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Standlautsprecher Canton Vento 880 DC, Kef XQ 30, Pioneer S-71, System Audio Mantra 60

Die schmalen Boxen von Canton, KEF, System Audio und Pioneer sind nicht Ergebnis einer obskuren Diät. Für großen Klang trotz kleiner Maße ist vor allem gute Entwicklungsarbeit gefragt.

Autor: Malte Ruhnke • 20.1.2011 • ca. 1:45 Min

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© Archiv

Dass Ehefrauen auf unauffällige, schlanke Boxen stehen, ist kein Geheimnis. Doch für den überzeugten Musikhörer bargen die Standboxen mit Wespentaille in der Vergangenheit oft faule Kompromisse, wenn es ans Eingemachte, also an die Bassreproduktion ging. Ganz überlisten lässt sich die Physik n...

Dass Ehefrauen auf unauffällige, schlanke Boxen stehen, ist kein Geheimnis. Doch für den überzeugten Musikhörer bargen die Standboxen mit Wespentaille in der Vergangenheit oft faule Kompromisse, wenn es ans Eingemachte, also an die Bassreproduktion ging. Ganz überlisten lässt sich die Physik natürlich nie, denn tiefe Töne brauchen Membranfläche und ein Mindestmaß an Volumen. Doch das ist weniger, als man denkt. AUDIO schaute sich auf dem Markt um und versammelte die Kollektion 2010 in der 2000-Euro-Klasse zur großen Show. Dass die Redaktion auf ein angemessen edles Äußeres der Kandidaten achtete, versteht sich von selbst.

Messen und Hören

Canton, Pioneer und System Audio stimmen ihre schmalen Boxen mit einer Oberbass-Betonung ab, um sie etwas voluminöser klingen zu lassen. Denn aus so schmalen Gehäusen echten Tiefbass zu erzeugen, ist physikalisch eine schwierige Aufgabe. Tiefe Töne müssen als besonders starke und lang anhaltende Druckwelle aufgebaut werden, wozu große Chassis traditionell am besten taugen. Viele kleine Töner erhöhen die Membranfläche, doch diese Töner sind bei konventioneller Bauweise deutlich im Hub begrenzt.

System Audio hat mit einem dank breiter Sicken und großflächiger Zentrierspinne sehr hubstarken 8-Zentimeter-Chassis diesen Knoten gelöst und erreicht 50 Hz Tiefgang ohne nennenswerte Abstriche in Wirkungsgrad und Maximalpegel (101 Dezibel). Canton verbaut etwas größere Töner und erreicht damit trotz guten Tiefgangs einen höheren Kennschalldruck, wobei die Box aber recht stromhungrig ist. KEF züchtet den Bass auf sehr guten Tiefgang (36 Hz), kann damit auch auf eine Oberbass-Betonung völlig verzichten; dieser gerät allerdings sehr schnell in die Kompression und limitiert den Maximalpegel auf enttäuschende 92 Dezibel. Die Pioneer bietet die beste Kombination aus Tiefgang (33 Hz) und Maximalpegel (103 dB), allerdings geht das massiv zulasten des Wirkungsgrads, was man bei der Verstärkerwahl berücksichtigen sollte.

Die technisch ähnlichen Koaxe von Pioneer und KEF leisten sich messtechnische Schnitzer: Bei der XQ 30 scheint sich der Präsenzbereich auszulöschen, bei der S-71 attestierte das Messlabor leichte Interferenz- und Abstrahlprobleme um 7 kHz, also im Resonanzbereich der Kalottenumgebung.

Fazit

Die Zeiten, in denen schmale Boxen immer dünn tönten und ein Sub Pflicht war, sind vorbei. Die akustisch gesehen größte Box im Testfeld ist eindeutig die Pioneer: Mit ihrer warmen Abstimmung wird sie viele Freunde finden. Die KEF mag es eher fein und leise. Wer audiophil und spritzig hören will, hat die Qual der Wahl zwischen Canton und System Audio. Letztere hat obendrein das Zeug zum Design-Klassiker.