Zum Inhalt springen
Technik. Tests. Trends.
VG Wort Pixel
Aus zwei mach’ eins

10 Jahre Zusammenschluss zwischen O2 und E-Plus

Mehr zum Thema: o2

Am 1. Oktober 2014 war es amtlich: Telefónica Deutschland schloss den Kauf seines vorherigen Konkurrenten E-Plus offiziell ab. Damit startete eine spannende zehnjährige Entwicklung.

Autoren: Bernd Theiss und Hannes Rügheimer • 24.10.2024 • ca. 11:20 Min

E-Plus und o2 Zusammenschluss
Im Oktober 2014 wurde der Zusammenschluss von E-Plus und o2 offiziell.
© o2 Telefónica

Die endgültige Zustimmung der Europäischen Kommission hatte den Weg zum Zusammenschluss der beiden ehemaligen Konkurrenten frei gemacht. So verkündete Telefónica Deutschland im Oktober 2014 offiziell, dass das Unternehmen das E-Plus-Netz von seinem bisherigen Besitzer KPN übernehmen würde....

Die endgültige Zustimmung der Europäischen Kommission hatte den Weg zum Zusammenschluss der beiden ehemaligen Konkurrenten frei gemacht. So verkündete Telefónica Deutschland im Oktober 2014 offiziell, dass das Unternehmen das E-Plus-Netz von seinem bisherigen Besitzer KPN übernehmen würde.

Thorsten Dirks, Rachel Empey und Markus Haas
Wegbegleiter: Thorsten Dirks (links), bis 2014 Vorstandsvorsitzender von E-Plus, wurde seit Oktober 2014 einer der Vorstände im neuen, fusionierten Unternehmen. Rachel Empey (Mitte) war zwischen 2011 und 2017 – und somit auch zum Zeitpunkt des Zusammenschlusses – Mitglied des Vorstands der Telefónica Deutschland Holding AG. Markus Haas (rechts) begleitete den Zusammenschluss als Chief Operating Officer (COO) von Telefónica Deutschland, seit Januar 2017 ist der Vorstandsvorsitzender/CEO des Unternehmens.
© o2 Telefónica

Schon zum Start wurde der neue Verbund nach Kundenzahlen zum größten Anbieter in Deutschland. Gemeinsam zählte er rund 47 Millionen Mobilfunkkunden. Die Telekom kam zu diesem Zeitpunkt auf rund 39 Millionen, Vodafone auf rund 31 Millionen mobiler Teilnehmer.

2014: Zusammenschluss nur mit Auflagen

Allerdings gab es das grüne Licht aus Brüssel nicht ohne Auflagen: So musste sich die deutsche Tochter des spanischen Mobilfunkriesen Telefónica verpflichten, etwa 30 Prozent der nach dem Zusammenschluss kombinierten Netzkapazitäten an einen Anbieter ohne eigene Netzinfrastruktur abzugeben. Dazu schlossen die Münchener einen entsprechenden Vertrag mit dem Mobilfunk-Discounter Drillisch. Zudem musste Telefónica einige doppelt genutzte Mobilfunkstandorte auf Geheiß der Bundesnetzagentur an ihren Mitbewerber Telekom verkaufen. Ein Teil der vorher von E-Plus für 4G erworbenen Frequenzbereiche ging wiederum an Vodafone.

Techniker auf Mobilfunkmast
Mammutaufgabe: Zwei ehemals separate Mobilfunknetze zusammenzuführen hielt die Technik-Teams von O2 über Jahre beschäftigt.
© o2 Telefónica

Klar war zudem auch: Nach dem wirtschaftlichen Zusammenschluss stand der technische noch bevor – und war definitiv eine Mammutaufgabe. Die beiden separaten Netzinfrastrukturen zu einem gemeinsamen Netz zu verbinden, sollte die Technik-Teams des neuen Gemeinschaftsunternehmens für insgesamt fünf Jahre unter Hochdruck beschäftigt halten.

  • Aus der Perspektive unseres Mobilfunknetztests: Das Netztestergebnis 2014 zeigte, dass es für den anstehenden Merger valide Gründe gab. Auf Platz 1 stand eine sehr gute Telekom, mit einigem Abstand gefolgt von der immer noch gut bewerteten Vodafone. Telefónica lag vor E-Plus, beide mussten sich mit der Note „befriedigend“ zufriedengeben. Im Jahr 2014, in dem der Mobilfunkmarkt in Deutschland ganz unter dem Zeichen LTE stand, sammelt die Marke O2 nur 65 % seiner Netztest-Samples im damals neuen 4G-Standard. Bei E-Plus war es kein einziges. Da waren die Mitbewerber mit 75% 4G und mehr schon deutlich näher am Ziel einer flächendeckenden LTE-Versorgung.

2015: Der Zusammenschluss beginnt mit National Roaming

Im Jahr 2015 wurde deutlich, dass das künftige gemeinsame Netz im Vertrieb und auch technisch unter der Marke O2 auftreten würde. Bisherige E-Plus-Kunden wurden dazu auf O2-Tarife umgebucht. Allerdings war es in der Regel nicht nötig, auch ihre SIM-Karten auszutauschen – diese ließen sich durch sogenannte Neu-Provisionierung an die künftige gemeinsame Netz-Infrastruktur anpassen. Dabei sorgte „National Roaming“ dafür, dass jeder Kunde mit einer unter E-Plus-Label firmierenden SIM-Karte, etwa von Base, Simyo oder Aldi Talk auch ins O2-Netz kam – und umgekehrt.

Als technische Konsequenz waren die alten E-Plus-Mobilfunkzellen nun nicht mehr als eigenständiges Netz sichtbar – vielmehr gab es „alte“ O2/E-Plus-Zellen (also solche vor der technischen Umstellung und „neue“ (nach erfolgter Migration ins neue kombinierte Netz).

  • Aus der Perspektive unseres Mobilfunknetztests: Zum Veröffentlichungszeitpunkt des connect-Mobilfunknetztests 2015 hatte der technische Zusammenschluss der beiden Netze noch nicht begonnen. Das bedeutete, dass Telefónica und E-Plus ihre Netze fürs erste weiterhin getrennt ausbauten. Mit dieser Konstellation verloren sie aber gegenüber den ehemaligen D-Netz-Betreibern weiter an Boden. Während sich E-Plus bei guter Sprachwiedergabe Blößen in der im frischen LTE-Netz schwierigen Verbindungsstabilität gab, zeigte O2 Schwächen in der Telefonie-Qualität. Wieder gingen beide mit der Note befriedigend aus dem Netztest hervor, während die Düsseldorfer und Bonner erneut mit den Noten gut und sehr gut abschnitten.

2016: Die technische Zusammenlegung beider Netze startet durch

Im Januar 2016 gab Telefónica Deutschland den offiziellen Startschuss für die Zusammenführung der UMTS- und GSM-Netze von O2 und E-Plus. Da E-Plus keine LTE-Ressourcen mit in den Zusammenschluss einbrachte, lag die Aufgabe des gleichzeitigen 4G-Ausbaus allein bei O2 – während ab Mitte 2016 auch ehemalige E-Plus-Kunden zu Nutzern dieser LTE-Infrastruktur wurden. Positiv betrachtet verband die Zusammenlegung die jeweiligen Stärken der beiden ehemaligen Einzelteile: O2 steuerte sein wachsendes LTE-Netz bei, während E-Plus seine starken UMTS-Ressourcen einbrachte.

Netzausbau
Herausforderung und Chance: Da das zusammenwachsende Netz mit den neuesten Infrastruktur-Komponenten bestückt wurde, war es für die Mobilfunkzukunft wie den Auf- und Ausbau von 5G gut vorbereitet.
© o2 Telefónica
  • Aus der Perspektive unseres Mobilfunknetztests: Im connect-Mobilfunknetztest 2016 zeichneten sich erste Früchte der Übernahme ab: Vor allem im UMTS-Netz konnten die beiden Netzbetreiber die Ressourcen des jeweils anderen nutzen. Zu einer signifikant gesteigerten Netzabdeckung führte das doppelte Netz jedoch nicht. Schließlich waren Flächen, deren Ausbau sich in der Vergangenheit für den einen nicht gelohnt hatte, meist auch für den anderen nicht lukrativ. Da das nationale Roaming den Netzen der beiden kleinen Betreiber zusätzlich fehleranfällige Komplexität verlieh, und die Ansprüche des Netztests stetig stiegen, erzielten beide Kandidaten nur eine ausreichende Wertung. Ihre beiden großen Mitbewerber Telekom und Vodafone büßten zwar auch Punkte gegenüber dem Vorjahr ein, konnten ihre Gesamtnoten aber halten.

2017: Der Zusammenschluss begründet erste Erfolge

Von Grün nach Blau lautete das Motto 2017: Auch wenn das zusammenwachsende Netz wirtschaftlich schon längst unter der Marke O2 firmierte, ließen sich seine Nutzer Anfang 2017 immer noch nach ehemaligen O2-Kunden und ehemaligen E-Plus-Kunden unterscheiden. Zu diesem Zeitpunkt zeigte allerdings eine von connect und seinem Netztestpartner umlaut durchgeführte Analyse, dass nur noch wenige SIM-Karten mit E-Plus-Kennung im Netz zu identifizieren waren, während der Anteil an Karten mit O2-Kennung sich kontinuierlich der 100-Prozent-Marke angenähert hatte. Nötig war dies auch, um die kartellrechtlichen Auflagen zu erfüllen: Schließlich musste E-Plus seine 4G-Frequenzen räumen, um diese an Vodafone abzutreten.

Telefonica Deutschland Zentrale München
Nur noch eine Farbe: Das sogenannte Recoulouring gab allen Funkzellen des kombinierten Mobilfunknetzes eine einheitliche Netzkennung.
© o2 Telefónica

Im März 2017 vermeldete Telefónica Deutschland dann, dass das Unternehmen alle Privatkunden von O2 und E-Plus auf einer gemeinsamen Kundenplattform zusammengeführt hatte. Dies ermöglichte dem Anbieter nicht nur, doppelte IT-Strukturen abzuschalten, sondern erlaubte es auch, neue Angebote schneller an bestehende Kundinnen und Kunden zu bringen – unabhängig davon, aus welchem der beiden Netze diese(r) ursprünglich stammte. Im Spätsommer schloss das Unternehmen zudem das sogenannte Recolouring ab – die bundesweite Umstellung aller seiner Funkzellen auf eine einheitliche Netzkennung.

  • Aus der Perspektive unseres Mobilfunknetztests: Auch im connect-Mobilfunknetztest 2017 zeigten sich erstmals Erfolge der Zusammenführung – die Bewertungskurve für das Telefónica-Netz stieg wieder an. Doch auch die Probleme, die beim Zusammenschluss zweier landesweiter Mobilfunknetze unvermeidbar sind, zeigten sich in den Messwerten des Netztests. So war etwa die Anzahl der Fehler beim Handover, wenn ein Smartphone von einer Mobilfunkzelle in die nächste wechselt, noch überdurchschnittlich hoch. Dennoch verfehlt O2 in diesem Jahr nur noch knapp die Note befriedigend. Vodafone und Telekom gingen einmal mehr mit gut und sehr gut aus dem Vergleich.

2018: Erste Erfolge, aber auch Herausforderungen

Auch im dritten Jahr der Zusammenführung der Infrastrukturen musste Telefónica Deutschland mehrere Anforderungen unter einen Hut bringen: Denn gleichzeitig galt es auch, das Mobilfunknetz vor allem mit Fokus auf 4G weiter auszubauen und es dabei bereits für die kommende 5G-Mobilfunkgeneration vorzubereiten.

Markus Haas und Dirk Wössner
Kooperation trotz Konkurrenz: Im Oktober 2018 vereinbarten Telefónica-Deutschland-CEO Markus Haas (links) und der seinerzeitige Telekom-Deutschland-Vorstand Dirk Wössner (rechts), für den Glasfaser-„Backhaul“ des O2-Mobilfunknetzes zusammenzuarbeiten.
© o2 Telefónica

Einen wichtigen Schritt dazu meldete das Unternehmen im Oktober 2018: Telefónica Deutschland und die Deutsche Telekom vereinbarten einen „Mobile Backhaul“-Vertrag – eine langfristige Zusammenarbeit, in deren Zuge mindestens 5000 Mobilfunkstandorte von Telefónica ans Glasfasernetz der Telekom angebunden würden. Im Dezember kam noch eine Ankündigung über die Anbindung weiterer 1000 Mobilfunkstandorte über das Glasfasernetz der zu dieser Zeit noch eigenständigen Unitymedia hinzu. Schließlich brauchen die Mobilfunk-Basisstationen auch performante Zu- und Ableitungen der von ihnen transportierten Daten.

  • Aus der Perspektive unseres Mobilfunknetztests: Die Erwartung, dass im O2-Netz nun alles Schritt für Schritt besser werden würde, hat der connect-Mobilfunknetztest 2018 jedoch enttäuscht. Die immer noch heterogene Infrastruktur (Telefónica und E-Plus hatten ihre Mobilfunkzellen mit der Technik unterschiedlicher Lieferanten ausgebaut) und Schwierigkeiten bei der Feinabstimmung generell sowie der nun neu realisierten Antennenstandorte forderten ihren Tribut: O2 ging mit der geringsten je in Deutschland gemessenen Punkteausbeute aus dem Netztest hervor, immerhin blieb es bei der Note ausreichend. Vodafone hingegen konnte zur Telekom aufschließen, beide Netze wurden 2018 mit sehr gut bewertet.

2019: Das Spielfeld erweitert sich um 5G

Bereits im Dezember 2018 kündigen Nokia und Telefónica Deutschland den Start eines gemeinsamen „Early 5G Innovation Cluster“ an. Dazu zählten fünf erste 5G-Funkzellen im Mobilfunknetz von Telefónica in Berlin-Friedrichshain. Mit ihrer Hilfe testeten die Partner Leistung und Abdeckung von 5G-Diensten in einem dicht besiedelten Stadtgebiet. Im März 2019 folgte die 5G-Frequenzauktion, in der Telefónica 2x 10 MHz im 2,1-GHz-Band und 70 MHz im 3,6-GHz-Band ersteigerte – mit insgesamt 90 MHz Spektrum etwas weniger als Telekom und Vodafone (beide jeweils 130 MHz).

Mallik Rao, CTIO von Telefónica Deutschland
Innovationsstark: Seit Oktober 2019 ist Mallik Rao Chief Technology & Information Officer (CTIO) von Telefónica Deutschland. Damit ist er für das Mobilfunk- und Festnetz von O2 ebenso verantwortlich wie für die IT-Infrastruktur des Unternehmens.
© o2 Telefónica

Gleichzeitig gab O2 beim 4G-Ausbau Gas: Im April 2019 meldete der Anbieter, dass er im ersten Quartal des Jahres stündlich einen neuen LTE-Sender in Betrieb genommen habe – was sich in mehr als 2200 neue LTE-Stationen übersetzt und klare Fortschritte bei Flächenversorgung und Netzqualität bringt.

  • Aus der Perspektive unseres Mobilfunknetztests: 2019 war die Talsohle durchschritten. Im connect-Netztest dieses Jahres steigerte sich O2 sowohl in der Telefonie als auch in der Daten-Disziplin. Besonders offensichtlich waren die Verbesserungen in Großstädten. Schwach blieben die Ergebnisse in kleineren Städten, auf den Verbindungsstraßen und in der allerdings bei allen Anbietern in Deutschland schwachen Bahn. Die Note befriedigend lieferte ein erstes Indiz, dass die Rechnung von Telefónica aufgehen könnte. Die Konkurrenz blieb aber stark, wobei Vodafone 2019 vom Vorjahresergebnis sehr gut wieder auf die Note gut zurückfiel.

2020: Mehr Investition in den Netzausbau

Mit dem neuen Jahrzehnt beginnt auch für Telefónica Deutschland die 5G-Ära – den Start seines eigenen 5G-Netzes kündigte das Unternehmen zum Jahresauftakt noch im Lauf von 2020 an. Insgesamt wolle Telefónica bis 2022 mehrere Milliarden Euro in einen flächendeckenden LTE-Ausbau und den zügigen Aufbau einer 5G-Infrastruktur investieren – und damit pro Jahr mehrere hundert Millionen Euro über die ursprünglich geplanten Budgets hinaus.

O2 Telefonica 5G-Netz
Fünf mal 5G: Im Oktober 2020 startete das 5G-Netz von O2 in Berlin, Hamburg, München, Köln und Frankfurt/Main.
© o2 Telefónica

Während Telefónica Deutschland im Juli des ersten Pandemie-Jahres sein 25-jähriges Jubiläum feierte, lag der Zusammenschluss von E-Plus und O2 sechs Jahre zurück, und die technische Verbindung der beiden ehemals separaten Netze stand im Jahr Vier. Im September kündigte O2 zudem an, sein 5G-Kernnetz komplett virtualisiert in der Cloud zu betreiben. Telefónica-Deutschland-CTIO Mallik Rao erklärte dazu, dass dies die Einführung neuer Industrieanwendungen ermögliche – perspektivisch aber die Grundlage für hochmoderne Mobilfunklösungen für alle Kunden sei. Am 30. Jahrestag der deutschen Einheit, dem 3. Oktober 2020, ging das 5G-Netz von Telefónica Deutschland live – mit rund 150 Stationen in den fünf größten Städten Deutschlands. O2-Privatkunden können 5G ab dem ersten Tag ohne Aufpreis nutzen.

  • Aus der Perspektive unseres Mobilfunknetztests: Die nun gefundene Dynamik zeigte sich auch im connect-Mobilfunknetztest 2020: Erneut gelang Telefónica ein großer Sprung. Die Steigerung war deutlich größer als die der Mitbewerber und brachte den Münchnern erstmals seit 2013 wieder die Verbalnote gut ein, die sie sich mit der noch etwas besseren Vodafone teilten. Einsam ganz vorne stand allerdings auch in diesem Jahr die sehr gute Telekom.

2021: Erstmals „sehr gut“

2021 betonte O2 seine ehrgeizigen Ziele beim Netzausbau – seit 2020 habe das Unternehmen seine 4G-Abdeckung um 14 Prozentpunkte gesteigert und über 7 Millionen Menschen neu mit 4G versorgt. Damit erfüllte O2 auch die Auflage der Bundesnetzagentur, bundesweit 98 Prozent aller Haushalte mit 4G zu versorgen.

connect Netztest Punkteverlauf
Schwelle geknackt: Im Langzeitverlauf der Ergebnisse unseres Mobilfunknetztests knackte O2 (blaue Linie) 2021 erstmals die Punktegrenze zur Note sehr gut.
© WEKA Media Publishing GmbH

„Dank stabiler Netzqualität konnten sich unsere Kunden auch in der Corona-Krise voll und ganz auf unser O2 Netz verlassen“, sagte Mallik Rao, CTIO von Telefónica Deutschland. Für das kommende Jahr versprach er weiteren kontinuierlichen Ausbau von 4G und auch 5G.

  • Aus der Perspektive unseres Mobilfunknetztests: Im connect-Mobilfunknetztest 2021 schmolz der Abstand zwischen den Netzbetreibern in Deutschland zusammen. Um fast 100 Punkte konnte sich Telefónica gegenüber dem Vorjahr verbessern – die Anstrengungen bei Ausbau und Konsolidierung des Netzes tragen Früchte. Und damit rückten die Münchner auch in greifbare Nähe der beiden höher platzierten Anbieter - alle drei verdienten sich 2021 die Note sehr gut.

2022: Bestes Netztest-Ergebnis der Firmengeschichte

Ende 2021 hatte O2 seine letzten 3G-Sender vom Netz genommen – wie auch bei den Mitbewerbern war UMTS damit endgültig Geschichte. Die Zukunft gehörte vielmehr 5G. Allerdings in Deutschland in einer abermals veränderten Marktsituation: In der Frequenzauktion 2019 hatte auch 1&1 eigenes Spektrum ersteigert und seine Absicht angekündigt, in Deutschland als neuer, vierter Betreiber eines eigenen 5G-Netzes Fuß fassen zu wollen. Bereits 2021 kündigten die Unternehmen an, dass der neue Anbieter auf dem Weg dorthin das Netz von Telefónica Deutschland im Rahmen von National Roaming nutzen würde. Der geschlossene Vertrag hatte eine Laufzeit von fünf Jahren, rückwirkend ab 1. Juli 2020. Schon wenige Jahre später kam es jedoch wieder zum Bruch – im Jahr 2024 kündigte der neue Mitbewerber aus Montabaur an, fürs National Roaming seiner Kunden zu Vodafone zu wechseln.

O2 Telefonica Ende von 3G
Bye bye, 3G: Seit Ende 2021 ist das UMTS-Netz in Deutschland Geschichte – auch bei O2.
© o2 Telefónica

Auch 2022 erweiterte O2 sein Netz um mehrere Tausend neue LTE-Sender und konnte zudem im April des Jahres verkünden, bereits 10.000 5G-Antennen in seinem Netz realisiert zu haben. „Wir bauen 4G rapide weiter aus und haben parallel den 5G-Ausbauturbo gezündet, um immer mehr Städte und ländliche Regionen mit unserem schnellen O2 5G-Netz zu versorgen“, sagte dazu CTIO Mallik Rao zu den Fortschritten bei der Netzausbau-Offensive von Telefónica Deutschland. Im Herbst 2022 meldet O2, bereits 75 Prozent der Bevölkerung mit 5G zu versorgen.

  • Aus der Perspektive unseres Mobilfunknetztests: Im connect-Mobilfunknetztest 2022 gelang Telefónica abermals ein Sprung nach vorn – der Anbieter erzielte sein bislang bestes Ergebnis. Zuwächse gelangen O2 in den Disziplinen Sprache und Crowd, in den Datentests war das Bild gemischt: deutliche Steigerungen in den Städten, wo der 5G-Ausbau vorbildlich ist. Nachholbedarf gab es auf dem Land, was Telefónica aber nicht daran hinderte, Vodafone und Telekom noch näher auf die Pelle zu rücken. Der Test weist dreimal die Note sehr gut aus.

2023: Die Zweiklassen-Gesellschaft im deutschen Mobilfunk ist beendet

Auf Basis des 2020 angekündigten Cloud-RAN (also des cloud-basierten 5G-Kernnetzes) demonstrierten Telefónica Deutschland im Juli 2023 gemeinsam mit Ericsson erstmals den Betrieb eines 5G-Testnetzes im Frequenzbereich 26 GHz. Die sogenannten Millimeterwellen stehen zwar für die Nutzung in einem Live-Netz noch gar nicht zur Verfügung, doch O2 zeigte früh, dass der Anbieter auch für diesen Aspekt der Mobilfunkzukunft bereitsteht.

Mallik Rao im 5G-Rechenzentrum
Kernnetz in der Cloud: CTIO Mallik Rao setzte beim Ausbau des O2-Mobilfunknetzes frühzeitig auf die Virtualisierung von Infrastruktur-Elementen in Rechenzentren.
© o2 Telefónica

Mittlerweile erreichte O2 mit seinem 5G-Netz mehr als 90 Prozent der deutschen Bevölkerung. Im Oktober 2023 startete zudem „5G Plus“ – das sogenannte 5G-„Standalone“-Netz nutzt ein komplett auf 5G-Technik basierendes, und vom Vorgänger-Standard 4G/LTE vollkommen unabhängiges Kernnetz. Zudem funkt es ausschließlich auf den von O2 für 5G vorgesehenen Frequenzen 700 MHz, 1,8 GHz und 3,6 GHz. In diesem Zuge wies der Netzbetreiber darauf hin, dass 5G Plus auch erheblich energieeffizienter als bisherige Mobilfunkstandards arbeite. Die Technik verbrauche bis zu 90 Prozent weniger Strom pro Byte als die Vorgängergenerationen.

O2 Telefonica 5G-Standalone-Netz
5G mit Plus: Telefónica Deutschland betont die Vorteile seines 2023 gestarteten 5G-„Standalone“-Netzes
© o2 Telefónica
  • Aus der Perspektive unseres Mobilfunknetztests: Im connect-Mobilfunknetztest 2023 gelingt es der Telekom zum ersten Mal, über die 950-Punkte-Marke zu springen. Die zum ersten Mal in Deutschland vergebene Note überragend war der Lohn dafür. Doch den deutlichsten Punktezuwachs erzielte erneut Telefónica – was seine Fortschritte beim Netzausbau unterstrich. In der Sprachwertung lagen die Münchener fast gleichauf mit Vodafone, am deutlichsten gesteigert hatten sie sich jedoch in der wichtigen Datendisziplin. Zusammen mit Vodafone erhielt der Münchner Netzbetreiber ein stabiles sehr gut.

2024: Mit Vollgas in die Mobilfunkzukunft

Im laufenden Jahr operiert Telefónica nun konsistent auf Augenhöhe mit seinen Mitbewerbern. Aus der ehemaligen Zwei-Klassen-Gesellschaft ist eine Gruppe von drei ähnlich starken Anbietern geworden, die deutschen Mobilfunknutzern ein mindestens sehr gutes Angebot machen und sich qualitativ auch vor Anbietern anderer Nationen nicht zu verstecken brauchen.

O2 Telefonica 25 Jahre connect Mobilfunknetztest
Angekommen: Zum connect-Mobilfunknetztest 2024 feiere Telefónica Deutschland zum vierten Mal die Note „sehr gut“.
© o2 Telefónica

Wie sich der deutsche Mobilfunkmarkt weiter entwickeln wird, bleibt beim Blick auf die vergangenen zehn Jahre dennoch ein Stück weit offen. Auch in anderen europäischen Kernmärkten war eine Konsolidierung auf drei Mobilfunkbetreiber zu beobachten – dies gibt der 2014 begründeten Strategie von Telefónica Deutschland Recht. Zumal sich der angehende vierte Mitbewerber 1&1 zumindest bislang schwertut, schon allein beim Aufbau von Mobilfunk-Basisstationen zu den drei etablierten Mitbewerbern aufzuschließen. O2 hingegen hat sein Ziel, auf Augenhöhe mit Telekom und Vodafone zu operieren, zehn Jahre nach dem Merger zwischen E-Plus und O2 auf jeden Fall erreicht.

Der große Mobilfunk-Netztest 2024
Mehr zum Thema: o2