Special: Wir feiern ein Jubiläum
30 Jahre connect: Ein Blick Zurück
Kaum zu glauben: Zum Jahresbeginn 2023 feiert connect seinen 30. Geburtstag. Ein Rückblick auf drei Jahrzehnte Mobilfunk und Vernetzung weckt manche nostalgische Erinnerung – und zeigt gleichzeitig, wie rasant sich Branche und Welt in dieser Zeit entwickelt haben.

Was beschäftigte die Menschen 1993? Der Europäische Binnenmarkt tritt in Kraft, aus der Europäischen Gemeinschaft (EG) wird die Europäische Union (EU). Bill Clinton wird Nachfolger von George H. W. Bush als US-Präsident. James Camerons Film „Titanic“ erhält fünf Oscars, die Deutsche Post führt fünfstellige Postleitzahlen ein. Und im Frühjahr liegt die Erstausgabe des neuen Telekommunikationsmagazins connect an den Kiosken.
Letzteres war zu diesem Zeitpunkt zugegebenermaßen ein Nischenereignis – 1993 waren Mobilfunk und das aufkommende Internet noch ein ausgesprochen spezielles Special-Interest-Thema. Dass die Telekommunikationstechnologie binnen eines Jahrzehnts ins Zentrum von Wirtschaft und Gesellschaft rücken würde, haben wohl auch die Gründungsmitglieder der Redaktion kaum geahnt.
Doch dieser Entwicklung verdankt unser Magazin sein Fortbestehen und seinen Erfolg. Wenn für connect nun das vierte Lebensjahrzehnt beginnt, sei deshalb ein kleiner Blick zurück gestattet – obwohl wir den Fokus normalerweise eher auf die Gegenwart und noch lieber auf die Zukunft legen.
Doch ein Blick auf manche Meilensteine der vergangenen 30 Jahre zeigt nicht zuletzt die beispiellose Entwicklung von Technologie und Branche. Geräteklassen, Marken, Standards, Anwendungen und Dienste kamen – und einige davon gingen auch wieder. Gleichzeitig perfektionierte die Redaktion ihre Erfolgrsezepte kontinuierlich – etwa unsere fundierten und kritischen Produkt-, Dienste- und Netztests, unseren klaren Fokus auf Lesernutzen und den immer umfassenden Über- und Durchblick zu allem Wichtigen in sämtlichen Bereichen der Telekommunikation.

Spannende Neuigkeiten in 378 Heften
Natürlich war manches in all diesen Jahren auch ein Kind seiner jeweiligen Zeit – darunter die zeitweilige Umstellung auf 14-tägige Erscheinungsweise auf dem Höhepunkt des Dotcom-Booms oder das umfangreiche Sortiment an Sonderheften und Specials zwischen 2010 und 2015.
In jedem Fall hatten wir in den mit dieser Ausgabe seither erschienen 378 regulären Heften immer jede Menge Neues zu berichten. Und wir, die heutigen connect-Macher, sind zuversichtlich, dass das auch in den nächsten Jahren so weitergeht. Denn auch dies ist Teil unserer Geschichte und unseres Erfolgs.

Handy: Vom Businesstool zum Alltagsbegleiter
Am Anfang war die Mobilfunkwelt noch übersichtlich, aber auch teuer: Zwischen 2290 und 5030 Deutsche Mark musste investieren, wer 1993 im Auto, mit einem „Porty“ oder einem „Handheld“ mobil telefonieren wollte – plus Grund- und Nutzungsgebühren, die sich leicht auf mehrere Hundert DM pro Monat summierten.
Zu den hohen Kosten kam das hohe Gewicht: connect 01/93 lobte, dass das seinerzeit leichteste Handheld Ericsson GH 197 „nur noch 335 Gramm“ wog. Völlig zu Recht – wer ein Kombigerät aus dem Auto ausdockte und am Tragegurt mitnahm, schleppte zwei Kilogramm mit sich herum.
Lesetipp: "So zufrieden sind Mobilfunkkunden mit ihren Anbietern"

Die anschließende Technik-Rallye haben viele connect-Leser live erlebt. Dabei startete 1997 das erste Dualband- (Motorola 8900 für D- und E-Netze), 1999 das erste Triband-Handy (Motorola Timeport L7089 für US-Roaming), mit „WAP“ gab es 1999 erstmals mobiles Internet.
2000 folgten erste Handys mit Farbdisplays und integrierter Kamera und kurz darauf mit MP3- Player und Radioempfang. Schon bald setzte connect zu ihrer Bewertung auf fundierte Messtechnik im verlagseigenen Testlabor.
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Vom PDA übers PDA-Phone zum Smartphone
Ursprünglich waren Organizer oder „Personal Digital Assistants“ (PDAs) eine eigene Gerätekategorie – die ersten Vetreter hießen Palm Pilot (1996) und Psion Serie 3 (1991). Online gingen sie zunächst über separate Handy-Adapterkabel. Der hohe Konfigurationsaufwand für diese Lösungen füllte so manchen Ratgeberartikel in connect- Ausgaben der frühen 2000er-Jahre.
Marktführer Palm wurde 1997 von 3com aufgekauft, die ursprünglichen Gründer starteten daraufhin den Konkurrenten Handspring, der 2004 wieder mit Palm vereinigt wurde und das geniale Konzept „Treo“ mitbrachte: einen PDA mit integriertem Mobiltelefon.

Die Handyhersteller konterten mit Konzepten wie dem berühmt gewordenen Nokia Communicator 9000 oder dem Ericsson R380s. Schon im Jahr 2000 bezeichnete connect solche Kombis als „Smartphones“, doch vorerst setzte sich der Name PDA-Phone durch. Business-User schworen von 2003 bis etwa 2016 auf ihre „Blackberrys“. Den Durchbruch für smarte Phones bei Privat- und Geschäftskunden brachten 2007 das erste iPhone und 2008 das erste Android-Modell HTC Dream.

Was wurde aus den großen Namen?
Ein Blick aufs Cover der connect 12/1999 zeigt, welche Marken zum Jahrtausendwechsel den Ton angaben: Nokia, Ericsson, Motorola und Siemens waren die großen Handyhersteller dieser Zeit. Auch Alcatel, Bosch, LG, NEC, Panasonic, Philips, Sagem und Sony hatten mit ihren Mobiltelefonen relevante Marktanteile. Samsung, anfangs noch ein Außenseiter, baute zudem konsequent seine Marktmacht auf und aus.

- Nokia:
2014 übernahm Microsoft das Handygeschäft von Nokia, das Aus kam 2016. 2017 tauchte die Marke im Besitz von HMD Global wieder auf und bedient seither vor allem Nostalgie-Fans, die die „Feature Phones“ meist als Zweitgerät nutzen. - Siemens Mobile:
Nach dem Ausstieg des Konzerns aus dem Consumergeschäft überlebte die Handysparte unter der Ägide von BenQ noch von 2005 bis Ende 2006. Die Schnurlostelefone werden unter der Marke Gigaset bis heute erfolgreich weitergeführt. - Sony Ericsson:
2001 trennte sich Ericsson vom Handygeschäft, die Marke wurde als Joint Venture mit Sony weitergeführt. 2012 wurde aus „Sony Ericsson“ Sony Mobile – bis 2019. Smartphones bietet der Konzern unter der Marke Sony aber immer noch an. - Motorola:
Die US-Marke zählt zu den Urgesteinen der (Mobil-) Funktechnik. Ihre Infrastruktursparte ging 2010 an Nokia Siemens Networks, der Handybereich 2012 an Google und 2014 an Lenovo. Dort heißen Highend-Geräte heute „Moto“. - Alcatel Lucent:
Die französische Alcatel gab 2006 das Endgeräte- Geschäft auf, fusionierte mit dem US-Konzern Lucent und konzentrierte sich seither auf Netzinfrastruktur. 2016 übernahm Nokia (vorher Nokia Siemens Networks) das Unternehmen.
Als Handys günstiger und die Margen kleiner wurden, setzte eine gnadenlose Marktbereinigung ein, verstärkt durch Umbrüche wie dem Siegeszug der vielseitigen Smartphones mit Touchscreen. Berüchtigt ist der Abstieg des einstigen Marktführers Nokia, der bei den smarten Touch-Telefonen schlicht den Anschluss verpasst hatte.
Für Fans von Siemens-Telefonen schwer nachvollziehbar war die 2005 getroffene Entscheidung des Konzerns, nur noch Industrieprodukte herzustellen. Die Marke ging 2005 ans taiwanische Unternehmen BenQ und dort 2007 in die Insolvenz. Wohlgemerkt: Die großen Namen sind fast alle noch da – konzentrieren sich heute aber auf andere Märkte beziehungsweise Segmente.

Technik: Gekommen, um wieder zu gehen
Wer in den 90ern online gehen wollte, brauchte dazu ein Modem – Tests dieser Datenadapter fürs analoge Telefonnetz gab es schon in den ersten connect-Ausgaben. Mit der Einführung von Euro-ISDN 1995 und dank Fördermaßnahmen wurden sie schnell vom digitalen Telefonnetz verdrängt. ISDN-Telefonanlagen, ISDN-Karten für PCs und ISDN-Endgeräte waren über ein Jahrzehnt lang das große Ding.

Mit dem Siegeszug des Internets drehte sich der Trend jedoch in Richtung IP-basierter Netze – 2022 wurde IDSN endgültig abgeschaltet. Auch Faxgeräte standen in den 2000ern in vielen Haushalten – heute sind sie Synonym für verschlafene digitale Transformation. Noch schneller hatten Pager an Bedeutung verloren: Waren 1995 Dienste wie Scall, Skyper, Telmi oder Quix beliebt, machte die Verbreitung von GSM-Handys mit SMS sie nach wenigen Jahren wieder überflüssig.
Der 2002 eingeführte Multimedia Messaging Service MMS verdrängte die SMS nie – fiel aber seinerseits dem Gratis-Messaging mit WhatsApp und Co zum Opfer. Anfang 2023 schalteten die Mobilfunkanbieter ihre MMS-Dienste ab.

Mobilfunk-Netztest: Historie der Platzierungen
Obwohl es schon in der Erstausgabe 1993 einen „Netztest“ (genauer eine Netzverfügbarkeits-Testfahrt der Redaktion) gab, starteten die connect-Mobilfunknetztests nach heutigem Anspruch mit der Zusammenarbeit mit dem Netztest-Experten P3 – 2019 änderte dieser seinen Namen in umlaut. Diese überaus erfolgreiche Kooperation begann 2004 für Deutschland.
Österreich und die Schweiz folgten 2009, weitere Länder in späteren Jahren. Die Tabellen zeigen die seither in der DACH-Region erreichten Platzierungen. Da die Netztests meist zum Jahreswechsel erscheinen, geben wir das Jahr der Veröffentlichung und nicht der Testdurchführung an.

In jüngeren Jahren haben sich die Rankings verstetigt, doch der Blick auf frühere Ergebnisse belegt, dass es in allen drei Ländern erbitterte Kämpfe um den Spitzenplatz und häufigere Platzwechsel gab. 2009 in Deutschland und 2018 in der Schweiz verzeichneten wir Gleichstand zwischen den beiden jeweils stärksten Kontrahenten.
Die seit einigen Jahren stabilen Rangfolgen zeigen, dass alle Anbieter an die Grenzen ihrer Möglichkeiten gehen, um ihre Ergebnisse zu verbessern. Doch dies ist nicht in Stein gemeißelt und könnte sich in Zukunft durchaus wieder ändern.
Lesetipp: "Der große Mobilfunk-Netztest"

Tarifentwicklung: Das MB wird immer günstiger
Der erste ernsthaft nutzbare mobile Datenfunkstandard war GPRS. Seine Vermarktung begann in Deutschland Mitte 2000. In den Profitarifen bei „T-D1“ und Vodafone kostete ein Megabyte seinerzeit 19,95 D-Mark (10,20 Euro). Gelegenheitsnutzer konnten pro Megabyte auch 69 Mark (35,28 Euro) loswerden.
Für eine Stunde Full-HD-Video wären zu diesen Konditionen je nach Tarif stolze 71 400 bis 246 960 Euro fällig geworden – und selbst bei optimalen 53,6 Kilobit/Sekunde hätte man knapp zwei Jahre (726 Tage) auf den Download warten müssen.

Mit der Evolution der Mobilfunkstandards passten sich auch die Tarife an. Zu UMTS-Zeiten Ende 2004 sank der Preis pro Megabyte für Vielnutzer auf 80 Cent – bei rund 100 Euro monatlicher Grundgebühr. Der beschriebene Film-Download hätte jetzt „nur noch“ 5600 Euro gekostet und bei 384 Kbit/s rund 101 Tage gedauert – was jedoch nochmal drei bis vier Grundgebühren auf die Berechnung aufschlägt.
Lesetipp: "Mobilfunk-Netzbetreiber 2023: Telekom, Vodafone oder O2 - Wer hat das beste Angebot?"
Springen wir rund zehn Jahre vor zum Höhepunkt des LTE-Zeitalters: Mit den für „4G+“ typischen 150 Mbit/s wäre das besagte Video 2015 nach rund 7 Minuten verfügbar gewesen – und zumindest ein XL-Tarif mit 20 GB Datenvolumen hätte das Herunterladen im Rahmen der monatlichen Grundgebühr ermöglicht.
Mit günstigeren Tarifen wäre er aber nach 1,5 bis 5 MB in die Drosselung gelaufen und hätte dann doch wieder Tage gedauert. Heute mit 5G sind 7 GB in den meisten Tarifen inkludiert, bei realistischen 500 Mbit/s wäre der Download nach rund zwei Minuten erledigt.
Lesetipp: "Alternative Mobilfunkanbieter & Discounter im Test: Tarife, Netze und Service"

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