Smartspeaker mit Alexa
Sonos Era 100 und 300 im Test: Eine neue Zeitrechnung?
Mit dem kompakten Era 100 liefert Sonos ein gelungenes Upgrade zum Smartspeaker One, während der Era 300 tatsächlich ein neues Kapitel aufschlägt.

Abgesehen von Amazon, das seine Alexa-Plattform mit regelmäßigen Upgrades der eigenen Hardware unterstützt, geht es im Smartspeaker-Segment in letzter Zeit etwas ruhiger zu. Die Geräte sind ausgereift, und neue Innovationen finden meist auf der Softwareseite statt. Doch nun wagt sich mit Sonos einer der größten (Dritt-)Hersteller wieder einmal aus der Deckung. Das Modell One, ein Klassiker unter den Lautsprechern mit Sprachunterstützung, bekommt mit dem Era 100 einen Nachfolger – ergänzt um das neue Modell Era 300. Wir haben uns die beiden Newcomer genauer angesehen.
Obwohl sie sich äußerlich deutlich voneinander unterscheiden (zum Klang gleich mehr), verfügen die beiden Neuzugänge im Sonos-Kosmos über etliche Gemeinsamkeiten. Einrichtung und Handhabung sind identisch, und auch beim Funktionsumfang gibt es kaum Unterschiede. Die Installation erfolgt Sonos-typisch über die gleichnamige App (ehedem „S2“ genannt). Wer noch keine Produkte des Herstellers nutzt, braucht ein wenig, um sich darin zurechtzufinden. Ansonsten wird einfach ein zusätzliches Gerät mit der App verknüpft. Sowohl 2,4- als auch 5-GHz-Netze lassen sich dazu nutzen.

Endlich Bluetooth
Eine wesentliche Neuerung ist, dass sich erstmals stationäre Sonos-Speaker nicht nur per WLAN verbinden lassen, sondern – nach erfolgter Ersteinrichtung über die App – auch über Bluetooth. Das heißt, dass die Speaker auch überall dort zum Einsatz kommen können, wo kein Heimnetz verfügbar ist. Nach Aktivieren der Bluetooth-Taste kann jedes beliebige Smartphone an der Sonos-App vorbei mit einem Era-Modell gekoppelt werden und direkt darauf Musik abspielen. Besonderer Clou: Bluetooth lässt sich auch beim Multirooming nutzen, sofern die anderen Lautsprecher über das WLAN angebunden sind.
Ebenfalls neu ist die Musikzuspielung per Klinkenkabel. Leider klappt das nicht über herkömmliche 3,5-mm-Stecker, sondern nur mithilfe eines Eingangsadapters, für den Sonos stolze 25 Euro aufruft. Noch ärgerlicher: Im Gegensatz zu anderen Sonos-Speakern verfügen die Eras über keinen direkten Ethernet-Port. Wer die Geräte per Kabel mit dem Netzwerk verbinden möchte, braucht dazu den sogenannten Kombinationsadapter, der gleichzeitig auch als Aux-Adapter dient und die Verbindung zu dem rückseitigen USB-C-Port herstellt. Für dieses unscheinbare Teil verlangt der Hersteller satte 45 Euro.
Trueplay für Android
Hat sich der Schock über die unverschämten Zubehörpreise gelegt, kommt aber wieder Freude auf – vor allem bei Android-Nutzern, die bisher auf die praktische Trueplay-Funktion verzichten mussten. Wie bei den mobilen Speakern Move und Roam erfolgt die Raumeinpassung hier nun mithilfe der Fernfeldmikrofone, die auch für die Entgegennahme der Sprachbefehle zuständig sind. Trueplay misst, wie der Sound von Wänden, Möbeln und anderen Oberflächen in den Raum zurückgeworfen wird, und stimmt die Musikwiedergabe darauf ab. Ein Effekt, der je nach örtlicher Situation mal mehr, mal weniger wahrnehmbar ist. Noch genauer erfolgt diese Anpassung mittels der erweiterten Trueplay-Funktion, die nach wie vor nur mit Apple-Geräten funktioniert.

Dolby Atmos an Bord
Alles bisher Erwähnte gilt für beide Era-Modelle. Wenn wir auf den Klang zu sprechen kommen, trennt sich aber die Spreu vom Weizen – was angesichts des Gehäuse- und Preisunterschieds ohnehin naheliegt. Das ist keinesfalls so zu verstehen, dass der kleinere Era 100 klanglich enttäuschen würde. Im Gegenteil: Im Vergleich mit dem bereits überzeugenden Vorgänger Sonos One ist die Audioausgabe noch etwas kraftvoller, vor allem bei geringerer Lautstärke kommen die Bässe besser zur Geltung. Statt einem verrichten nun zwei Hochtöner ihren Dienst. Und da sie in verschiedene Richtungen abstrahlen, ergibt sich eine Art Stereosound, wobei für „echten“ Stereoklang zwei baugleiche Geräte gekoppelt werden können.
Selbiges gilt für den Era 300, der aber auch als Solist seine Umgebung wesentlich lauter und raumfüllender beschallt als der kleinere Bruder. Dafür sorgt die Kombination aus sechs digitalen Verstärkern sowie vier Hochtönern und zwei Tieftönern, die in alle Richtungen abstrahlen. Zusätzlich erhöht wird die Räumlichkeit dank der Unterstützung von 3D-Audio. Wie die Sonos-Soundbars Arc und Beam kann der Era 300 Inhalte von Dolby Atmos Music wiedergeben, die bei den Diensten Amazon Music und Apple Music verfügbar sind.
Heimkino nur mit Soundbar
Wer sein Heimkinoerlebnis mit einem ausgefeilten Surround-Sound verbessern möchte, kommt allerdings nicht darum herum, seinen Era – am besten als Duett – mit einer Soundbar und optional mit einem Subwoofer zu kombinieren. Sonos ist ohnehin Spezialist für Multirooming, entsprechend vielfältig sind die Möglichkeiten der Kopplung in einem Boxenverbund. Wie üblich klappt das aber nur innerhalb der Sonos-Markenwelt.
Offener präsentiert sich dagegen das Angebot an Quellen: Dutzende Streamingdienste lassen sich über die App mit dem Lautsprecher verbinden. Dazu gehören alle gängigen Plattformen wie Amazon, Apple, Deezer, Spotify, TuneIn, Audible sowie das hauseigene Sonos Radio.

Alexa ja, Google nein
Im Gegensatz zum Sonos One bieten die Era-Modelle keine ernsthafte Auswahl an verknüpfbaren Sprachassistenten. Neben Alexa kann man zwar auch Sonos Voice Control nutzen. Eine echte Empfehlung ist der hauseigene Dienst jedoch nicht, denn erstens spricht er nur englisch oder französisch, zweitens unterstützt er keine externen Musikdienste. Der Google Assistant steht nicht mehr zur Verfügung.
Laut Sonos liegt das daran, dass Google die technischen Anforderungen geändert hat. Es könnte aber auch mit dem Rechtsstreit zusammenhängen, den die beiden Firmen seit geraumer Zeit miteinander ausfechten. Wer auf Googles Assistent partout nicht verzichten will, kann ihn über einen kompatiblen Speaker – etwa den One – im Multiroom-Verbund nutzen.
Bleibt also Amazons Alexa, aber das ist für den Heimbereich ohnehin die deutlich ausgereiftere Plattform. Die Einrichtung ist ruck, zuck erledigt, die Nutzbarkeit im vernetzten Zuhause nahezu universell.


Fazit
Ob die beiden Neulinge tatsächlich eine komplett neue Ära begründen, sei dahingestellt. In jedem Fall hat der altehrwürdige Sonos One mit dem Era 100 einen wohlklingenden Nachfolger mit höchst sinnvollen Funktionserweiterungen erhalten. Wer einen noch besseren Sound ergänzt um 3D-Audio haben möchte, ist mit dem Era 300 hervorragend bedient. Qualität hat in diesem Fall allerdings ihren Preis – aber das sind Kunden von Sonos nicht anders gewohnt.