Smartphone-Markt
LG im Marken-Check
Trotz innovativer Technologien hängt LG das Image einer B-Marke an. Gelingt die Etablierung im Premiumbereich?

LG
- Gründungsjahr: 1958
- Hauptsitz: Seoul, Südkorea
- CEO: Bon-Joon Koo
- Mitarbeiter: 87000
- Jahresumsatz: 45 Milliarden US-Dollar
- Produkte: Smartphones, Tablets
- Verwendetes OS: Android
Als Tochterunternehmen der mächtigen LG Group gehört LG Electronics mit seinen Geschäftsfeldern Entertainment, Mobile Communication, Home Appliance und Air Conditioning & Energy Solutions zu den größten Playern in der Welt der Elektronik.
Der 1958 in Seoul gegründete Konzern ist nicht nur in Südkorea eine große Nummer: LG ist der drittgrößte Hausgeräte- und zweitgrößte Displayhersteller weltweit. LG ist in Südkorea für Radios, Kühlschränke, Fernseher, Klimaanlagen und Waschmaschinen bekannt, vertreibt weltweit Staubsauger, Computer, Smartphones und Tablets und begreift sich als Technikpionier.
Starke Displays
Das ist auch die Marschroute für die Zukunft der LG-Smartphones: "Wir sehen uns als Ideengeber und Innovationsführer im Bereich Technologie", so Christof Fromm, Senior Manager Product Marketing Mobile Communications, im Gespräch mit connect. Diese Einschätzung ist durchaus treffend, denn insbesondere die Displaytechnologien der LG-Phones haben immer Ausrufezeichen gesetzt.
So wagten sich die Koreaner 2011 auf der Consumer Electronics Show in Las Vegas mit dem Optimus Black an die Quadratur des Kreises: Der Screen dieses Smartphones strahlte mehr als 700 cd/m2 hell; üblich sind Werte zwischen 200 und 500 cd/m2. Vorteil des helleren Screens: Selbst bei Sonne im Freien ist die Anzeige noch vergleichsweise gut ablesbar.
Auf dem Mobile World Congress in Barcelona im selben Jahr sorgte dann das Optimus 3D für Schlagzeilen: Es war das erste Smartphone, auf dem man Inhalte dreidimensional sehen konnte - und zwar ohne Spezialbrille auf der Nase!
Ein paar Wochen zuvor hatte das Unternehmen mit dem Optimus Speed der Welt das erste Smartphone mit Zweikernprozessor präsentiert, was die Bediengeschwindigkeit moderner Mobiltelefone auf ein neues Level gehoben hatte. LG versteht es also, innovative Technologien so umzusetzen, dass der Kunde etwas davon hat.

Also alles in Butter? Nicht ganz. Genau wie Samsung galt auch LG zur Blütezeit der klassischen Handys eher als B-Marke. Aber während Samsung vom Smartphone-Boom enorm profitiert hat und nicht nur zum Premiumhersteller, sondern sogar zum Marktführer aufgestiegen ist, konnte LG sein altes Image noch nicht so richtig abschütteln.
In der Gunst der Käufer gelten LG-Smartphones nicht wirklich als Premiumgeräte. Das weiß auch Christof Fromm: "Technologisch und bei der Produktqualität ist LG bereits führend - für uns gilt es jetzt, diese Power auf die Straße zu bringen." Will sagen: LG will mehr Smartphones verkaufen und neue Marktanteile erobern.
Wie kann das klappen? "LG wird jeden kommenden Trend wie LTE, neue Akkutechnologien oder biegsame Displays mitprägen und dabei alle Marktsegmente von Einstiegs- bis High-End-Smartphones abdecken", führt Fromm aus. "Daher ist uns die Rolle als wichtigster Herausforderer der momentanen Marktführer auf den Leib geschneidert."
30 Prozent Wachstum
Die Zeichen dafür stehen gut: Im ersten Quartal 2013 hat LG nach eigenen Angaben rekordverdächtig viele Smartphones an die Frau und den Mann gebracht. Mit einem weltweiten Absatz von mehr als zehn Millionen Smartphones haben die Südkoreaner ein Wachstum von knapp 30 Prozent gegenüber dem Vorjahr hingelegt und damit ihre eigenen Erwartungen übertroffen.
Auch die diesjährige connect-Leserwahl zeigt einen positiven Trend für LG: Gingen die Südkoreaner in den Smartphone-Kategorien bisher stets leer aus, erreichten sie jetzt mit dem Optimus G Pro bei den Premium-Phones ab 5 Zoll immerhin den dritten Platz.
Reicht ihnen das? Sicherlich nicht. Christof Fromm: "Natürlich muss es unser Ziel sein, irgendwann eine der führenden Positionen einzunehmen. Ich bin zuversichtlich, dass wir das im Spitzensegment noch im Jahr 2013 schaffen."
connect-Prognose
Ob die Zuversicht der LG-Oberen berechtigt ist, ob also die Trendwende auf dem hart umkämpften Smartphone-Markt gelingen kann, wird stark davon abhängen, welche Spitzenmodelle LG von der Leine lässt.
Smartphone-Markt
Mit dem Nexus 4, dem Optimus G und dem Optimus G Pro haben die Südkoreaner die Weichen schon mal gestellt und gezeigt, dass sie nicht nur technisch hochwertige, sondern auch schicke und haptisch ansprechende Smartphones bauen können - und auf genau diese Kombination kommt es letztlich auch an. Das Potenzial und die Innovationskraft, um dem Markt frischen Wind einzuhauchen, bringt LG allemal mit; das Know-how ist zweifellos vorhanden.
Mit cleverem Marketing (vielleicht mal bei Samsung nachfragen?) und der Weiterentwicklung ihrer Stärken haben die Koreaner, die sich in den letzten Jahren trotz hervorragender Arbeit wie die ewigen Zweiten gefühlt haben dürften, beste Voraussetzungen, dort zu landen, wo sie unter technologischen Aspekten hingehören: in der Smartphone-Elite.