Apple im Marken-Check
Mehr zum Thema: AppleTrendsetter unter Zugzwang: Apples Nimbus hat gelitten, ohne Innovationen droht der Kultfirma die Normalität.

Apple Gründungsjahr: 1976 Hauptsitz: Cupertino, USA CEO: Tim Cook Mitarbeiter: 72800 Jahresumsatz: 156,5 Milliarden US-Dollar Produkte: Smartphones, Tablets Verwendetes OS: Apple iOS ...
Apple
- Gründungsjahr: 1976
- Hauptsitz: Cupertino, USA
- CEO: Tim Cook
- Mitarbeiter: 72800
- Jahresumsatz: 156,5 Milliarden US-Dollar
- Produkte: Smartphones, Tablets
- Verwendetes OS: Apple iOS
Was wäre diese Branche ohne Apple? Vermutlich eine ganz andere. Nicht weil Apple etwa das Mobiltelefon, den Tabletcomputer oder den tragbaren Musikspieler erfunden hätte, sondern weil Apple diese Produkte revolutioniert hat.
Weil die Firma es geschafft hat, iPod, iPhone und iPad mit hervorragendem Design, sehr einfacher Handhabung und - ganz wichtig - mit iTunes und dem App Store zu begehrten Produkten zu machen, die einfach jeder haben musste.
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Der iTunes Store für den iPod und der App Store fürs iPhone - das waren die großen Innovationen von Apple, die bis heute nachwirken und maßgeblich die Art und Weise beeinflussen, wie wir heute Musik hören, Filme schauen, Software installieren und miteinander kommunizieren. Apple hat die Latte also sehr hoch gelegt. An ihren eigenen Maßstäben müssen sich die Kalifornier heute messen lassen - und drohen daran zu scheitern.
Denn die Konkurrenz war unterdessen nicht faul. Google roch zuerst Lunte und tischte mit Android und dem Play Store den Gegenentwurf zum Apple-Konzept auf; der einstige Underdog Samsung hat den Trendsetter Apple in technischer Hinsicht mittlerweile schon mehrfach überholt und ist Marktführer geworden.

Dennoch herrschte bei Apple jahrelang Euphorie, und das auch zu Recht: Selbst wenn die jüngsten iPhone-Modelle 4S und 5 keine emotionalen Beben mehr ausgelöst haben wie ihre Vorgänger, waren die Verkaufszahlen doch immer blendend; Quartal für Quartal meldete Apple neue Rekorde. Für die Marktforscher von Millward Brown war Apple 2012 sogar das wertvollste Unternehmen der Welt.
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Gewinneinbruch um 18 Prozent
Dass dieser Trend nicht ewig anhalten würde, war abzusehen. Im ersten Quartal 2013 brach der Gewinn von Apple erstmals seit zehn Jahren ein - und das gleich um fast 18 Prozent. "Der Verfall des Apple-Kurses ist für uns alle sehr frustrierend. Wir räumen ein, dass unsere Wachstumsrate sich verlangsamt hat und unsere Margen gesunken sind", so Apple-Chef und Steve-Jobs-Nachfolger Tim Cook. Aber bekanntlich wird nichts so heiß gegessen wie gekocht: Trotz des Gewinnrückgangs ist der Apple-Umsatz um rund elf Prozent gestiegen, genau wie der Absatz von iPhone und iPad.

Das Problem ist, dass Apple in seiner eigenen Strategie gefangen ist. Schon seit über einem halben Jahr haben die Kalifornier kein neues Produkt mehr auf den Markt gebracht; Tim Cook hat sogar angedeutet, dass es erst im Herbst 2013 wieder Neuheiten geben wird. In der Apple-Produktphilosophie ist dieser Ein-Jahres-Rhythmus zwar normal, nicht aber in der sich immer schneller drehenden Smartphone-Welt.
Hier geraten die US-Amerikaner zunehmend unter Druck: Samsung flutet den Markt mit Dutzenden von Modellen, Sony, HTC und LG haben in jüngster Vergangenheit bewiesen, dass sie ebenfalls reif für die Eliteliga sind. Huawei und ZTE, die aufstrebenden Mächte aus dem Reich der Mitte, werten wir noch nicht als Konkurrenz für Apple.
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Dass Tim Cook den von Apple-Gründer Steve Jobs postulierten Weg - übersichtliches Portfolio, nur High-End, Ein-Jahres-Rhythmus - auf ewig weitergeht, ist keineswegs in Stein gemeißelt. Gerüchte über einen Trendwechsel, etwa mit einem preiswerteren iPhone, halten sich hartnäckig. Nicht von der Hand zu weisen ist auch, dass die bedingungslose Liebe zu Apple gelitten hat.
Früher waren Apple-Produkte etwas exklusiver, hipper; heute finden sich iPhones an jeder Ecke und auf jedem Schulhof. Dadurch ist der Kultfaktor etwas abhanden gekommen. Aber auch, weil sich die Fehltritte häufen: Es gibt ständig Software-Updates, um kleinere Bugs zu beheben, die eingeschränkte LTE-Unterstützung bei iPhone 5 und iPad 4 sorgte ebenfalls für schlechte Presse - vom Antennagate beim iPhone 4 ganz zu schweigen. Hinzu kamen Fertigungsprobleme beim iPhone 5.
Smartphone-Markt
So musste sich das iPhone bei der connect-Leserwahl 2013 erstmals mit Platz zwei begnügen - hinter Samsungs Bestseller Galaxy S3.
connect-Prognose
Dass Apple seinen Kurs radikal ändern wird, ist trotz der aktuell etwas ungemütlichen Lage eher unwahrscheinlich. Mit seinem exklusiven Betriebssystem iOS hat der Hersteller die volle Kontrolle: Hardware, Software, Apps und Dienste - alles kommt aus einer Hand.
Die Vernetzung des Apple-Ökosystems ist zwar restriktiv, aber alles ist sehr gut aufeinander abgestimmt. iOS, iTunes, iCloud und App Store greifen reibungslos ineinander - für den Nutzer bedeutet das eine extrem einfache und intuitive Handhabung.
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Weiterer Vorteil: Da Apple Hard- und Software im Haus hat, ist die Update-Politik vorbildlich. Selbst drei Jahre alte Modelle bekommen die neueste Betriebssystemversion - das leistet derzeit kein anderer Hersteller. Dennoch braucht das Unternehmen ein wirklich neues, innovatives Produkt, wenn es wieder Euphorie entfachen und diesen Glanz ausstrahlen möchte wie zu Beginn der iPhone-Revolution.

Ob das mit einem neuen iPhone, einer iWatch oder dem schon ewig diskutierten Apple-Fernseher gelingt, bleibt die spannende Frage. An die ganz großen Zeiten wird Apple aber nur schwer wieder anknüpfen können, denn dazu ist die Konkurrenz einfach zu stark geworden. Apple wird wohl ein etwas normaleres Unternehmen werden, mit Höhen und Tiefen. Dabei wird der harte Kern des Apple-Kundenstamms den US-Amerikanern treu bleiben.
Und das iPhone wird angesichts der immer stärker werdenden Android-Konkurrenz wieder ein wenig exklusiver werden - genau wie die Mac-Computer.
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