Rückblick: connect conference 2017, Teil 3
- So wird 5G die Mobilfunkwelt verändern
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Einblick ins Internet der Dinge Olaf Gerwig von P3 communications skizzierte die Prozesse im Internet der Dinge. Die in Sensor- Netzwerken gesammelten Daten müssten nicht nur schnell und zuverlässig transportiert werden. Im Backend komme es auf eine gute Verknüpfung der verschiedenen Datenqu...

Einblick ins Internet der Dinge
Olaf Gerwig von P3 communications skizzierte die Prozesse im Internet der Dinge. Die in Sensor- Netzwerken gesammelten Daten müssten nicht nur schnell und zuverlässig transportiert werden. Im Backend komme es auf eine gute Verknüpfung der verschiedenen Datenquellen an. Die Aufbereitung für Augmented-Reality- und Virtual-Reality-Systeme erfordere hohe Rechenleistungen. Doch Technologie sei nur ein Teilaspekt der digitalen Transformation, die es gesamtheitlich zu denken gelte, wenn wir die Chancen der erweiterten Möglichkeiten nutzen möchten.
Taktiles Internet in Aktion erleben
Professor Fettweis von der renommierten Forschungseinrichtung, dem 5G Lab der TU Dresden, geht davon aus, dass sich die Geschwindigkeiten weiterhin alle fünf Jahre verzehnfachen werden. Im Jahr 2025 wären wir dann bei 10 Gbit/s. Das taktile Internet verlangt dagegen minimale Verzögerungszeiten. Latenzen von einer Millisekunde sind erforderlich, wenn via Mobilfunk gesteuerte Roboter schnell greifen oder Videogamer in virtuellen 3-D-Welten instinktiv auf das Spielgeschehen reagieren müssen. Für langsames Greifen und die Interaktion mit 2-D-Displays reichen 10 ms. Davon sind die heutigen 4GNetzwerke mit Latenzen von 30 bis 50 ms weit entfernt. Wäre eine verzögerungsfreie und zuverlässige Funksteuerung möglich, könnte die Industrie auf die fehleranfälligen, wartungsintensiven Kabelverbindungen an den Robotern verzichten und den neu gewonnenen Bewegungsfreiraum nutzen. Fettweis erklärt, dass Verzögerungen aufgrund der Lichtgeschwindigkeit unvermeidlich sind. Funkwellen können „nur“ 300 km/ms zurücklegen, in der Glasfaser schaffen die Daten in derselben Zeit sogar nur 200 km. Dass jede Millisekunde zählt, zeigte das 5G Lab in Videoeinspielungen: In einem Experiment muss ein Proband einen Ball fangen, den er nur über eine Virtual Reality(VR)-Brille auf sich zufliegen sieht.
Professor Frank H.P. Fitzek, ebenfalls an der TU Dresden und im 5G Lab engagiert, zeigte auf, wie die geforderten, geringen Latenzen erreicht werden können. Die via Cloud schnell verfügbaren Daten müssten über eine in den Radio Network Controller (RNC) integrierte Micro-Cloud verlagert werden. Extrem zeitkritische Teile können zudem in der Mobile Edge Cloud der Basisstation vorgehalten werden und so noch näher an den Anwender rücken. Bei der Steuerung der Netze der Zukunft würde Fitzek zufolge der Rückgriff auf lokale, auf begrenztem Wissen getroffene Entscheidungen zu guten Ergebnissen führen und damit Aufwand wie Kosten verringern. Für 5G empfiehlt Fitzek zudem einen Datencode, der sich überall und auf mehrere Quellen verteilt speichern lässt. Dies beschleunige den Zugriff auf große Datenbestände und ermögliche den Transport ohne zeitraubende Encodier- und Codierprozesse.
5G aus einem anderen Blickwinkel
Thomas Lilge von der Humboldt Universität in Berlin und Mitbegründer des Gamelab.berlin dürfte mit seiner These, dass der Mensch seine Fähigkeiten aus dem Spiel entwickelt, die Gaming Community begeistern. Er sieht 5G als Wegbereiter einer neuen Virtualisierungsstufe, in der das Beste aus der Spielewelt zum Beispiel über Augmented-Reality-Apps den Weg in die Realität finde.

Die Abschlussdiskussion
Professor Fitzeks Einschätzung zufolge wird im Jahr 2020 die 5GInfrastruktur da sein, nicht aber die angestrebte Performance. Was wir letztlich bekommen werden, muss erst im Standard festgelegt sein. Elmar Grasser von Sunrise, dem zweitgrößten Telekommunikationsanbieter der Schweiz, möchte „erst die Hausaufgaben machen und dann Fußball spielen“. Beim Netzausbau hat für ihn die Erfüllung der Kundenwünsche – mehr Geschwindigkeit, höhere Zuverlässigkeit und eine flächendeckende 4G/LTE-Verfügbarkeit – oberste Priorität. Dennoch steht auch für ihn außer Frage, dass 5G und geringe Latenzen künftig benötigt werden. Vodafone-Vertreter Michael Reinartz macht sich für eine Harmonisierung der verwendeten Frequenzspektren auf europäischer Ebene stark. Schließlich möchte niemand, dass das selbstfahrende Auto an der Grenze stehen bleibe. Als größte Herausforderung gilt die flächendeckende 5G-Versorgung inklusive 1 ms Latenz zu erträglichen Kosten. Spätestens wenn die erreicht ist, wird klar, dass 5G nicht einfach ein neuer Mobilfunkstandard ist, sondern etwas völlig Neues.
Kongress 2016: Rückblick in die Zukunft
Sie möchten noch mehr über 5G erfahren? Unten haben wir als Ergänzung noch einmal die Experteninterviews von der connect 5G-Konferenz 2016 verlinkt. Bereits im vergangenen Jahr hatten Fachleute und Branchenkollegen auf dieser Veranstaltung einen Ausblick auf das mobile Netz der Zukunft gegeben.