräte-Rückseite des BD-Players zu finden. Neben dem obligatorischen HDMI-Ausgang sind noch zwei HDMI-Eingänge für andere HD-Zuspieler vorhanden. Der für die drahtlose Verbindung mit den Rear-Boxen benötigte Dongle wird ebenso wie das iPod-Dock rückseitig eingestöpselt. USB-Sticks und das Messmikrofon finden dagegen frontseitig geschickt versteckt unter einer Plastikabdeckung Anschluss.
Die Anlage ist gut verarbeitet und die schwarze Hochglanz-Optik des Plastiks verleiht ihr einen edlen Look. Bei den Kabelklemmen hätte Samsung aber gerne ein paar Cent mehr investieren können, da sie nicht wirklich robust wirken. Schaltet man das Gerät zum ersten Mal ein, wird man durch ein kurzes Einrichtungsmenü geführt.
Praxis: Lautsprecher richtig aufstellen
Falls erwünscht, kann man dort auch mit zuvor erwähntem Mikrofon das 7.1-Set automatisch kalibrieren. Die Ladezeiten des Players sind gut und die Geräuschentwicklung des Laufwerks und des Lüfters ist auch angenehm leise. Die Menüführung ist logisch aufgebaut und man findet sich daher auf Anhieb schnell zu recht.
Die zwei Highlights der Samsung-Anlage sind sicherlich die 3D-Umwandlung von Stereo-Musik und die schwenkbaren Treiber der zwei vorderen Stand-Lautsprecher. Doch schon relativ früh bemerkten die Tester eine unerwartete Tugend: Der Stereo-Klang war ausgesprochen gut und die räumliche Abbildung äußerst natürlich. Jimi Hendrix "Little Wing" von der Platte "Axis: Bold as Love" beeindruckte mit einer tollen Dynamik und einem ausgewogenen Klang. Die Samsung-Boxen tönten bei "When I was cruel" (von der gleichnamiger Scheibe) von Elvis Costello genau so, wie man es von einer guten Wohnzimmer-Anlage erwarten würde.
Kaufberatung: Kompaktboxen im Test
Bei so einer Klanggüte vergisst man auch schnell, dass die HT-D6579W auch Surround kann - und zwar richtig gut. Dabei kam der ausgezeichnete Allround-Charakter des 7.1-Sets zum Vorschein. Ein passendes Beispiel dafür ist die Szene aus "Das fünfte Element" in der die Opern-Diva ein Konzert gibt und Leeloo zur selben Zeit gegen Zorg und Gefolge kämpft. Sowohl Sound-Effekte als auch der Musik-Teil wurden von den Boxen feinzeichnend wiedergegeben.
Bei Filmen, denen ein zusätzlichen Höhenlautsprecher gut tut (Dolby Pro Logic IIz), kamen die nach oben drehbaren Treiber der Frontboxen gelegen. Flog etwa ein Flugzeug über einen hinweg, so wurde dies auch dementsprechend realistisch von den Frontlautsprechern übertragen. Auch der gute Klang des Subwoofers fiel sofort auf, der trotz seiner überschaubaren Größe ordentlich Druck machen konnte. Dabei blieb die Basswiedergabe auch bei höheren Pegeln stramm.
Kaufberatung: Top-Speaker um 2.000 Euro
Bei reinem Musik-Material tönte das Samsung-System sogar noch etwas besser: Etwa bei "Diplom" von Gjermund Larsen ("In Folk Style"). Ein Musik-Titel mit Nordic- und Klassikeinflüssen der so aufgenommen und abgemischt wurde, als säße man mitten im Orchester. Ein natürlicher 3D-Eindruck und ein äußerst detaillierter Klang im gesamten Frequenzbereich machten die ohnehin schon gute Aufnahme zum absoluten Ohrenschmaus.
Zuletzt wäre da noch die magische Transformation von Stereo auf 5.1-Klang zu nennen. Das Ergebnis ist zwar eine durchaus räumlichere Darstellung von Stereo-Musik, jedoch für ernsthafte Musik-Hörer eher eine nette Zusatzfunktion als tatsächliches Feature.
Fazit
Im direkten A/B-Vergleich konnten die Philips-Würfel mit einem beeindruckendem Surround-Klang überzeugen. Wegen den kompakten Abmessungen lassen sie sich unauffällig ins Wohnzimmer-Ambiente integrieren und sehen zudem noch elegant aus. Die Stärken der Samsung-Anlage sind ihr hervorragender Stereo-Klang und die gute Performance des Subwoofers. Auch die Wiedergabe von nativem 5.1-Audio kann sich hören lassen und die DLNA-Streaming-Funktion macht sie im Zeitalter von Medien-Servern und Co. äußerst attraktiv. Mit diesen Tugenden hat sie durchaus das Zeug dazu, die Kompakt- Stereo-Anlage aus dem Wohnzimmer zu verdrängen.