Plattenspieler justieren: Azimut, Abtasttest und Antiskating
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Azimut einstellenUnd jetzt hätten wir fast das Thema Azimut vergessen: Damit ist die, von vorne betrachtet, gerade, also horizontale Position des Abtasters gemeint oder auch die Senkrechtstellung der Nadel zur Schallplatte, respektive die Senkrechtstellung der Nadel in der Plattenrille.Das Them...

Azimut einstellen
Und jetzt hätten wir fast das Thema Azimut vergessen: Damit ist die, von vorne betrachtet, gerade, also horizontale Position des Abtasters gemeint oder auch die Senkrechtstellung der Nadel zur Schallplatte, respektive die Senkrechtstellung der Nadel in der Plattenrille.
Das Thema wird kontrovers diskutiert, was Tonarmhersteller nicht daran hinderte, Tonarmen oder Headshells eine modische Azimut-Verstellung zu spendieren. Die Theorie dahinter ist, dass die Nadeln nicht genau genug auf den Nadelträger geklebt wurden oder der Nadelschliff nicht präzise genug auf dem Nadelstumpf aufgebracht wurde.
Üblicherweise benutzt man zur Überprüfung der Verhältnisse eine Testplatte und dort den Track zur Übersprechdämpfung, die in beiden Kanälen gleich groß ausfallen sollte. Andernfalls soll der Tonabnehmer mithilfe einer verdrehbaren Headshell oder eines verdrehbaren Armrohres verstellt werden. Tatsächlich ist das Ganze ein wenig aussagefähiges, reines Trial-and-Error-Spiel, das nicht selten in abenteuerlichen Schiefstellungen des Abtasters mündet.
Da sich nun auch der Nadelträger nicht mehr in einer zur Schallplatte senkrechten Ebene befindet, kann man sich gut vorstellen, wie das Federsystem Arm/Nadelträger so zusätzlichen Torsionskräften unterliegt und die ganze Geschichte mechanisch (und auch elektrisch) ziemlich undefiniert werden lässt. Bisher konnte uns auch noch niemand erklären, warum man auf einer symmetrischen Belastung der horizontalen Tonarmlager besteht, aber dann vorne den ganzen Abtaster schief stellt?
Es gibt deshalb Tonarm-Hersteller, die eine Azimut-Justagemöglichkeit schlicht nicht vorsehen und stattdessen auf korrekt montierte Nadeln pochen - zu Recht. Wir schlagen also vor, den Abtaster einfach präzise gerade einzubauen. Hilfreich: die Bleistiftmine quer auflegen, mit dem Geodreieck checken und dabei den Tonabnehmer mit dem Lift in der Schwebe halten.

Abtasttest
Nun wollen wir natürlich wissen, ob der Abtaster auch vernünftig funktioniert. Probates Hilfsmittel dazu ist der 315-Hertz-Abtasttest, der mit ansteigender Modulation (meist zwischen 40 und 90 Mikromter) anzeigt, "wie viel" der Tonabnehmer abtastet, ohne zu verzerren. Verzerrungen werden dabei als sirrendes oder zwitscherndes, helles Zusatzgeräusch zum Grundton einfach hörbar. Höhere Auflagekraft kann die Abtastfähigkeit (bis zu einem gewissen Punkt) erhöhen, ist aber nicht der Weisheit letzter Schluss, weil der Tonabnehmer so auch "träger" wird.
"Harte" Tonabnehmer mit geringer Compliance sind prinzipiell auch schlechtere Abtaster; manche schöne, alte japanische Analog-Juwelen schaffen kaum 70 Mikrometer. Gesucht wird also der gute Kompromiss. Heutzutage ist man der Meinung, dass unverzerrte 70 bis 80 Mikrometer in der Praxis völlig ausreichen. Dabei darf der oberste Wert der Auflagekraft, die der Hersteller angibt, nicht überschritten werden. Ein oder zwei Zehntel Gramm weniger sind dem Klang subjektiv häufig sehr zuträglich, weshalb die präzise Justage im erlaubten Auflagekraftbereich ein vergnügtes Hörtest-Spielchen über einen längeren Zeitraum ist.
Antiskating
Beim Abtasttest kann man auch gleich das Thema Antiskating angehen: Man verstellt die Antiskating-Vorrichtung so lange, bis die beginnenden Verzerrungen in beiden Kanälen bei der gleichen Auslenkung anfangen und möglichst gleich ausfallen. Das ist viel genauer als das manchmal propagierte Verfahren mithilfe von Leerrillen.
Erfahrungsgemäß (und auch mithilfe theoretischer Überlegungen) weiß man inzwischen auch, dass Antiskating-Vorrichtungen bei Auflagekräften oberhalb von 25 Millinewton nicht mehr sonderlich relevant sind. Probieren Sie es einfach aus; wenn Sie einen solchen Abtaster haben, wird der Hörtest erweisen, ob Antiskating notwendig ist. Bei sehr stark unterschiedlichen Abtastergebnissen zwischen beiden Kanälen sollte man aber trotzdem beim Antskating bleiben (und den Abtaster sowie den Tonarm genau prüfen).

Feinjustage der Tonarmhöhe
Zuletzt geht es an die Feinjustage der Tonarmhöhe, also des vertikalen Spurfehlwinkels. Superfreaks wandern mit der Höhe halbmillimeterweise auf und ab und orientieren sich dabei an der räumlichen Definition des Klangbildes. Man kann aber auch bei der parallelen Ausrichtung des Armrohres zur Schallplatte bleiben und die ganze Sache vergessen. Andere wiederrum plädieren dafür, den Tonarm "hinten" ein bis zwei Millimeter hoch zu stellen. Der Grund dafür sind grundsätzliche Überlegungen zur Einwirkung der Auflagekraft, falls der Tonarm unter die Parallele zur Schallplatte fällt, was ja etwa auch bei Verwellungen passiert.
Der wichtigste Tipp kommt zum Schluss: Wählen Sie für die Aktion einen ruhigen, entspannten Tag. Arbeiten Sie langsam, und setzen Sie sich keinesfalls unter Zeitdruck.