iPhone als Steuerzentrale
Elgato Eve-Serie - Smart Home mit Apple Homekit
Alle reden vom Smart Home, aber kaum jemand wohnt darin. Apple Homekit könnte das ändern, indem es jedes iPhone in eine Steuerzentrale verwandelt. Elgato gehört zu den ersten Unternehmen, die Produkte dafür anbieten.

Bisher sind vier Geräte von Elgato erhältlich: die Umweltsensoren Eve Room (innen) und Eve Weather (außen), der Tür-/Fensterkontakt Eve Door & Window und die Funksteckdose Eve Energy. Die Preise reichen von 40 Euro (Eve Door) bis 80 Euro (Eve Weather) und bewegen sich damit im für diese Produkte üblichen Rahmen. Auch beim Funktionsumfang bietet das Münchner Unternehmen keine Überraschungen.
Der Innensensor beispielsweise misst nicht nur Temperatur und Luftfeuchtigkeit, sondern auch die Luftqualität anhand flüchtiger organischer Verbindungen (VOC). Soweit, so gut. Was die Geräte der Eve-Serie besonders macht, ist die Anbindung an Apples im Sommer 2014 vorgestellte Smart-Home-Plattform Homekit, die herstellerübergreifend konzipiert ist und hohe Sicherheitsstandards bietet.
Bei der Einrichtung seines Smart Homes ist der Nutzer also weder an einen bestimmten Hersteller noch an eine bestimmte App gebunden, weil alle Homekit-Produkte kompatibel sind und Daten untereinander austauschen können. Der Nachteil liegt aber auf der Hand: Sowohl Elgato als auch die Käufer der Eve-Geräte sind von Apple abhängig, denn ohne iPhone und iPad fehlt dem Smart Home die Zentrale und alle Geräte sind nutzlos. Problematisch wird es aber schon früher, etwa wenn in einem Mehrpersonenhaushalt jemand aus der Reihe tanzt und ein Android-Smartphone benutzt - der Zugriff auf Apples Smart Home ist damit nicht möglich.
Das Haus hört aufs Wort
Apple wirft allerdings einiges in die Waagschale, um einem diese starke Abhängigkeit schmackhaft zu machen. Es fängt schon bei der Einrichtung an, für die man sich nicht irgendwo neu anmelden und Daten hinterlegen muss, weil Homekit tief in iOS und iCloud integriert ist, sodass die vorhandene Apple ID ausreicht. Auch die Benutzerverwaltung läuft darüber, sodass man anderen Apple IDs bequem per Einladung den Zugang zum Heimnetz gestatten kann.
Die Aktivierung der Hardware, in unserem Falle der vier Eve-Geräte, ist simpel: Nach der Bluetooth-Kopplung mit Hilfe von Elgatos Eve-App genügt es, einen achtstelligen Code einzugeben, der auf jedem Gerät angebracht ist, um es in das smarte Zuhause einzubinden. Danach kann man das jeweilige Gerät benennen und ihm einen Raum zuweisen, damit es eindeutig identifizierbar ist.

Was zu Beginn recht umständlich und überflüssig scheint, wird immer wichtiger, wenn das Smart Home wächst und nicht nur eine Funksteckdose in Betrieb ist, sondern mehrere. Dann wird auch deutlich, welches Potenzial in Apples Heimautomationslösung schlummert, die ja im Prinzip nichts anderes ist als eine Datenbank mit unzähligen Verknüpfungspunkten und Konfigurationsmöglichkeiten: Mehrere Homekit-Geräte lassen sich zu Gruppen zusammenfassen, die auf einen Auslöser hin gemeinsame Aktionen ausführen, etwa das Licht im Flur und in der Küche einschalten und die Jalousien hochfahren, wenn die Wohnungstür geöffnet wird.
In diesem Kontext ist die Sprachsteuerung über Siri das Tüpfelchen auf dem i. Die Frage "Wie kalt ist es im Wohnzimmer?", die anstandslos beantwortet wird, ist dabei nur der Anfang. Richtig smart dürfte es werden, wenn der Satz "Siri, ich gehe jetzt ins Bett" überall das Licht ausschaltet, die Wohnungstür abschließt und die Heizung herunterregelt.
Viel Luft nach oben, aber Zukunft
Das ist aber noch Zukunftsmusik, und zwar nicht nur, weil es immer noch ein halbes Vermögen kostet, die eigenen vier Wände entsprechend umzurüsten. Es liegt auch daran, dass die Auswahl an Homekit-kompatibler Hardware noch überschaubar und die Software noch nicht ganz ausgereift ist. So reagiert Siri momentan nur auf ganz bestimmte Schlüsselworte und kann etwa mit der Frage "Wie viel Grad sind im Wohnzimmer?" nichts anfangen.

Ebenfalls problematisch ist die Latenz, die uns zumindest bei den Geräten von Elgato aufgefallen ist, die auf Bluetooth Smart setzen: Wer mal kurz schauen will, wie kalt es draußen ist, muss eine oder mehrere Sekunden warten, bis das iPhone eine verschlüsselte Verbindung aufgebaut hat. Und er darf nicht zu weit weg stehen: Um unseren auf dem Balkon platzierten Sensor zu erreichen, mussten wir uns zwingend im angrenzenden Zimmer aufhalten.
Das Smart Home steckt also nach wie vor in den Kinderschuhen - aber es kommt, und Apple hat eine zukunftsfähige Lösung dafür.