Bruce Springsteen veröffentlicht 7 verlorene Alben: „Tracks II: The Lost Albums“ im großen Hörtest
Ungewöhnlich hoch sieben: Einer der größten Rockmusiker der Welt veröffentlicht sieben Alben auf einen Streich. Bruce Springsteens „Tracks II: The Lost Albums“ im Hörtest.

Label:Sony Music EntertainmentVersionen: Box-Set: 7 CDs, gebundenes 100-Seiten BuchBox-Set: 9 LPs, gebundenes 100-Seiten BuchAußerdem erscheinen Auszüge unter dem Titel „Lost And Found: Selections From The Lost Albums“ als: CD und Doppel-LP...
Label:
Sony Music Entertainment
Versionen:
- Box-Set: 7 CDs, gebundenes 100-Seiten Buch
- Box-Set: 9 LPs, gebundenes 100-Seiten Buch
Außerdem erscheinen Auszüge unter dem Titel „Lost And Found: Selections From The Lost Albums“ als: CD und Doppel-LP
Die Nachricht kam aus dem Nichts: Sony teilte mit, das der Boss mal eben sieben (!) vollständige Alben herausbringen würde, geschrieben und aufgenommen zwischen 1983 und 2018. Während sich Journalisten angesichts von „Tracks II: The Lost Albums“ den Kopf kratzten und Springsteen-Fans ihr Glück kaum fassen konnten, waren nicht alle überrascht.
Erstens hatte Springsteen bereits 1998 mit „Tracks“ einen ähnlichen Aufschlag gemacht. Damals versammelte der Rocker aus New Jersey 66 Songs auf vier CDs, viele unveröffentlicht. Zweitens hatte er Auserwählten gegenüber schon öfter Andeutungen über den Nachfolger gemacht.
„Tracks II“ gibt’s in Box-Sets mit sieben CDs oder neun LPs, jeweils flankiert von einem stattlichen Buch. Enthalten sind folgende Alben: „LA Garage Sessions ’83“, „Streets Of Philadelphia Sessions“, „Faithless“, „Somewhere North Of Nashville“, „Inyo“, „Twilight Hours“ und „Perfect World“.
LA Garage Sessions ’83 (2 LPs)
Dieses Werk ist mit gleich 18 Songs am umfangreichsten. Aufgenommen hat es Springsteen zwischen dem kargen „Nebraska“ (1982) und dem Riesenerfolg „Born In The USA“ (1984, 17-mal Platin allein in den Staaten). Die voll instrumentierten „Sessions“ sind nicht karg, besitzen aber auch nicht die Unwiderstehlichkeit des nachfolgenden Hit-Albums.
Also ab in die Schublade damit! Dabei lässt sich hier einiges entdecken, etwa den schnieken Uptempo-Song „Don’t Back Down On Our Love“, das elegische „County Fair“ oder „One Love“ mit Disco-Bass.

Streets Of Philadelphia Sessions
Der Unterschied zu den „Sessions ’83“ könnte größer kaum sein: Kaum erklingt der (gute) Opener „Blind Spot“, hören wir einen anderen Boss. Er singt nicht nur sanfter und damit irgendwie souveräner, auch pluckert im Hintergund ein Drum-Loop.
Und das, obwohl Springsteen bei seiner Musik nie Zugeständnisse an den Zeitgeist machen wollte – sein Werk sollte nicht altern. Das Album entstand 1993/94, nachdem er mit „Streets Of Philadelphia“ für den Film „Philadelphia“ einen Hit gelandet hatte. So untypisch wie interessant.
Faithless
Auch dieses Werk ist eher ungewöhnlich, denn es handelt sich um einen Soundtrack zu einem Spielfilm. Springsteen spielte die elf Songs 2005/06 ein, und da es sich bei dem Streifen um einen Western handelte, klingt das insgesamt ruhige Album atmosphärisch und angemessen staubig.
Der Einsatz der Slide-Gitarre erinnert an „Paris, Texas“ (Ry Cooder). Dumm nur, dass der Film am Ende nie gedreht wurde.
Somewhere North Of Nashville
Parallel zu „The Ghost Of Tom Joad“ (1995) nahm der Boss dieses Werk auf, das mit „Repo Man“ nicht kraftvoller beginnen könnte. Hier erklingt bereits die Pedal Steel von Marty Rifkin, und mit „Tiger Rose“ sind wir endgültig beim Honky Tonk angekommen.
Springsteen lässt es krachen, geht es aber auch ruhiger an. Den Titeltrack hat er 2019 neu arrangiert für „Western Stars“.
Inyo
Erneut ein Schwenk – der Boss macht mexikanisch angehauchte Lieder, meist unterlegt mit den typischen Klängen der Mariachi-Musiker.
Aufgenommen hat er dieses stimmungsvolle Album zwischen 1995 und 1997 während der Tour zu „The Ghost Of Tom Joad“. „Adelita“ ist eine Reverenz an die „Soldaderas“ – Mexikanerinnen, die im Militär in der Mexikanischen Revolution für die Unabhängigkeit ihres Landes kämpften.

Twilight Hours (2 LPs)
Nach dem großartigen „Western Stars“ (2019) ein weiteres Album mit Orchesterpop à la Bacharach. Springsteen nahm diese zwölf Stücke während der Sessions zu „Western Stars“ auf.
Herrlich, wie er singt, etwa auf „Late In The Evening“, einem der Standout-Tracks. Was für komplexe, bewegende Stücke er schreiben kann, wenn er das Naturburschen-Image einmal ablegt.
Perfect World
Energetischer Gesang, volle Band und volle Pulle: Auf dieser Sammlung mit Aufnahmen von 1994 bis 2011 klingt der Boss am ehesten so, wie man ihn kennt. Hier wird gerockt und gerollt, immer mal unterbrochen von dem einen oder anderen ruhigen Lied.
Von diesen ist „Perfect World“ das beste: ein schönes Liebeslied zum Abschluss dieser überwältigenden Ladung Musik.
Bruce Springsteen - Tracks II: The Lost Albums
Vollbild an/ausBewertung | |
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Musik: | 3 bis 4,5 von 5 |
Klang: | 3 bis 4 von 5 |