Touchscreen-Display von Apple
So funktioniert 3D Touch auf dem iPhone 6s
Mit 3D Touch auf dem iPhone 6s hat Apple den druckempfindlichen Touchscreen nicht neu erfunden, aber auf eine neue Stufe gestellt. Das Ergebnis dürfte die Smartphone-Bedienung grundlegend verändern.

Was bedeutet 3D Touch? Kurz gesagt: Die neuen iPhones 6s und 6s Plus erkennen, mit welcher Intensität man auf den Touchscreen drückt. Neben der normalen Berührung werden zwei weitere Druckstufen unterschieden. Wenn man zum Beispiel im Posteingang fester auf eine E-Mail drückt, dann öffnet sich ein Pop-up-Fenster mit einer Vorschau des Inhaltes und man kann einen kurzen Blick hineinwerfen, ohne die Nachricht zu öffnen. Apple nennt diese Funktion „peek“, was so viel heißt wie „kurzer Blick“.
Sie wurde tief im System verankert und funktioniert dank des neuen 3D Touch Displays bei allen möglichen Inhalten, etwa Fotos, Kalendereinträgen oder Webseiten. Und wenn man im Posteingang nach dem „peeken“ auf eine E-Mail noch einmal fester presst, dann wird sie geöffnet. Diese stärkste Druckstufe heißt bei Apple „pop“.

Auch auf dem Homescreen des iPhones kommen druckempfindliche Touchgesten zum Einsatz. Ein stärkerer Druck auf das Kamera-Icon öffnet ein neues Untermenü, in dem sich die Kamerafunktionen bereits überblicken und ansteuern lassen, noch bevor man in die Kamera-App wechselt. Aus diesem Menü heraus ist es etwa möglich, direkt zur Frontkamera zu switchen.
Geschichte wiederholt sich
Eigentlich ist der druckempfindliche Touchscreen ein alter Hut, viele Leser werden sich noch an die Zeiten erinnern, als Smartphones groß und klobig waren, mit Windows Mobile oder Symbian liefen und MDA oder XDA hießen. War ein Touchscreen an Bord, arbeitete er nach dem resistiven Verfahren: Dabei überspannen zwei hauchdünne Folien das Display und berühren sich nur, wenn man mit dem Stylus oder Fingernagel kräftig darauf drückt.

Der Berührungspunkt wird erfasst und so der Ort der Eingabe auf dem Bildschirm erkannt. Diese Technologie ist allerdings nicht besonders genau und erlaubt auch nicht das gleichzeitige Erkennen mehrerer Berührungspunkte – Zwei-Finger-Zoom per Multitouch ist damit nicht möglich.
Resistive Touchscreens gerieten aufs Abstellgleis, als Apple 2007 mit dem iPhone ein Gerät vorstellte, das die Bedienung mit dem Finger salonfähig machte. Apple setzte damals als einer der ersten auf einen kapazitiven Touchscreen, der die Berührung nicht durch Druck, sondern durch Veränderung der elektrischen Spannung auf der Oberfläche erfasst, sodass bereits das feine Darüberstreichen mit dem Finger erkannt wird.
Diese Technologie ist nicht nur präziser, sondern auch reaktionsfreudiger, sie machte das heute selbstverständliche Multitouch-Verfahren erst möglich. Der druckempfindliche Touchscreen der neuen iPhones vereint die Tugenden aus der Vergangenheit mit der heute gängigen Technologie. Es scheint so, als ob sich die Geschichte wiederholt und Apple der gesamten Branche auch 2015 den entscheidenden Impuls gibt. Denn schon jetzt zeichnet sich ab dass sich die Kombination aus berührungs- und druckempfindlichem Bildschirm in den nächsten Jahren auf allen Smartphones durchsetzen wird.

Neue Sensorschicht
Technisch haben der alte und der neue Touchscreen nichts gemeinsam. Der Druck wird nicht mehr über zwei Folien erfasst, sondern mithilfe einer dünnen Schicht kapazitiver Drucksensoren, die über der Hintergrundbeleuchtung des Displays platziert wurde. Sie kann bereits kleinste Veränderungen des Abstandes zwischen der biegsamen Glasoberfläche und der Hintergrundbeleuchtung erfassen. Diese neue Sensorschicht ist verantwortlich dafür, dass iPhone 6s und 6s Plus dicker und schwerer geworden sind.
Die Software ist entscheidend
Huawei und ZTE haben ebenfalls Smartphones mit drucksensitivem Touchscreen vorgestellt. Auch wenn Details noch fehlen, kann man davon ausgehen, das sie auf das gleiche Prinzip setzen. Den Unterschied macht die Software. Während Apple die Drucksteuerung tief in iOS 9 integriert und die entsprechenden Programmierschnittstellen (API) freigegeben hat, sodass auch Entwickler Apps entsprechend anpassen können, müssen Android-Hersteller jede drucksensitive Aktion selbst implementieren, weil Google das System noch gar nicht darauf vorbereitet hat. Apple hat einen Entwicklungsvorsprung von einem Jahr – nicht weil die Kalifornier die bessere Hardware haben, sondern weil sie Hard- und Softwarebasis kontrollieren und optimal aufeinander abstimmen können.
