Internetzugang
Praxistest: Lufthansa FlyNet - Surfen im Flieger
Flüge in die USA waren bislang eine zähe angelegenheit. Nun kann man sich aber in vielen Flugzeugen von Lufthansa die Zeit mit Arbeiten oder Videoschauen vertreiben. connect hat den Dienst "Lufthansa FlyNet" an Bord eines Lufthansa-Airbus auf der Strecke Frankfurt/Mail - Atlanta getestet.

Im Februar startete Lufthansa und die Telekom Deutschland die kommerzielle Vermarktung von FlyNet, dem breitbandigen Internetzugangs im Flugzeug. Gemeinsam mit der Telekom und Panasonic Avionics Corporation betreibt die Airline mit dem FlyNet-System Hotspots in vielen Flugzeugen auf der Nordatlantik-Route nach USA. Bis Ende 2011 soll der Dienst auf fast allen Langstrecken angeboten werden.

Die Außenanbindung des Systems erfolgt über verschiedene Satellitensysteme. Genutzt werden ausgediente TV-Satelliten die nicht mehr stabil auf ihrer geostationären Umlaufbahn gehalten werden können und sich dadurch für TV-Übertragungen nicht mehr eignen.
Für FlyNet ist das aber irrelevant, da in jedem Flugzeug auf dem Dach unter einem runden Radom eine kleine und in alle Richtungen schwenkbare Satellitenantenne montiert ist. Diese Antenne muss eh ständig nachgeführt werden.
Das zeigt aber auch, warum das System so teuer in Aufbau und Unterhalt ist: Bei vielen Flugzeugen muss extra ein Loch ins Dach gefräst werden, auch die Verkabelung und die Technik im Inneren ist recht komplex. Dazu kommt natürlich noch die Anmietung der Satellitenkapazitäten.
Auf dem Weg von Frankfurt/Main nach Atlanta waren vier Satelliten beteiligt. Eine Verbindungsübergabe von einem Satelliten zum anderen (Handover) erfolgt im Schnitt innerhalb von zwei Minuten. Das ist auch die Zeit, die eine Verbindung im ungünstigsten Falle unterbrochen ist, teilweise klappen Handover aber auch unterbrechungsfrei, sodass sogar empfindliche VPN-Verbindungen stabil weiterlaufen.
Die Satelliten-Außenanbindung hat eine Kapazität von rund 5 Mbit/s, die sich natürlich alle Nutzer im Flugzeug teilen. Erste Messungen von connect mit Equipment von Mess-Partner P3-Solutions ergaben durchschnittliche Datenraten von rund 1,5 Mbit/s. Recht hoch sind die Latenzzeiten, Gaming oder Auktionen eignen sich von daher nicht wirklich für Flynet.
Auch das normale Surfen fühlt sich durch die Latenzzeiten zäh an, Up- und Downloads hingegen funktionieren recht gut.

Die Nutzung von Skype ist offiziell aus Gründen der Rücksichtnahme auf andere Mitreisende untersagt, aber nicht geblockt und funktionierte sogar mit Videocall ausreichend. Sämtliche Messergebnisse der Download, Upload, Ping und Websitetests lesen Sie in einer der kommenden connect-Ausgaben.
Die Lufthansa gehört zu den ersten Fluggesellschaften, die ihren Kunden diesen breitbandigen Internetzugang auf Interkontinentalstrecken anbietet. FlyNet steht zurzeit auf ausgewählten Nordatlantikstrecken der Lufthansa zur Verfügung und soll bis Ende 2011 fast auf dem gesamten Langstreckennetz angeboten werden. Zu den Preisen: Telekom Kunden können den fliegenden Hotspot im Rahmen ihres Vertrags nutzen - werden aber für's 10-Minuten-Surfen mit 1,79 Euro zur Kasse gebeten. Nicht-Telekom-Kunden zahlen entweder über die Kreditkarte, ihren Provider (sofern er WLAN-Roamingpartner der Telekom ist) oder durch das Einlösen von Miles & More Prämienmeilen.
Für Kreditkartenzahlen kostet die Surf-Stunde 10,95 Euro. Es gibt aber auch einen 24-Stunden-Zugang, der mit 19,95 Euro abgerechnet wird.
Wenn man dann im Flugzeug arbeiten kann oder im Internet per Mail, Facebook oder Youtube Ablenkung findet, sind die rund 20 Euro sogar ein Schnäppchen.