Bang & Olufsen Beoplay HX im Test
Der ANC-Kopfhörer Bang & Olufsen Beoplay HX verfügt nicht nur über einen starken Akku. Nachhaltige HiFi-Fans können diesen sogar austauschen lassen.

Die Grenzen zwischen Privatleben und Arbeit verschwimmen immer mehr. In Zeiten von Corona fragen sich tatsächlich viele Menschen: Habe ich mein Home im Office oder mein Office im Home? Wo die Reise in Zukunft hingeht, ist noch nicht ganz raus. Fest steht aber: Wir sind alle deutlich mobiler geworde...
Die Grenzen zwischen Privatleben und Arbeit verschwimmen immer mehr. In Zeiten von Corona fragen sich tatsächlich viele Menschen: Habe ich mein Home im Office oder mein Office im Home? Wo die Reise in Zukunft hingeht, ist noch nicht ganz raus. Fest steht aber: Wir sind alle deutlich mobiler geworden und arbeiten längst nicht mehr nur im Büro, sondern oftmals auch unterwegs und nicht selten zu Hause. Unserer Arbeit möchten wir aber gerne ungestört nachkommen, egal wo.
Für alle genannten Szenarien bietet der dänische Hersteller Bang & Olufsen (B&O) laut eigenem Marketingversprechen den stets passenden Active-Noise-Cancellation-Kopfhörer: den neuen Beoplay HX für 500 Euro. Er soll „einen aus dem Lärm des Alltags entfliehen lassen“, wie es in der Pressemitteilung fast schon poetisch heißt.
Die Presseunterlagen für den Beoplay HX unterschlagen aber einen wichtigen Punkt – einen, der für die stereoplay-Leser durchaus bedeutsam ist, nämlich die Möglichkeit, den integrierten und nicht verklebten Akku austauschen zu können. Womit das Headphone von B&O quasi nebenbei aufwarten kann, entpuppt sich in der Branche als die Ausnahme von der Regel.
Sollten wir einen anderen Hersteller, der ebenfalls Kopfhörer im Programm hat, bei denen man den Akku austauschen kann, übersehen haben, entschuldigen wir uns. Doch, ehrlich gesagt, haben wir nicht nur lange recherchiert, sondern dabei leider auch feststellen müssen, dass die B&O-Konkurrenz diesen Punkt komplett vernachlässigt, beziehungsweise lieber damit argumentiert, dass die Hardware ohnehin nicht so lange durchhält wie ein Akku.
So kann man sich des Themas natürlich auch annehmen. Bereits hier verdient der Proband von B&O Lob, findet der Autor. Mal sehen, was der in den Farbvarianten Black Anthracite, Sand und Timber erhältliche Däne sonst noch so alles zu bieten hat.

Ein Headphone, das sich für Freizeit und Job gleichermaßen gut eignet, muss eine Reihe von Voraussetzungen erfüllen: Aktive Geräuschunterdrückung, Akku-Power, einfache Bedienung, hohen Tragekomfort, gut funktionierende Telefonfunktionen und, last, but not least, erstklassigen Klang in Kombination mit der bestmöglichen Sprachübertragung. Gehen wir die Punkte alle mal durch.
Extrem gute Akku-Leistung
Über die kostenlose B&O-App, die, nebenbei bemerkt, schön aufgeräumt daherkommt und während des Tests absturzsicher funktionierte, können HX-Besitzer die adaptive Geräuschunterdrückung (ANC) in ihrer Intensität regeln oder auf den Transparentmodus umstellen. In der App, die sich der Autor auf sein iPhone SE der neuesten Generation lud, finden sich darüber hinaus diverse Klangprofile, die nicht nur on the road nützlich sind (Optimal, Commute, Clear, Workout und Podcast).
Apropos unterwegs sein: Die Akku-Leistung des nur 285 Gramm schweren Beoplay-Geräts beläuft sich auf sehr souveräne 35 Stunden. Im reinen Bluetooth-Betrieb ohne ANC sind es sogar 40 Stunden. Vollgeladen ist das Headphone dagegen schon nach drei Stunden.
Guter Tragekomfort
Der Schreiber dieser Zeilen besitzt einen großen Kopf und ist daher was den Tragekomfort von Kopfhörern angeht ein gebranntes Kind. Der Beoplay HX war in dieser Hinsicht Balsam; er zwickte auch nach Stunden nicht. Seinen Druck auf die Ohren kann man selbst beim Tragen einer Arbeitsplatzbrille als absolut vertretbar bezeichnen. Da seine edlen Polster außen aus weichem Lammleder und innen aus Memoryschaum gefertigt sind, passen sie sich den Ohr-Rundungen über die Zeit gut an. Störendes Schwitzen verhindern die hochwertigen Naturmaterialien.

Hohe Sprachverständlichkeit
Da B&O mit dem Beoplay HX stark in Richtung Geschäftsreisende und Pendler schielt, statten die Dänen den Over-Ear-Hörer gleich mit vier Mikrofonen aus. Diese sorgten im Praxistest für eine wirklich sehr gute Sprachübertragung beim Telefonieren. Der subjektive Eindruck des Autors wurde im stereoplay-Messlabor bestätigt: Im Protokoll bemerkten die Labor-Kollegen „hervorragende Sprachverständlichkeit“.
Durchtrainierter Klang
Hört man mit dem Beoplay HX Musik, fällt schnell auf, dass er im Grunde seines Herzens eine ehrliche Haut ist: Bässe dickt er nicht allzu groß auf, Mitten hält er nicht zurück, Höhen übertreibt er auch nicht. Damit eignet sich er sich perfekt für genreübergreifende Klangerlebnisse.
Klassik, Jazz, Soul, Pop, Elektronik: Alles brachte das noble Nordlicht, das die Codecs aptX, AAC und SBC verarbeiten kann, warm, ausgewogen und immer angenehm ans Ohr des Autors. Das tönte bei ihm aber nie nur korrekt, sondern dank der hochbelastbaren 40-Millimeter-Treiber mit Neodym-Magneten und Bass-Öffnungen immer auch frisch, knackig und druckvoll. Bei längeren Hörsitzungen erwies sich die Abwesenheit von größeren Effekten als sehr vorteilhaft. Wer Rock- und Pop-Musik gerne vollfett genießen möchte, der sollte sich besser woanders umsehen.

Ziemlich beeindruckend war das hohe Maß an Durchhörbarkeit und Detailreichtum des Beoplay HX. Wie er sich durch die zahlreichen Basslinien des Faithless-Klassikers „Insomnia" durcharbeitete, das war klasse. Da konnte man die einzelnen Tieftonschichten und viele aufnahmetechnische Details sehr schön differenziert wahrnehmen.
Leichte Schwächen beim Active Noise Cancelling
Was Geräuschunterdrückung angeht, bietet der Beoplay HX gute, aber keine Top-Qualität: Aufgrund der leichten Bauweise, die wenig Eigenmasse bedeutet, ist seine passive Geräuschunterdrückung für einen Over-Ear-Hörer nur gering. Und auch im ANC-Modus zeigten sich kleinere Schwächen: So hatte der Schreiber bei einem Stadtspaziergang den Eindruck, dass die Dämpfung insbesondere bei Brumm- und Motorgeräuschen nicht perfekt war.
Der Grund dafür dürfte aber in einer Resonanzfrequenz zu suchen sein, die zwischen 150 und 200 Herz liegt, verursacht durch die Ohrmuscheln. Diese Resonanzen kann auch das ANC nicht voll ausgleichen. Windgeräusche hingegen meisterte der HX gut, und auch der Transparenzmodus konnte überzeugen.
Musikliebhabern und Flugreisenden bietet der HX sogar die Möglichkeit, analoge Audioquellen über ein mitgeliefertes Mini-Klinkenkabel abzuspielen. Hier gab es kaum einen Unterschied zu vermelden, lediglich HighRes-Audio-Material via FLAC-Player konnte eine kleine Klangreserve herauskitzeln, die über den Bluetooth-Betrieb verborgen blieb. Der ANC-Modus funktioniert selbstverständlich auch im Kabel-Betrieb. Nur beim Batteriewechsel kann man noch nicht dem „Lärm des Alltags“ entfliehen.
Fazit
Der B&O Beoplay HX ist edel verarbeitet und eignet sich dank hohem Tragekomfort, ausgeglichener Musikwiedergabe und toller Sprachverständlichkeit beim Telefonieren perfekt für moderne Arbeitsnomaden. Sein ANC funktioniert gut, kann aber die kleine Dröhnschwäche der Hörmuscheln nicht voll kompensieren. Vorbildlich: Den Akku tauscht B&O im Service aus.