Nubert nuVero nova 18 im Test: Audiophile Super-Nova
Schon die Ankündigung der neuen nuVero-nova-Serie klang vielversprechend: neues Design, innovative Technik und vor allem andere Membranmaterialien. Das größte Novum der novas: Erstmals setzt Nubert auf Hochtöner mit Metallkalotte.
- Nubert nuVero nova 18 im Test: Audiophile Super-Nova
- Eine echte Herausforderung: große Lautsprecher messen
Die Erwartungen an die komplett überarbeitete nuVero-Serie waren entsprechend hoch, denn die Vorgängerserie war bereits sehr gut – und ist es immer noch. Dass diese Erwartungshaltung auf der „High End“ noch einmal übertroffen werden würde, hätte ich nicht gedacht.Erschwerte BedingungenDab...
Die Erwartungen an die komplett überarbeitete nuVero-Serie waren entsprechend hoch, denn die Vorgängerserie war bereits sehr gut – und ist es immer noch. Dass diese Erwartungshaltung auf der „High End“ noch einmal übertroffen werden würde, hätte ich nicht gedacht.
Erschwerte Bedingungen
Dabei waren die Bedingungen alles andere als ideal. Einerseits ist es auf Messen grundsätzlich schwierig, für eine adäquate Akustik zu sorgen, andererseits war der Andrang am Nubert-Stand enorm. Ich fand mich in der zweiten Reihe, fast ganz außen, wieder – nicht im Stereodreieck. Der Hörabstand von gut zwei Metern zum über 1,87 Meter hohen Spitzenmodell schien viel zu kurz. So dachte ich zumindest. Doch bereits nach den ersten Tönen wurde mir klar, dass ich mich getäuscht hatte: Nubert spielt mit der nuVero-nova-Serie in einer anderen Liga. Nicht nur Präzision, Dynamik und Tiefbass überzeugten – auch die Räumlichkeit blieb trotz meiner ungünstigen Position stabil und glaubwürdig.
Herausforderung angenommen
Umso größer war die Freude, als Nubert mir ein Testmuster des Flaggschiffs Nubert nuVero nova 18 zusagte. Ursprünglich wollte ich das kleinere Modell nova 14 testen, da sehr große
Lautsprecher unseren Messtechniker in unserem verhältnismäßig kleinen Messraum vor Herausforderungen stellen würden. Da dieses nicht verfügbar war, wollte ich weder Sie noch mich länger auf einen Test warten lassen. Zudem war ich zuversichtlich, dass unser TestLab-Team die Schwierigkeiten meistern würde. Welche Probleme im Detail auftraten, wird auf Seite 30 ausführlich erläutert.
Kein Schema F
Genauso wie Nubert mit seiner Tradition gebrochen hat, keine Metallkalotten im Hochton einzusetzen, möchte auch ich nicht immer nach Schema F vorgehen. Daher komme ich gleich zum wichtigsten Teil eines jeden Lautsprechertests: dem Hörtest und der Beschreibung des Klangs.
Vor dem Hörtest führte mich der sichtlich stolze Entwickler Thomas Bien in die Technik des neuen Topmodells ein. Seine Begeisterung war spürbar, als er erklärte, warum eine parallele Aufstellung bei der nova 18 die optimale Räumlichkeit erzeugt. Der hohe Direktschallanteil sei ein entscheidender Bestandteil des neuen Abstrahlkonzepts. Diese Bauweise basiert auf der UltraDirectivity-Abstrahlcharakteristik, die eine gleichmäßige Schallverteilung über den gesamten Frequenzbereich sicherstellt. In Kombination mit der WideStage-Technologie entsteht ein außergewöhnlich breites, stabiles Klangpanorama – Musik erfüllt den Raum, bleibt dabei fokussiert und formt ein sogenanntes Balanced Field. Selbst weit außerhalb des Sweet Spots bleibt der Klang homogen, präzise und ortungsscharf.
Natürlich und dynamisch
Die nuVero nova 18 hat sich das Prädikat „Full-Range“ redlich verdient. Sie reicht hinab bis in Tiefbassregionen von rund 20 Hz, deckt damit die komplette Kontra-Oktave ab und kann den Tonumfang nahezu aller Instrumente abbilden – mit Ausnahme riesiger Orgeln oder des 97-Tasten-Konzertflügels „Concert Grand 290 Imperial“ von Bösendorfer. Dabei spielt sie mit enormer Kontrolle, Schnelligkeit und Durchzeichnung. Ihr Bass schafft den Spagat zwischen federnd und präzise straff, wirkt niemals aufgebläht, sondern natürlich und tief verwurzelt. Bei „Tin Pan Alley“ von Stevie Ray Vaughan spannt sie ein mächtiges Fundament auf. „Crockett’s Theme“ füllt den Raum bis in die letzte Ecke – die Grenze zwischen Wiedergabe und Wirklichkeit verschwimmt. Auch im Mittel- und Hochton überzeugt sie mit Klarheit, Feinauflösung und Energie.
Der erstmals bei Nubert eingesetzte NRT-Hochtöner (Non-Resonant Technology) markiert einen Paradigmenwechsel. Sein Aluminium-Diaphragma wird von einem kräftigen Neodym-Antrieb angetrieben, der rückwärtige Schall in einer speziell geformten Kammer absorbiert. Ein im Schutzgitter integrierter Reflektor halbiert die Metallresonanz, ein Saugkreis in der Weiche beseitigt den Rest. Das Ergebnis: luftige, seidige Höhen mit makelloser Transparenz – kristallklar, aber nie hart.
Die Mitten fügen sich harmonisch ein. Stimmen besitzen Körper, Wärme und Textur, sie stehen frei im Raum, plastisch und lebendig. Besonders „The Sound of Silence“ von Disturbed oder „Brothers in Arms“ von Dire Straits zeigen, wie emotional dieser Lautsprecher agiert: Knopflers Stratocaster scheint zu atmen, während die Stimme direkt ans Herz geht. „Off the Hook“ von Maceo Parker sprüht vor Energie, „Supermassive Black Hole“ von Muse explodiert förmlich – druckvoll, kontrolliert, kompromisslos.
Ihr analytisches Gespür entlarvt Aufnahmeschwächen, ohne sie bloßzustellen. Die nuVero nova 18 bleibt ehrlich, aber musikalisch. Besonders beeindruckend ist ihre Fähigkeit, Raumtiefe und Staffelung in harmonischer Balance darzustellen. In unserem Hörraum zeichnete sie ein holografisches Panorama, jedes Instrument stand fest verankert, jede Stimme war klar umrissen. Selbst bei seitlichem Hören bleibt das Klangbild stabil – ein direkter Effekt der UltraDirectivity.
Die Technik hinter dem Klang
Technisch schöpft Nubert hier aus dem Vollen. Die nova 18 ist ein echtes 4-Wege-System mit Dreifach-D’Appolito-Anordnung. Tiefe Übergangsfrequenzen, perfekt abgestimmte Filter und aufwendig dimensionierte Chassis eliminieren Intermodulationsverzerrungen. Jede der neun Schallquellen arbeitet im optimalen Bereich – das garantiert ein reines, unverfälschtes Klangbild ohne Partialschwingungen.
Die leicht gewölbte Front ist integraler Bestandteil des Designs. Sie verhindert Kantenreflexionen, optimiert die Schallabstrahlung und verleiht der Box eine organische Struktur, die Form und Funktion in Einklang bringt. Die massiven Traversenfüße erlauben präzise Justage und verleihen dem 97 kg schweren Gehäuse absolute Stabilität. Das Pianolack-Finish – wahlweise in Schwarz oder Weiß – wirkt makellos, jede Rundung folgt einer akustischen Logik.
Für Mittel- und Tieftöner setzt Nubert ultrasteife, vierlagige Carbon-Membranen ein. Zwei Mitteltöner werden durch zwei Tiefmitteltöner entlastet, was Intermodulationsverzerrungen verhindert. Die vier Tieftöner mit dicker Gummisicke, Doppelmagneten und 50-mm-Schwingspulen sorgen für kompromisslosen Tiefgang. Dank perforiertem Schwingspulenträger und hinterlüfteter Zentrierspinne bleiben sie selbst bei hohen Pegeln frei von Kompressionseffekten.
Die Frequenzweiche wurde komplett neu konstruiert: phasentreue Übergänge, steile 24-dB-Filter nach Linkwitz-Riley und ausschließlich hochwertige Folienkondensatoren. Jedes Bauteil ist einzeln geprüft, jedes Chassis individuell angepasst – ein Aufwand, der sich hörbar auszahlt.
Die Messungen unseres Labors bestätigten den Höreindruck eindrucksvoll. Trotz der Größe zeigte sich ein schön flacher, gleichmäßiger Frequenzgang. Die Abstrahlung bleibt dank D’Appolito-Anordnung homogen, die Winkelfrequenzgänge nahezu identisch. Der Bass reicht mit 22 Hz bei –3 dB tief hinab, die Pegelfestigkeit bis 112 dB ist beeindruckend. Ein Lautsprecher, der nicht nur fein, sondern auch gewaltig kann. Der Wirkungsgrad von 83 dB und der gutmütige Impedanzverlauf machen ihn zu einem souveränen Partner auch für kräftige Röhrenverstärker.
Ein weiteres Highlight ist die Diffusfeldentzerrung, die ab etwa 60 cm Hörabstand aktiv wird. Sie gleicht das Verhältnis von direktem und reflektiertem Schall aus und bringt Glanz und Offenheit zurück, ohne die tonale Balance zu verändern. Über die Steckbrücken am Anschlussfeld lassen sich Höhen und Bass individuell anpassen.
Mit viel Herzblut
Die wichtigste Zutat beim Kochen sei die Liebe, heißt es. Auch in der nuVero-nova-Serie steckt einiges an Liebe. Man spürt, wie viel Herzblut in dieser Konstruktion steckt. Thomas Bien hat sich buchstäblich die Finger an der Frequenzweiche wundgelötet, um ideale Phasenbeziehungen zu erzielen. Das Resultat ist ein Lautsprecher, der wie aus einem Guss klingt – souverän, ausgewogen und emotional packend.
Echte Schwächen leistet sie sich nicht. Es ist eher eine Frage des Geschmacks: Wer Schmelz und Weichzeichnung sucht, könnte ihre Direktheit als zu ehrlich empfinden. Ich persönlich würde mir lediglich etwas mehr Punch im Kickbass wünschen.
Notizen aus dem Messlabor
Die Messungen waren wegen des Gewichts und der Größe herausfordernd, zeigen aber dennoch, dass die nova 18 einen schön flachen und gleichmäßigen Frequenzgang aufweist. Die Schallabstrahlung gelingt ihr dank D’Appolito-Prinzips homogen, sodass sich der Klang bei wechselnder Hörposition kaum ändert. Die obersten Höhen sind auf Achse angehoben („Nubert-Diffusfeldentzerrung“), ohne Anwinkeln verlaufen sie pegelneutral. Beeindruckend ist die Kombination aus Tiefgang (22 Hz/–3 dB) und Pegelfestigkeit (112dB), guter Wirkungsgrad (83dB/2V). Leistungsbedarf (für 100 dB SPL/Miximalpegel): 50/840 W (4 Ω). AUDIO-Kennzahl 66
Messwerte
| Testmuster | Nubert nuVero nova 18 |
|---|---|
| untere Grenzfrequenz (-3/-6 dB) | 22/21 Hz |
| rechnerischer Maximalpegel | 112 dB |
| Wirkungsgrad (2 V/1 m) | 83 dB |
| Nennimpedanz | 4 Ohm |
Fazit
Mit der nuVero nova 18 ist Nubert ein großer Wurf gelungen. Der Lautsprecher verbindet technische Innovation, hervorragende Verarbeitung und emotionale Musikalität auf Referenzniveau. Dank UltraDirectivity, WideStage und Diffusfeldentzerrung übertrifft er die Erwartungen in dieser Preisklasse bei Weitem. Trotz ihrer Größe ist sie – abgesehen von einem adäquaten Hörabstand – erstaunlich unkompliziert in der Aufstellung und spielt sich mit souveräner Leichtigkeit an die Spitze der Bestenliste, noch vor Modellen, die ein Vielfaches kosten.
Technische Daten
| Testmuster | Nubert nuVero nova 18 |
|---|---|
| Listenpreis (UVP) | 11.900 Euro |
| Garantie | 5 Jahre |
| KONTAKT | |
| Support | Nubert electronic GmbH, Schwäbisch Gmünd |
| Internet | www.nubert.de |
| via Kontaktformular | |
| Telefon | +49 7171 8712-0 |
| Abmessungen (B×H×T) | 30,1 × 187,7 × 53,8 kg |
| Gewicht | 96,7 cm |
| Schwarz | Weiß (jeweils Pianolack) |
| AUSSTATTUNG | |
| Arbeitsprinzipien | 4-Wege, Bassreflex |
| Raumanpassung | ✔ (Bass/Hochton) |
| Besonderheiten | |
Wer wir sind und wie wir testen
Die HiFi-Experten von connect.de bauen auf die geballte redaktionelle Kompetenz und über 45 Jahre Testerfahrung für die renommierten Fachmagazine AUDIO und stereoplay. Die 1978 gegründeten und 2023 unter dem Dach der WEKA Media Publishing GmbH fusionierten HiFi-Zeitschriften gelten als führende Testinstanz für HiFi, High End und Audiotechnik im deutschsprachigen Raum.
Ein zentrales Alleinstellungsmerkmal ist das verlagseigene Testlabor, das auf Vergleichsdaten von Tausenden untersuchten HiFi-Geräten zurückgreifen kann. Das ermöglicht eine objektive Einschätzung von Testmustern anhand konkreter Messdaten – in der Branche und bei Lesern genießen die fundierten Testberichte daher einen exzellenten Ruf. Mehr Infos unter www.audio.de.
Detailfragen zu einzelnen Tests beantworten wir gerne unter leserbriefe@audio.de. Wer noch tiefer in die faszinierende Welt des guten Klangs eintauchen möchte, ist mit den monatlich erscheinenden Ausgaben von AUDIO+stereoplay bestens beraten. Gedruckt oder digital per App, als Einzelausgabe oder im Abo – das Magazin für alle, die HiFi nicht nur hören, sondern auch verstehen wollen. Alle Angebote unter: abo.audio.de