Betrugsversuche auf Marktplätzen
Externe Festplatten: Gebrauchtgeräte als Neuware aufgetaucht
Das Geschäft mit günstigen externen Festplatten birgt verdeckte Risiken für Käufer: Vermeintliche Neuware entpuppt sich als jahrelang genutzte Hardware, wie ein Datenrettungsunternehmen feststellen musste.

Das Hamburger Datenrettungsunternehmen Attingo kaufte während Amazons Tech Week externe USB-Festplatten von "Unionsine" zu auffallend niedrigen Preisen. Das 1-Terabyte-Modell kostete mit 42 Euro mindestens zehn Euro weniger als vergleichbare Markenprodukte. Über 52.000 Bewertungen lassen...
Das Hamburger Datenrettungsunternehmen Attingo kaufte während Amazons Tech Week externe USB-Festplatten von "Unionsine" zu auffallend niedrigen Preisen. Das 1-Terabyte-Modell kostete mit 42 Euro mindestens zehn Euro weniger als vergleichbare Markenprodukte. Über 52.000 Bewertungen lassen auf große Nachfrage schließen, doch die scheinbar attraktiven Angebote verbergen eine problematische Realität.
Bei der Untersuchung der externen Gehäuse entdeckten die Datenretter eine alarmierende Diskrepanz: Während die Aufdrucke auf den Gehäusen eine Herstellung im März und April 2025 suggerierten, stammten die verbauten 2,5-Zoll-Festplatten von Seagate und Western Digital aus Produktionschargen, die teilweise über zehn Jahre alt sind. Ein Blick auf die Seriennummern und aufgedruckten Produktionsdaten bestätigte das wahre Alter der Hardware.
Manipulation der SMART-Daten verschleiert Gebrauchsspuren
Die Betrüger gingen systematisch vor, um den wahren Zustand der Festplatten zu verschleiern. Die SMART-Werte (Self-Monitoring, Analysis and Reporting Technology), die normalerweise Aufschluss über die Nutzungshistorie geben, waren manipuliert worden. Sowohl die Anzahl der Start-/Stopp-Zyklen als auch der Betriebsstundenzähler waren zurückgesetzt – ein deutliches Indiz für betrügerische Absichten.
Neben der Hardware-Manipulation offenbarte die Untersuchung ein gravierendes Datenschutzproblem. Die alten Daten auf den Festplatten wurden nur oberflächlich gelöscht. Zwar wurde ein neues Dateisystem geschrieben und Teile des Laufwerks mit Nullen überschrieben, doch die Datenretter konnten problemlos Dateien wiederherstellen.
Diese wiederhergestellten Daten stammten aus einem TV-Aufzeichnungssystem und waren bis Mai 2024 im Einsatz gewesen – obwohl die Festplatten laut Zeitstempel bereits im Januar 2024 formatiert worden waren. Für die ehemaligen Besitzer bedeutet dies einen potentiellen Datenschutzverstoß, während Käufer unwissentlich Zugang zu fremden Daten erhalten.