ZTE im Marken-Check
ZTE will bis 2015 zu den Top-3-Smartphone-Herstellern aufrücken. Reales Szenario oder Hochmut?

ZTE Gründungsjahr: 1985 Hauptsitz: Shenzhen, China CEO: Hou Weigui Mitarbeiter: 75000 Jahresumsatz: 13,7 Milliarden US-Dollar Produkte: Smartphones Verwendetes OS: Android ...
ZTE
- Gründungsjahr: 1985
- Hauptsitz: Shenzhen, China
- CEO: Hou Weigui
- Mitarbeiter: 75000
- Jahresumsatz: 13,7 Milliarden US-Dollar
- Produkte: Smartphones
- Verwendetes OS: Android
In Deutschland kennen bislang nur Fachleute und Geeks die Marke ZTE. Das 1985 gegründete Unternehmen aus China ist als weltweiter Telekommunikationsausrüster großgeworden und hat sich als Spezialist für Netztechnik einen Namen gemacht: "ZTE will uns nicht nur Technik verkaufen, sondern kümmert sich auch darum, dass diese vor Ort optimal läuft", sagt Andreas Pfisterer, CTO von E-Plus im Gespräch mit connect.
Auch der österreichische Netzanbieter 3 schwört auf die Chinesen: Mit dem von ZTE aufgebauten Netz hat 3 in der Alpenrepublik bereits 2011 und 2012 den connect-Netztest gewonnen - ZTE versteht sein Handwerk also bestens.
Spezialist für Netzwerktechnik
Rund 75 000 Menschen arbeiten in Shenzhen und in über 100 Niederlassungen auf der ganzen Welt fleißig daran, dass die ZTE-Erfolgsgeschichte weitergeht. Und danach sieht es aus: Zwischen 2006 und 2011 stiegen die Erträge im Schnitt um jährlich 30 Prozent; 2012 lag der Umsatz bei rund 14 Milliarden US-Dollar.
Der Erfolg von ZTE fußt zum Großteil auf dem LTE-Know-how seiner Ingenieure. Der chinesische Netzwerkspezialist hat die Technik der vierten Mobilfunkgeneration entscheidend vorangetrieben und besitzt solide 8 Prozent der LTE-Patente. Zum Vergleich: Konkurrent LG hält 4 Prozent, Huawei kommt auf 7 und Samsung auf 10 Prozent; die meisten LTE-Patente liegen bei Qualcomm mit 15 Prozent.
Nun baut ZTE aber nicht nur Netze auf, sondern stellt auch mobile Endgeräte her. Und die Chinesen möchten auch im Smartphone-Markt ganz vorn mitmischen. Die Ziele sind hoch: Mehrmals hat das Unternehmen in den letzten Monaten erklärt, dass man spätestens 2015 unter den Top 3 der Smartphone-Hersteller stehen möchte.

Das wäre dann der Platz hinter Samsung und Apple, den momentan der wohl größte ZTE-Konkurrent Huawei innehat und auch sicher nicht wieder abgeben möchte. Doch das hochgesteckte Ziel ist durchaus realistisch, denn laut einer IDC-Analyse hatte ZTE im Dezember 2012 weltweit einen Marktanteil von 4,3 Prozent am Smartphone-Absatz. Das entspricht Platz fünf, knapp hinter Sony (4,5 Prozent), Huawei (4,9 Prozent) und den Big Playern Apple (21,8 Prozent) und Samsung (29 Prozent).
In Deutschland ist die Marktbedeutung von ZTE-Smartphones bisher verschwindend gering. Eines der ersten ZTE-Phones in Deutschland kam 2011 getarnt mit Netzbetreiber-Branding: das Base Lutea. Das Android-Modell überzeugte nicht nur mit seinem günstigen Preis, sondern auch mit solider Technik und sauberen Messwerten. ZTE hat also das Potenzial, erfolgreiche Smartphones zu bauen.
Angriff auf die Oberklasse
Das ZTE Grand Memo beispielsweise, das im August 2013 hierzulande auf den Markt kommen soll, scheint ein erstklassig ausgestattetes und absolut konkurrenzfähiges Smartphone der Oberklasse zu sein. Die Chinesen agieren unterdessen geschickt und bieten Modelle in der Einsteiger- (ZTE Blade), der Mittel- (ZTE Skate) und der Oberklasse (ZTE Grand S) an.
Momentan sind sie aber noch sehr stark in den Emerging Markets unterwegs, also in den aufstrebenden Märkten wie China oder Indien, und vertreiben dort auch viele einfache Handys. Aber: ZTE entwickelt sich immer mehr vom Anbieter preiswerter Handys zum Hersteller hochwertiger Smartphones.
connect-Prognose
Smartphone-Markt
Ob es für ZTE tatsächlich für Platz drei unter den Smartphone-Herstellern reicht? Schwierig zu sagen. Der Hauptkonkurrent Huawei wird etwas dagegen haben, auch Sony und LG sind nicht zu unterschätzen.
Das technische Know-how ist bei ZTE auf jeden Fall vorhanden. Dass sich die Chinesen aber auch als Premiumanbieter positionieren können, scheint im Moment eher unwahrscheinlich.
Vor allem in Deutschland wird es ZTE mittelfristig schwerhaben, die Käufer von Oberklasse-Smartphones zu überzeugen. Nicht weil ihre Produkte nicht gut genug wären, sondern weil sich ZTE als Smartphone-Marke erst einmal etablieren und gegen starke Namen beweisen muss - so etwas kann Jahre dauern.