Zwei Superhirne
Es gab mal eine Zeit, in der sich die Lüftung im Auto von heiß bis kalt und von stark bis schwach einstellen ließ und ein Kassetten-Spieler im Autoradio bereits Luxus war. Auch um Blinker, Scheibenwischer und Hupe zu bedienen, brauchte man kein Informatik-Studium. Doch dann fing das Elend an.

- Zwei Superhirne
- Behutsam neu: Audi MMI 2.0
- Komplett neu: BMW iDrive 2.0
Zuerst bekamen die Autoradios immer mehr Knöpfchen und Funktionen, dann kam die Klimaanlage mit Zonensteuerung, Umluftmodus und halben Celsiusgraden. Und als dann auch noch der Wunsch nach Navis ab Werk Gestalt annahm, mutierte das Cockpit endgültig zum Kommandostand. Die vielen Knöpfchen und S...
Zuerst bekamen die Autoradios immer mehr Knöpfchen und Funktionen, dann kam die Klimaanlage mit Zonensteuerung, Umluftmodus und halben Celsiusgraden. Und als dann auch noch der Wunsch nach Navis ab Werk Gestalt annahm, mutierte das Cockpit endgültig zum Kommandostand.
Die vielen Knöpfchen und Schalter, die Displays und Anzeigen standen sich irgendwann gegenseitig im Weg, das Kapitel "Heizung, Infotainment, Schaltergedöns" nahm den größten Teil der Bedienungsanleitung ein. Das Problem war offensichtlich.
Die Vernunft hat Einzug gehalten

Gott sei Dank hat seit einiger Zeit wieder die Vernunft Einzug gehalten: Die Autobauer versuchen, mit möglichst wenig Bedienelementen und Anzeigen möglichst viele Funktionen so einfach wie möglich unter einen Hut zu bekommen. Das klingt nicht nur nach der Quadratur des Kreises, das ist sie auch. BMW hat sie mit seiner pragmatischen Lösung namens iDrive gut gemeistert - ein Dreh-Drückgeber für alles.
Diese Art, Navi, Audio, Telefon und Autoeinstellungen in einem System zu bündeln, gehört mittlerweile nicht mehr nur bei BMW und nicht mehr nur in der Oberklasse zum guten Ton. Allerdings kranken die Systeme mal mehr, mal weniger an zu hoher Komplexität. Zwei bisher schon lobenswerte Systeme haben jetzt eine Runderneuerung erfahren: besagtes BMW iDrive und das Audi MMI (Multimedia-Interface).
Komplett neu: iDrive 2.0

Was hat man verbessert? Bei BMW könnte man auf den ersten Blick einen kleinen Rückschritt vermuten, da es wieder mehr Knöpfchen geworden sind. Aber das ist Unfug, denn das bisherige BMW-System mit dem zentralen Steuerknopf war zwar charmant gedacht, erforderte in der Praxis wegen der immer mehr werdenden Funktionen aber auch zunehmend mehr Hin- und Hergeschiebe.
Das neue iDrive zeigt: Wenn man Probleme unvoreingenommen analysiert, kann das Überarbeiten eines Systems auch bedeuten, das Dreh-Rad neu zu erfinden. Und das hat BMW gemacht: Die Windrose mit dem dicken Drehknopf ist Geschichte, stattdessen gibt's neu aufgebaute Menüs und ein geschmeidiges Dreh-Drück-Kipp-Rad aus Keramik, das von einigen Direktzugriffstasten ergänzt wird.
Audi MMI: Nur behutsame Änderungen
Auch bei Audi steht das Rad nicht still, aber dort war die Renovierungswut nicht ganz so ausgeprägt. In Ingolstadt war man mit dem MMI-System offenbar weitgehend zufrieden und hat sich daher entschieden, nur behutsame Änderungen vorzunehmen. Das "Look and Feel" des MMI ist folglich weitgehend gleich geblieben. Allerdings hat auch Audi die Steuerung durch einen integrierten Joystick ergänzt. Und wie BMW hat Audi die Displayauflösung des Systems erhöht.

Ebenfalls bei beiden Systemen Standard ist eine integrierte Festplatte mit Dutzenden von Gigabyte Speicherplatz, wovon allerdings jeweils nur ein überschaubarer Teil für Musik zur Verfügung steht. Den Löwenanteil der Bytes verschlingen elektronische Bordbücher und Navigationsdaten.
Auffallend ist, dass die beiden hier vorgestellten Systeme und das bereits 2007 von Mercedes in der neuen C-Klasse präsentierte Comand bestimmte Gemeinsamkeiten aufweisen. So scheint für die drei Premiumherstellern unstrittig zu sein, wo Bedieneinheit und Display idealerweise zu sitzen haben: der Knopf beim Schalthebel, das Display zentral oben in der Mittelkonsole.
Die Controller-Konzepte von Audi und BMW haben sich zwar ebenfalls etwas angenähert, dennoch bleiben die Unterschiede nach wie vor groß. Wie groß, lesen Sie auf den nächsten Seiten, denn auto connect hat die beiden neuen Systeme bereits begutachtet.