30 Jahre AUDIO
Die goldenen Grundregeln beim HiFi-Kauf
Sie gelten heute noch wie vor 30 Jahren.

Jubiläums-Runde bei AUDIO: Hannes Scholten, erster Chefredakteur, trifft auf zwei Mitarbeiter der ersten Stunde, Hans-Günther Beer und Peter Gurr, sowie das aktuelle Redaktionsteam. Was war AUDIO damals, wohin geht AUDIO heute? Ein von Scholten verfasstes Spezial in "auto motor und sport" legte den Grundstein für die Zeitschrift. In diesem Sonderteil fanden sich die legendären "Grundregeln, die Sie beim Kauf einer HiFi-Anlage beachten müssen". An Aktualität haben sie nichts eingebüßt.
"1.Werfen Sie alle Prospekte in den Papierkorb. Die teuren Hochglanzprodukte verraten viel über das Design des Gerätes, sie sagen nichts über die Qualität eines HiFi-Bausteins. "
Stimmt. Entsorgen können Sie anno 2008 zudem noch sogenannte Sonderhefte (stets mit dem Zusatz: powered by Firma XYZ), die von der ersten bis zur letzten Seite die Produkte eines Herstellers bejubeln. Gesponserte Ratgeber hingegen können seriös sein - müssen es aber nicht.
2"Vergessen Sie alle technischen Daten - in erster Linie die Wattleistung, den Klirrfaktor, die Intermodulation usw. Nichts von alledem hat mit der Klangqualität eines Gerätes zu tun."
Im Kern trifft das noch zu. Wie auch Hannes Scholten früher findet AUDIO immer wieder Produkte mit exzellenten Labordaten, die im Hörraum enttäuschen und umgekehrt.
3"Seien Sie misstrauisch gegenüber Superlativen. "
Wie wahr. Obgleich sich AUDIO hier auch an der eigenen Nase fassen muss. Einige Jahre trieb die Redaktion gerne mal die eine oder andere "Sau" durchs Dorf: Die beste Anlage der Welt, die beste Box aller Zeiten, die stärkste Endstufe des Universums sowie weitere aus heutiger Sicht absurde Superlative standen einmal im Pflichtenheft. Das ist Vergangenheit.
4"Trauen Sie niemandem, der Ihnen weismachen will, er werde aus Ihrem Heim einen Konzertsaal machen. "
Völlig korrekt. Selbst die teuerste Anlage kann Musik nur annähernd originalgetreu wiedergeben - hieß es damals, heißt es noch heute. Grotesk auch, wenn Zubehör-Anbieter mit diesem Versprechen werben.
5"Firmen, die mit Begriffen wie "Klang-Sensation" oder "revolutionäre Entwicklung" argumentieren, verdienen eine gehörige Portion Skepsis. In puncto Klangqualität bewegt sich der Gerätemarkt nämlich im Schneckentempo. "
Tut er heute noch, zumindest im HiFi. Nur wenn neue Formate wie HD-DVD und Blu-ray ins Spiel kommen, steigt das Klangniveau auch mal schlagartig.
6"Seien Sie misstrauisch gegenüber "Paketangeboten", sie lassen nämlich keinen echten Preisvergleich zu. "
Bleiben Sie es bitte auch im neuen Jahr.
7"Prospekte haben keine Gültigkeit, technische Daten sagen nichts aus. Misstrauen ist geboten - also ist es fast unmöglich, eine HiFi-Anlage zu kaufen? Keineswegs. Auch in der High Fidelity gilt ein ehernes Grundgesetz. Es lautet: Hören, hören und nochmals hören. "
Noch Fragen? AUDIO gibt Ihnen jeden Monat solide Entscheidungshilfen für den Kauf einer Komponente. Nicht mehr, aber auch nicht weniger. Ob ein Gerät Ihnen akustisch gefällt oder, bei Lautsprechern, zur Akustik Ihres Raumes passt, müssen Sie mit Ihren Ohren entscheiden.
8"Sagen Sie nie: "Diese teuren Lautsprecher brauche ich nicht, die kleinen Nuancen höre ich ja doch nicht....Je besser Ihre Anlage ist, desto häufiger werden Sie sie benutzen, desto mehr wird der Spaß am Musikhören zunehmen. "
Völlig richtig. Mit schlechtem Equipment lässt die Begeisterung für HiFi und Musik schnell nach. Übrigens in jedem Alter, denn ...
9"Die Behauptung, dass unser Hörbereich in der Jugend bis etwa 18 kHz nach oben reiche und schon mit 30 rapide abnehme, hat für die High Fidelity keine Bedeutung. "
So ist es. AUDIO-Leser wissen das auch. Aber viele HiFi-Laien glauben heute noch, dass sie Unterschiede wegen ihres Alters nicht hören können. Ihnen entgeht viel.
10"Auch Bewertungen in Fachzeitschriften oder Tests können nur mit großer Vorsicht akzeptiert werden. "
Leider aktueller denn je. Hannes Scholten kritisierte 1976 die rein auf Messwerte fokussierten Titel, heute sind Tests, die in fragwürdigen Low-Budget-Magazinen oder im Internet veröffentlicht werden, mit der Kneifzange anzupacken. Dort wird oft unsäglicher Blödsinn verbreitet.
11 "Glauben Sie nicht an das Gerücht, in einem kleinen Raum genüge ein "kleiner" Verstärker oder "kleine" Lautsprecher - je kleiner die Boxen, desto größer der Leistungsbedarf. "
Die Regeln der Physik haben natürlich auch heute noch Bestand. Was in dieser Ausgabe ab Seite 22 nachzulesen ist. In dem Zusammenhang sei auf Regel 6 verwiesen - allzu oft werden Verstärker- und Boxenzwerge im Paket verscherbelt.