Amazon Kindle Colorsoft im Test: Jetzt mit Farb-Display

Mit dem Colorsoft bringt Amazon sein E-Reader-Portfolio auf eine neue Ebene: Der Newcomer für rund 290 Euro ist der erste Kindle, der bunte Grafiken, Bilder und Illustrationen darstellen kann. Das erweitert die Bandbreite der Nutzung enorm: Denn damit taugt der Colorsoft Signature Edition, so der volle Name, nicht nur für reine Texte, sondern auch für Graphic Novels, Comics und andere Inhalte mit Illustrationen oder Fotos.

Damit jeglicher Content ohne Verzögerung dargestellt wird, setzt Amazon auf eine Oxid-Rückwandplatine mit “maßgeschneiderter Wellenform”. Die will bei farbigen wie auch bei schwarz-weißen Inhalten für hohen Kontrast und hohe Leistung sorgen. Als weiteres Technik-Highlight nennt Amazon den neuen Lichtleiter mit Nitrit-LEDs, der in Teamwork mit hauseigenen Algorithmen die Farben verbessern und die Helligkeit steigern soll.

Gute Farbdarstellung, schnelle Reaktion

Die Farben verbessern ist nicht schwer – es gab ja bislang keine. Dass die Helligkeit zugelegt hat, können wir im direkten Vergleich mit dem ebenfalls neuen Kindle Paperwhite Signature Edition bestätigen. Der Colorsoft strahlt bei identischer Einstellung heller respektive weißer als der Paperwhite, der für sich betrachtet bereits eine starke Performance liefert. Amazon gibt für beide als Maximalwert 94 cd/m².

Umblättern klappt ruck, zuck – bei reinem Text sowieso, aber auch bei Comics und Graphic Novels baut sich die neue Seite schnell auf. Beim Stöbern in der Bibliothek und im Kindle-Shop reagiert der Colorsoft ebenfalls umgehend. So macht digitales Lesen Spaß.

E-Ink-Technologie spart Strom und schont Augen

Klar: Die Farben erscheinen nicht so strahlend wie auf einem Smartphone oder Tablet. Schließlich arbeitet der Colorsoft mit E-Ink-Technologie. Und das ist auch gut so, denn so spiegelt das Display nicht, bietet dem Auge eine papierähnliche Ansicht und lässt sich auch in hellem Sonnenlicht gut ablesen.

Außerdem ist der Stromverbrauch um ein Vielfaches geringer als bei einem OLED. Entsprechend lange hält der Colorsoft durch, je nach Lektüre (viel Farbe oder nicht) und Einstellung muss man ihn nur alle paar Wochen aufladen (Amazon gibt als maximale Laufzeit 8 Wochen an). Das funktioniert über die USB-C-Buchse unten am Gehäuse (ein Kabel liegt bei) oder drahtlos mit dem für 40 Euro erhältlichen Ladeständer.

Helligkeit und Farbtemperatur passen sich automatisch an

Apropos Einstellung: Ein großer Pluspunkt beim Colorsoft ist die automatische Anpassung der Helligkeit und der Farbtemperatur. Beides lässt sich in den Einstellungen aktivieren, so muss man nicht ständig nachjustieren und profitiert abends von der augenschonenden Hintergrundbeleuchtung, die sich in 24 Stufen von Weiß bis Bernsteinfarbenen einstellen lässt.

In den Einstellungen kann man auch die Farbdarstellung wählen: “Standard” für die Lektüre von Texten, “Leuchtend”, wenn grafische Inhalte auf dem Bildschirm landen. Für die Umstellung muss man die Einstellungen öffnen, den Unterpunkt “Bildschirm und Helligkeit” aufrufen und kann dort den Farbstil auswählen. Etwas umständlich, hier wäre ein Shortcut in der Menüleiste sinnvoll. Wobei sich der Unterschied beim Umschalten in Grenzen hält.

Was gut funktioniert: Das Zoomen in Bildern, das der Touchscreen mit zwei Fingern ermöglicht. Es dauert zwar kurz, bis das Bild neu aufgebaut ist, dann erscheinen Abbildung und Schrift aber schön klar. Zoomen klappt auch auf reinen Textseiten, hier öffnet sich zusätzlich ein Sub-Menü, in dem man die Schriftgröße auch über Plus-Minus-Buttons anpassen kann.

Schöner Effekt: Buchcover in Farbe

Die neue Farbenpracht bringt zudem Leben in die Ansicht der eigenen Bibliothek und in den Kindle-Shop, da die Buchcover bunt dargestellt werden. Das sieht auch auf dem Ruhebildschirm gut aus, wenn man hier die Cover-Darstellung aktiviert hat. Weiteres Feature aus der Farbabteilung: Markierungen lassen sich jetzt farbig setzen – wahlweise in Gelb, Rosa, Blau oder Orange.

Die Probleme mit der Farbdarstellung, die manche Käufer und Käuferinnen beklagen, sind bei uns nicht aufgetreten (mehr dazu siehe hier).

Gestochen scharfe Texte, auch bei Farbe gute Auflösung

Die Auflösung des 7 Zoll großen Displays ist sehr gut: Im Schwarzweiß-Modus erreicht der Colorsoft 300 ppi, bei Farbe 150 ppi. Reine Schriften erscheinen gestochen scharf, auch Texte in Comics und Graphic Novels sind prima lesbar. Speicher bietet der Colorsoft mit 32 GB mehr als genug. Zudem ist sein handliches, rund 220 Gramm leichtes Gehäuse nach IPX8 wasserfest, der Lektüre in der Wanne, am Pool oder Strand steht also nichts im Weg. Wobei sich die Zertifizierung auf Süßwasser bezieht, ein Bad im Meer sollte man also vermeiden. Ein paar Spritzer kann der Colorsoft aber locker ab.

Tipp: Wer die Farbdarstellung nicht braucht, ist mit dem günstigeren Kindle Paperwhite Signature Edition für rund 200 Euro gut bedient. Der bietet ebenfalls ein 7-Zoll-Display mit 300 ppi Auflösung, 32 GB Speicher sowie die automatische Anpassung der Beleuchtung und der Farbtemperatur. Mangels Farbe hält der Paperwhite Signature Edition sogar bis zu 12 Wochen durch.

Fazit: Toller E-Reader für alle Genres

Mit dem Kindle Colorsoft Signature Edition lassen sich nicht nur Texte in hervorragender Qualität lesen, auch Graphic Novels, Comics und Illustrationen bekommen dank der Farbdarstellung nun auch im Kindle-Kosmos eine adäquate Bühne. Komfortfunktionen wie die automatische Anpassung von Helligkeit und Farbtemperatur sind im Alltag Gold wert. Viel Speicher, eine hohe Auflösung und das handliche, wasserfeste Gehäuse sind weitere Pluspunkte. Mit knapp 290 Euro hat der Colorsoft allerdings seinen Preis, zumal Lektüre nur über Amazon gekauft werden kann.