BQ Aquaris M10 im Test
Auf dem ersten Ubuntu-Tablet BQ Aquaris M10 zeigt das noch junge Betriebssystem Ubuntu Touch im Test kuriose Schwächen. Dabei ist die Hardware solide.

Das BQ Aquaris M10 ist in vier Versionen zu Preisen zwischen 229 und 279 Euro erhältlich. Zwei davon mit HD-Display und 5 beziehungsweise 2 Megapixeln für Haupt- und Frontkamera. Die anderen beiden bieten 8 und 5 Megapixel, Full-HD und eine höhere Taktung bei ansonsten gleichem Chip v...
Das BQ Aquaris M10 ist in vier Versionen zu Preisen zwischen 229 und 279 Euro erhältlich. Zwei davon mit HD-Display und 5 beziehungsweise 2 Megapixeln für Haupt- und Frontkamera. Die anderen beiden bieten 8 und 5 Megapixel, Full-HD und eine höhere Taktung bei ansonsten gleichem Chip von Mediatek. Je ein HD- und ein Full-HD-Tablet sind Lollipop-Androiden mit FM-Radio und Dolby-Atmos. Die anderen beiden sind taufrische Ubuntu-Tablets, ohne Radio, ohne Dolby - aber dafür mit zahlreichen Macken.
Äußerlich präsentiert sich das Aquaris M10 zunächst mal dezent schick: Das Chassis und die wenigen, gut sitzenden Schalter sind mattschwarz gehalten, die Rückseite zeigt unauffällig den hierzulande noch wenig bekannten Namen des spanischen Herstellers BQ. Auf der Vorderseite symbolisieren die nur scheinbar willkürlich angeordneten Punkte des Logos das, was auf dem beschichteten Display zum Glück nur selten Spuren hinterlässt: fünf Finger auf einem Touchdisplay. Da passt es doch offenbar gut, dass BQ der erste Hersteller ist, der das noch junge Betriebssystem Ubuntu Touch auf ein Tablet bringt. So weit, so gut. An der Endkontrolle der Spanier hapert es allerdings noch gewaltig: Das schöne Rechenbrett verhält sich ganz schön zickig, wie sich im Test schon bald herausstellt.

Ubuntu-Konvergenz
Das Testgerät ist die besser ausgestattete Ubuntu-Edition mit der jeweils höheren Auflösung von Kamera und Display. Der Arbeitsspeicher ist mit 2 Gigabyte bei allen gleich. Von der 16 Gigabyte großen eMMC lässt Ubuntu etwa 10 Gigabyte übrig. Was nicht gefällt: dass der Slot für eine optionale Micro-SD ungeschützt ist; bei vielen Herstellern haben sich eine Abdeckung oder ein Schlitten etabliert. Dafür besitzt das Aquaris M10 einen inzwischen seltenen HDMI-Ausgang, der für die Konvergenz von Ubuntu Touch eine wichtige Bedeutung hat: Verbindet man das Tablet mit einem externen Monitor, aktiviert sich auch im Test erfolgreich der Ubuntu-Desktop mit Anwendungsfenstern.
Die Installation von Linux-Programmen über die Apps aus dem Ubuntu-Store hinaus ist allerdings nicht vorgesehen und erfordert entweder Systemkenntnis oder einen guten Ratgeber. Hier beginnen dann aber auch die Probleme: Die Desktop-Programme, die auch im Tablet-Modus starten, und von denen auch einige vorinstalliert sind, verwenden kleine Schriften, die nicht skaliert werden und auf dem 10-Zöller schwer lesbar sind. Die größere Hürde ist allerdings, dass man sie ohne externe Tastatur nicht nutzen kann: Bewegt man den Cursor auf ein Textfeld, springt beim Testgerät keine virtuelle Tastatur an.
Damit fällt der vorinstallierte Firefox im Solo-Betrieb aus. Der Ubuntu-Store führt keine adäquate Browser-App, die nicht jedweden Link wieder im vorinstallierten Browser öffnet. Kann der Anwender den Standard-Browser nicht selbst bestimmen, was bekannterweise auch bei iOS der Fall ist, erfährt die Handhabung bereits eine leichte Abwertung. Führt dann eine einfache Funktion wie ein Screenshot wiederholt zum Absturz, fahren die Punkte schon deutlicher gen Keller.

Es folgten Kuriositäten wie ein um 90 Grad gedrehtes Motiv im Kamerafenster des Ubuntu-Desktops, der wiederum nur deshalb aktiviert werden musste, weil sich im Tablet-Modus das Kamera-Menü nicht öffnete. Guten Gewissens empfehlen kann man die BQ Aquaris M10 Ubuntu-Edition also nicht. Da einige der Schwächen bereits im ersten Praxistest bei der Vorstellung des Tablets auf dem Mobile World Congress auffielen, stellt sich die Frage, warum die Software-Entwickler die Zeit nicht genutzt haben, um das System zu verbessern.

Fazit: Noch nicht konkurrenzfähig
Schade, denn die Hardware von BQ ist solide und fährt im connect-Labor rettende Punkte ein. Die Lautsprecher haben einen guten Klang. Allerdings täte ihnen in den Bässen ein wenig Verstärkung gut - oder die Dolby-Unterstützung, die den Androiden zuteil wird. Deren FM-Tuner steckt übrigens auch in der Ubuntu-Edition - allein eine Radio-App fehlt, um ihn anzuzapfen. Auch die vielen Ruckler und Verzögerungen können kaum Mediateks MT8163A zugeschrieben werden, der unter anderem einige Acer-Tablets anstandslos bedient.
Bleibt zu hoffen, dass den weltweit 30 Millionen Ubuntu-Usern wie auch interessierten Neulingen im nächsten Wurf eine stabilere Software geboten wird.