Mobilfunkmarkt
Vodafone im Anbieter-Check
Die Düsseldorfer wollen mit höheren Investitionen in den Netzausbau, einer Serviceoffensive und einem rigorosen Sparkurs wieder an die Spitze rücken. Mobilfunkprovider Vodafone im Portrait.

Dem zweitgrößten deutschen Mobilfunker Vodafone bläst der Wind kalt ins Gesicht: Die Düsseldorfer haben nicht nur die Marktführerschaft an die Telekom verloren, sondern auch mit empfindlichem Kundenrückgang zu kämpfen. Binnen eines Jahres sank die Zahl um über elf Prozent - über vier Millionen Menschen kehrten dem D-Netz-Riesen den Rücken; die Telekom konnte in der gleichen Zeit die Anzahl der Mobilfunkkunden um über fünf Prozent steigern.
Marktübersicht: Netzbetreiber und Mobilfunkanbieter im Vergleich
Das ärgert Jens Schulte-Bockum, der seit Oktober 2012 die Deutschland-Tochter des britischen Mobilfunkriesen führt. Der Deutschland-Chef hat eine Offensive in Sachen Netzqualität und Kundenservice angekündigt und strebt innerhalb von zwei Jahren die Führerschaft als Premium-Anbieter an.
Gleichzeitig ist ein rigoroser Sparplan angesagt: 500 der 11.000 Stellen sollen abgebaut werden, einzelne Bereiche wie der Kundenservice, die Netzwerktechnik und IT nach Rumänien und Indien verlagert werden. Ob der Plan aufgeht, wird sich zeigen.
Bei LTE vor Telekom
Ein schnelles Netz ist für den D-Netz- Mogul ebenfalls der Erfolgsgarant für langfristiges Wachstum: Dafür will Vodafone bis 2014 die Investitionen im Netzausbau sowohl im Mobilfunk als auch im Festnetz um zwei Milliarden Euro aufstocken.
In Bezug auf LTE liegen die Düsseldorfer gar vor der Telekom: Alle 81 Großstädte mit über 100.000 sowie über 160 Städte mit über 50.000 Einwohnern werden mittlerweile großflächig mit dem schnellen Mobilfunkstandard versorgt. Aufholen will Vodafone beim 2G- und 3G-Netz und steckt parallel zum LTE-Ausbau jede Menge Bares in die Modernisierung der UMTS-Netzinfrastruktur. Nicht ohne Grund: Aus dem letztjährigen connect-Netztest ging die Telekom als klarer Sieger hervor.
Beim Festnetz sucht der Düsseldorfer Komplettanbieter allerdings den Schulterschluss mit dem Rivalen: So setzt Vodafone auf den VDSL-Ausbau der Telekom via Vectoring und will die Breitbandzugänge mit bis zu 100 Mbit/s auch für seine Kunden zukaufen.
Klein bei gibt man aber nicht: Als Kampfansage gegenüber dem Telekom-IPTV-Dienst Entertain plant Vodafone den größten deutschen Kabelbetreiber Kabel Deutschland noch in diesem Jahr zu übernehmen - und hätte damit, sofern das Kartellamt dem Deal zustimmt, den Fuß gleich dick im TV-Geschäft. Zudem kooperiert Vodafone ebenfalls mit Sky und will seinen Fußballfans die Bundesliga auch übers Handynetz liefern.
Premium-Kunden dürfen zahlen
Neben der Netzqualität soll das frisch überarbeitete Tarifportfolio den Marktanteil steigern. Dabei setzt Vodafone keineswegs auf Preisreduktion, sondern auf schnelle Datenraten.
Ähnlich wie bei der Telekom sind die Red-Bundles mit jeder Menge Inklusivkontingenten für Sprache, Daten und Auslandsnutzung prall gefüllt. Bei soviel Extras und einem LTE-Tempo bis 100 Mbit/s dürfen Vielnutzer bis zu 160 Euro pro Monat berappen.
Wer sparen will, kann zum Haus-Discounter Otelo (Test) wechseln, der mittlerweile 850.000 Kunden zählt.