HTC im Marken-Check
Trotz seiner Spitzenmodelle HTC One und HTC First schwankt die Marke des Smartphone-Herstellers HTC zwischen Erfolg und Krise.

Trotz des Erfolges seiner Spitzenmodelle HTC One und HTC First befindet sich der Smartphone-Hersteller HTC weiterhin in einer Krise....
Trotz des Erfolges seiner Spitzenmodelle HTC One und HTC First befindet sich der Smartphone-Hersteller HTC weiterhin in einer Krise.
HTC
- Gründungsjahr: 1997
- Hauptsitz: Taoyuan, Taiwan
- CEO: Peter Chou
- Mitarbeiter: 16700
- Jahresumsatz: 15,7 Milliarden US-Dollar
- Produkte: Smartphones
- Verwendete OS: Android, WinPhone
Die 1997 in Taiwan gegründete High Tech Computer Corporation (HTC) ist untrennbar mit Aufstieg und Erfolg von Android verbunden: 2008 brachten HTC und T-Mobile mit dem G1 das erste Android-Smartphone auf den Markt.
Davor hatte HTC die Mobilfunkwelt schon jahrelang mit Pocket-PCs, PDAs und Touchphones versorgt, war dabei aber meist nicht als eigenständige Marke aufgetreten - auf den Geräten prangten in aller Regel die Logos von Netzbetreibern.
2007 schloss sich HTC der "Open Handset Alliance" rund um die Entwicklung von Android an; zu diesem Zeitpunkt stellten die Taiwaner fast 70 Prozent aller weltweit vertriebenen Windows-Mobile-Phones her. Ein guter Zeitpunkt also, um die eigene Marke endlich stärker in den Vordergrund zu rücken.

Steiler Aufstieg
Es folgte ein steiler Aufstieg: Nach dem G1 folgten technisch wie optisch ansprechende Smartphones mit Android-Betriebssystem wie Magic, Hero oder Legend. Gleichzeitig baute HTC weiter Smartphones mit Windows Mobile, später dann mit Windows Phone. Den Fokus richtete der Hersteller aber schnell auf Modelle mit dem aufstrebenden Android OS von Google.
2010 stellte der Suchmaschinengigant mit dem Nexus One das erste Smartphone seiner Nexus-Serie vor - fabriziert wurde das Google-Phone von HTC. Das Design einiger HTC-Phones war aus technischer Sicht wegen der abschirmenden Wirkung der Aluminiumgehäuse vielleicht nicht in jedem Fall glücklich, schick waren HTC-Smartphones aber immer.

Der Ritterschlag für HTC kam 2011: Die GSMA, die weltweite Industrievereinigung der GSM-Mobilfunkanbieter und Ausrichter des jährlichen Mobile World Congress, kürte HTC zum besten Gerätehersteller. Nicht nur deswegen war dies das bisher erfolgreichste Jahr für die Taiwaner. Mitte 2011 lag der Marktanteil von HTC am Smartphone-Absatz laut IDC weltweit bei fast 11 Prozent - der heutige Marktführer Samsung stand seinerzeit gar nicht so viel besser da.
Zu dieser Zeit kaufte sich HTC auch bei Beats Audio ein, dem vom US-Rapper Dr. Dre gegründeten Musikspezialisten, und stattete einige Smartphones mit einem speziellen Soundprofil und hochwertigen Kopfhörern von Beats by Dr. Dre aus. Image und Bekanntheit des Musikers gaben HTC weiter Aufwind. Einmal mehr zeigte sich dann jedoch, wie gnadenlos der Smartphone-Markt sein kann.
Vergleichstest Samsung Galaxy S4 gegen HTC One
Eine Zeit lang hatte sich HTC mit seiner Produktvielfalt verzettelt, die Geradlinigkeit war ein wenig verloren gegangen. Es gab viele Mittelklassemodelle und Einsteigertelefone und auch noch die Premiumgeräte - so machte Samsung es zwar auch, doch für HTC ging diese Strategie nicht ganz auf.
Das Tablet kam zu früh
Etwas unglücklich lief es auch mit HTCs erstem und einzigem Tablet namens Flyer. Es kam ebenfalls 2011 auf den Markt, konnte sich aber trotz guter Ansätze nicht gegen die iPad-Übermacht durchsetzen. Hier war HTC einfach zu früh dran. Heute sind Android-Tablets gefragter als vor zwei Jahren, doch die Taiwaner sind aus dem Tabletgeschäft vorerst ausgestiegen.
Schritt für Schritt: Die wichtigsten Einstellungen fürs HTC One
Als Reaktion auf die sinkenden Marktanteile kündigte HTC auf dem Mobile World Congress 2012 an, sich auf weniger Modelle konzentrieren zu wollen - passiert ist das aber nicht wirklich, die Produktpalette ist weiterhin bunt. Ende 2012 lag der weltweite Marktanteil von HTC dann nur noch bei 4 Prozent (Quelle: IDC).
Eine ähnliche Talfahrt hat auch der Aktienkurs des Unternehmens hinter sich. Immerhin: In Deutschland stehen die Koreaner nach neuesten Erhebungen mit rund 10 Prozent (ComScore; März 2013) noch recht stabil da.

connect-Prognose
Das Jahr 2013 dürfte bei HTC bis dato gemischte Gefühle ausgelöst haben. Das neue Spitzenmodell HTC One setzt in vielerlei Hinsicht Maßstäbe, gewinnt Preise und gehört zu den beeindruckendsten Smartphones, die der Markt je gesehen hat. Sein verzögerter Marktstart hat aber nicht nur zu Frust bei vielen Kunden geführt, sondern auch zum bislang schlechtesten Quartalsergebnis des Herstellers aus Taiwan.
Smartphone-Markt
Der Umsatz ist im ersten Quartal 2013 um über 35 Prozent zurückgegangen, der Gewinn gar um dramatische 98 Prozent eingebrochen. Analysten sehen auch im zweiten Quartal keine eindeutigen Anzeichen für eine Erholung.
Da das One mittlerweile am Markt verfügbar ist, dürften die Zahlen aber bald wieder etwas besser aussehen. Wie gut sich das Phone allerdings verkauft, darüber macht HTC noch keine Angaben. Überhaupt wollte sich HTC auf connect-Anfrage weder zur aktuellen Situation noch zur geplanten Positionierung äußern.
Alle HTC-Smartphone-Tests in der Übersicht
Vor wenigen Wochen hat HTC wieder eine Vorreiterrolle eingenommen und mit dem HTC First das weltweit erste Smartphone vorgestellt, das ab Werk mit der neuen Facebook-Anwendung "Home" ausgestattet ist, die komplett in die Benutzeroberfläche überführt ist und das Geschehen auf dem Smartphone dominiert. Das ist vielleicht nicht jedermanns Sache, zeigt aber, dass HTC weiterhin am Puls der Zeit agiert.
Und so schnell, wie es nach dem Aufstieg 2011 wieder bergab ging, so schnell können sich die Vorzeichen auch wieder umkehren. Bei HTC liegt allerdings eine Gefahr darin, dass das Unternehmen ausschließlich Smartphones produziert - anders als etwa Samsung oder LG. Ob da der Atem lang genug ist, um ständig Verluste auszuhalten, bleibt abzuwarten. Was die Qualität ihrer Smartphones angeht, gehören die Taiwaner aber zweifellos zur Elite.